Sein Wissen um das technische Fachwort war den Lesern des Industrieanzeiger mehr als 30 Jahre von Nutzen. Jetzt setzt sich Henry G. Freeman zur Ruhe.
Chefredakteur Dr. Rolf Langbein
Henry G. Freeman ist zu Beginn des Jahres in den wohlverdienten Ruhestand getreten. Seit mehr als 30 Jahren war er ständiger Mitarbeiter des Industrieanzeiger als Autor der erfolgreichen Serie „Das Englische Fachwort“. Das Interesse der Leser an den nach Fachgebieten gegliederten Glossaren war über die Jahre hinweg anhaltend groß. Auf diese Weise hat Freeman mit dazu beigetragen, die Leser noch stärker an den Industrieanzeiger zu binden.
Kurz vor Vollendung seines hundertsten Lebensjahres blickt Freeman auf ein Lebenswerk zurück, das über mehr als ein halbes Jahrhundert der technischen Kommunikation rund um den Globus einen großen Dienst erwiesen hat. Dabei war sein Weg als Fachwortautor keineswegs vorgezeichnet.
Der Sohn eines irischen Vaters zog in jungen Jahren, bedingt durch die Wirren des ersten Weltkrieges, durch viele Länder, bis er 1928 sesshaft wurde. Nach langjähriger Tätigkeit im Ausland, unter anderem als shipping clerk und als Journalist, fand Freeman den Schwerpunkt seiner beruflichen Neigung in einem amerikanischen Konzern. Hier erwarb er im Laufe von zehn Jahren das technische Sachwissen, das Voraussetzung für seine spätere Lebensaufgabe war.
Bedingt durch seine dreisprachige Kommunikationsfähigkeit, erkannte Freeman frühzeitig die damaligen Unzulänglichkeiten technischer Fachwörterbücher und beschloss die Herausgabe eigener Werke. Einige davon wurden Ende des zweiten Weltkrieges von Amerikanern und Russen als Kriegsbeute konfisziert. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte gab Freeman neben seiner beruflichen Tätigkeit 22 weitere englische Lehr- und Fachbücher heraus.
Auf Anregung der Industrie- und Handelskammern setzte Freeman die bereits vor dem zweiten Weltkrieg abgehaltenen Sonderlehrgänge für technisches Englisch in allen deutschen Industrieregionen fort. Dabei richtete er die englischen Vorträge stets nach der industriellen Struktur der einzelnen Länder aus.
Anfang 1952 übernahm Freeman auf Wunsch des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) die fremdsprachliche Überprüfung des gesamten Werbematerials der deutschen Exportfirmen. Diese Sisyphusarbeit konnte er nur dank der Mitarbeiter des Ende 1938 gegründeten Institutes für technische Übersetzungen durchführen. Von den eingesandten rund 4000 oft mehrsprachigen Katalogen, Prospekten und anderen Werbemitteln erwiesen sich 72 % als makulaturreif.
Als terminologische Fundgrube erwies sich zwischendurch die Aufgabe der Übersetzung von knapp 3800 DIN-Normen in die englische Sprache. Dieses immer wieder neu generierte Vokabular machte er in seinen Glossaren englischer Fachbegriffe den Lesern des Industrieanzeiger zugänglich.
Das erfolgreiche Schaffen Henry G. Freemans zum Nutzen der Exportindustrie führte zu einer Reihe von Ehrungen. So wurde ihm auf Veranlassung des Kultusministeriums in Berlin in Anerkennung seiner Verdienste um die Exportwirtschaft vom Werberat der Deutschen Wirtschaft der Titel Dr. e.h. angeboten. Und 1958 schlug ihm die RWTH Aachen vor, den Lehrstuhl für technisches Englisch als Nachfolger des verstorbenen Professor Plessow zu übernehmen. Beide Ehrungen lehnte Freeman aus unterschiedlichen Gründen dankbar ab. Sein Motto: Mehr sein als scheinen.
Im Mai 1998 würdigte die Bundesrepublik Deutschland das Schaffen Freemans. Als Anerkennung für sein Lebenswerk erhielt er das Bundesverdienstkreuz.
Im Namen der Verlagsleitung des Konradin Verlags und der Redaktion des Industrieanzeiger danken wir Henry G. Freeman für die langjährige, erfolgreiche Zusammenarbeit. Nach einem arbeitsreichen Leben wünschen wir ihm Muße und alles Gute im wohlverdienten Ruhestand.
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