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Miete statt Kauf kann oft die bessere Lösung sein

SAP schnürt dem Mittelstand attraktive Programmpakete
Miete statt Kauf kann oft die bessere Lösung sein

Die SAP AG hat nicht nur den Markt für unternehmensweite Anwendungssoftware mitbegründet – sie beherrscht ihn auch. Zunehmend orientieren sich die Walldorfer an den Bedürfnissen des Mittelstands. Gerade kleinere Betriebe sollen von maßgeschneiderten Paketen und Angeboten profitieren.

Von unserem Redaktionsmitglied Dietmar Kieser

Hartmut Esslinger ist ein mittelständischer Unternehmer. Von Altensteig aus hat der Schwarzwälder unter seinem Markenzeichen, einem grasgrünen Frosch, die Welt erobert. Die Dienste von Esslingers Frog Design, wie die deutsch-amerikanische Kreativcrew sich nennt, sichern sich vor allem Branchenfürsten gern. Apple, Sony, Lufthansa & Co. wissen um das Ideenpotential der „Frösche“.
Deren Vorstellung von benutzerfreundlicher Produktgestaltung fiel auch bei dem Walldorfer Softwarekonzern SAP auf fruchtbaren Boden. Objekt der plötzlich erwachten Begierde: die Nutzerschnittstelle der betriebswirtschaftlichen Standardsoftware R/3. Profi-Usern bereitet das in mehr als 100 Ländern rund 22 000 Mal installierte Erfolgsprogramm kaum Probleme. Im Umgang mit Masken und hierarchischen Menüs sind die Experten in den Abteilungen der Konzerne fit. Doch seit der Wachstumsmotor durch Lizenzkäufe der Großanwender nicht mehr so hochtourig läuft wie gewohnt, besinnen sich die erfolgsverwöhnten SAP-Manager eines Segmentes, in dem sie immer besser Fuß fassen: dem Mittelstand.
Als Generator für weiteren Umsatz taugen dort weder das alte R/3-Gesicht noch die Komplexität des Programmpakets R/3. Gemeinsam mit den Frog-Designern verbesserten die Nordbadener deshalb das Antlitz ihrer hochintegrierten Software. Sie optimierten das Design und machten das Paket überschaubarer. Jetzt gleicht die Bedienung dem Navigieren mittels einer Browser-Oberfläche.
Der Name dieser Benutzerschnittstelle, im Branchen-Jargon Front-end genannt, ist Programm: Enjoy-SAP. Besonders neue Anwender in den mittelständischen Betrieben sollen angesprochen werden. „Dort kommen immer mehr Gelegenheitsnutzer und Computerneulinge hinzu”, weiß Vorstandssprecher Hasso Plattner. Auch im Mittelstand ist SAP eindeutiger Marktführer. Ergeben hat dies eine Umfrage des Konradin Verlags, in dem auch der Industrieanzeiger erscheint; einbezogen waren rund 1500 Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes mit mehr als 100 Mitarbeitern. Jetzt wollen die Walldorfer ihren 21prozentigen Marktanteil bei unternehmensweiten Komplettlösungen mit Hilfe eines Bereichs ausbauen, der nach Angaben von SAP allein in Deutschland rund 100 000 Betriebe umfassen soll. Gemeint sind „Unternehmen, die einen Jahresumsatz zwischen 5 und 25 Millionen Mark erwirtschaften“, steckt Plattners Co-Vorstandssprecher Henning Kagermann das Terrain ab.
Auf die Bedürfnisse dieser Anwender zielt ein Angebot namens SAP.readytowork. Im Gegensatz zur klassischen R/3-Software werden im Rahmen dieses Programms durch SAP-Partner Lösungen für den Mittelstand erstellt. Der Kunde erwirbt ein auf sein Unternehmen und seine Branche maßgeschneidertes Komplettprogramm, das er sich aus Modulen zusammenstellen kann. Insbesondere die branchenspezifische Benutzeroberfläche wird so abgestimmt, daß sie für den User im Kleinbetrieb leicht bedienbar ist und ihm einen umfassenden Überblick über seine Geschäftsprozesse bietet. Vertrieb und Implementierung übernehmen auf bestimmte Branchen spezialisierte SAP-Partner, die sogenannten R/3 SAP-Systemhäuser und SAP Partner Mittelstand. Auch „kürzere Einführungszeiten”, wie Kagermann verspricht, sollen potentielle Anwender zu R/3 locken.
Bereits heute unterbreiten die Nordbadener ihrer Mittelstandsklientel ein weiteres Angebot: Kunden mit begrenzten IT-Ressourcen können ihr SAP.readytowork-Paket auslagern, es auf den Anlagen eines Serviceleisters betreiben und über Netz auf diese Lösung zugreifen. Dieses Outsourcing-Modell nennt sich Application Hosting. Der Kunde zahlt einen Komplettpreis pro User und Monat. Im nächsten Jahr wird dieser Zugriff auch via Internet möglich sein. Wichtigster Partner ist die Deutsche Telekom, die als Anbieterin des R/3-Betriebs fungiert und die für R/3 notwendige Verfügbarkeit und Sicherheit herstellen soll. Damit die Betreuung klappt, stehen ihr Beratungshäuser und Entwicklungsdienstleister mit SAP-Know-how zur Seite.
Firmenchefs, die die Möglichkeiten des SAP-Produktes als Angebot vorab testen wollen, können dies künftig über den Internet-Dienst „Mysapcom Application Hosting”. Nach erfolgtem Test läßt sich per Fragebogen die passende Branchenlösung ermitteln. SAP oder die Partner implementieren das Programmpaket sodann auf eigenen Rechnern und betreiben es, bis es stabil läuft. Der Anwender muß nur noch entscheiden, ob er sein voreingestelltes R/3-System künftig selbst betreibt oder es an einen Servicepartner auslagert.
Die Absicht ist klar – und sie könnte gelingen: Das Neugeschäft würde dem Softwarekrösus SAP weitere Marktanteile sichern. Und dies in einem Anwenderkreis, der sich beim Einsatz integrierter Programmpakete bislang eher verhalten zeigt. Aber auch der kleinere Mittelständler wäre Nutznießer. Wer R/3 über das Internet anmietet, den könnte diese Lösung mitunter billiger kommen als der Betrieb des Programmpakets über Server im eigenen Haus.
1972
Hasso Plattner und Dietmar Hopp gründen mit weiteren drei ehemaligen IBM-Mitarbeitern in Weinheim die Firma „Systemanalyse Programmentwicklung”. Für das Chemiefaserwerk ICI entwickelt das Quintett das System R. Das R steht für Realtime.
1976
Umfirmierung in „Systeme, Anwendungen, Produkte in der Datenverarbeitung”, kurz SAP. Mit 25 Mitarbeitern erwirtschaftet die GmbH einen Umsatz von 3,81 Mio. DM.
1977
Der Firmensitz wird von Weinheim nach Walldorf verlegt.
1980
Das erste eigene Firmengebäude in Walldorf. Ende des Jahres zählen 50 der 100 größten Industrieunternehmen in Deutschland zum Kundenkreis
1981
Das auf eigenen Mainframes überarbeitete System R wird vollständig überholt und als R/2 auf dem Markt angeboten. Fortan sind jährliche Umsatzsprünge von mehr als 40 % keine Seltenheit mehr.
1984
Erste ausländische Niederlassung in der Schweiz.
1986
Das Grundkapital wird von 500 000 auf 5 Mio. DM aufgestockt. Erster Auftritt auf der IT-Messe Cebit in Hannover.
1988
Umwandlung in eine Aktiengesellschaft. Das Grundkapital wird auf 60 Mio. DM aufgestockt. Im Oktober Gang an die Börse. Dietmar Hopp rückt an die Spitze. In Philadelphia wird SAP North America gegründet.
1991
Auf der Cebit wird das R/3-System vorgestellt. Das auf Unix laufende Client/Server-Konzept schlägt wie eine Bombe ein.
1992
Die Auslieferung von R/3, einer kaufmännischen Anwendung für netzbasierte Rechner, beginnt. Eine neue Stufe des Wachstums setzt ein.
1996
Vorstellung des Konzepts Business Frameworks. R/3 läßt sich jetzt in Komponenten zerlegen. Nur noch jene Teile des Systems sind einzurichten, die in Unternehmen gerade benötigt werden. Zusätzliche Module lassen sich jederzeit integrieren.
1997
SAP erklimmt Platz fünf in der internationalen Rangliste der größten Softwareschmieden und ist in 40 Ländern vertreten.
1998
Die beiden SAP-Mitbegründer Dietmar Hopp und Klaus Tschira scheiden aus dem Vorstand aus. Zum neuen Sprecher an der Seite von Hasso Plattner wird Prof. Dr. Henning Kagermann berufen. Im August erlebt die New York Stock Exchange bei der Notierung der SAP-Aktie die bis dato größte Börseneinführung in ihrer Geschichte. Allein in diesem Jahr schaffen die Walldorfer in Deutschland rund 2000 neue Arbeitsplätze. Seit Version 3.1 ist R/3 internetfähig. Die Enjoy-SAP-Initiative zielt ab auf eine vereinfachte, interaktive Bedienoberfläche.
1999
R/3 wird auf das offene Betriebssystem Linux portiert. New-Dimension-Initiative als breitangelegte Produktoffensive. MySAP.com, eine Strategie für die Geschäftsabwicklung über das Internet, wird angekündigt. Mit weltweit mehr als 22 000 Mitarbeitern geht SAP ins nächste Jahrhundert.
Industrieanzeiger
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