In der Krise sind die OEM aggressiver geworden, die Preisforderungen seien rational nicht mehr zu begründen. So oder ähnlich lauten Klagen von Automobilzulieferern in einer Studie des Beratungsunternehmen Oliver Weymann. In einer gemeinsamen Meldung des Industrieverbandes Blechumformung, des Fachverbandes Metallwaren und des Verbandes der deutschen Federnindustrie heißt es ferner: Der Zusammenhalt in der Krise ist passé, die Automobilhersteller setzen wieder auf Konfrontation mit ihren Lieferanten. Und weiter: Die Automobilhersteller würden seit Wochen ohne Rücksicht die Preise drücken und wirtschaftliche Risiken auf ihre Lieferanten verlagern.
Ist das jetzt wieder nur Lobbyarbeit oder steckt mehr dahinter? Leider scheint Letzteres der Wahrheit näher, eine faire Zusammenarbeit wieder in weite Ferne zu rücken. Natürlich kann man nicht pauschalieren, aber Einkäufer-Boni, Savings oder Ratio haben nur ein Ziel, nämlich Preise zu drücken. Noch dreister: Die Forderung, vor der Auftragserteilung Zahlungen an die Hersteller zu leisten, die das mehrjährige Ratiopotential widerspiegeln sollen. Entsprechend getrübt ist die Stimmung bei vielen Zulieferern, trotz der guten Konjunktur. Auf der einen Seite steigende Beschaffungskosten – etwa bei den Rohstoffen, auf der anderen Preisdrückerei der OEMs. Das kann trotz vieler Fortschritte in der Produktivität auf Dauer nicht gutgehen.
Dennoch machen die meisten mittelständischen Zulieferer dieses Spiel mit. Welche Alternative haben sie auch? Sich vielleicht von der Abhängigkeit der Automobilbranche lösen, ein breiteres Portfolio anbieten? Leicht gesagt, aber schwer umzusetzen. Und ob es in anderen Branchen viel besser ist, sei dahingestellt. Immer wenn Marktmacht auf kleinere und mittlere Zulieferer trifft, wird’s kritisch. Was bleibt, ist auf bessere Zeiten zu hoffen, und auf bessere Preise. Und natürlich die Fertigung so effektiv wie möglich zu gestalten.
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