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Mit Energie Menschen und Maschinen bewegen

100 Jahre deutsche ABB - Eine Geschichte mutiger Macher
Mit Energie Menschen und Maschinen bewegen

Am 15. Juni kann die deutsche ABB auf ihr hundertjähriges Bestehen zurückblicken. 100 Jahre – eine bewegte und ereignissreiche Zeit, eine Zeit voller Pionierleistungen und unternehmerischer Erfolge.

Von unserem Redaktionsmitglied Iris Frick

Wie der Vater so der Sohn. Charles E. L. Brown, Sohn von Charles Brown, der bis heute als der Schweizer-Maschinenbau-Pionier schlechthin gilt, war einer der Gründerväter und B-Geber der ABB. Sein Kompagnon der das zweite B lieferte, war Walter Boverie. Beide lernten sich Ende des 19. Jahrhunderts bei der Arbeit in der schweizerischen Maschinenfabrik Oerlikon kennen.
Der eine, Brown, war ein Genie auf dem Gebiet der Entwicklung von Geräten zur Erzeugung und zur Übertragung elektrischer Energie. Der andere, Boverie, erkannte die zahllosen Anwendungsmöglichkeiten für die neue Kraft. Schon damals dachten beide an die Gründung eines gemeinsamen Unternehmens.
Im Auftrag seines Arbeitgebers Oerlikon arbeitet Charles E. L. Brown an seinem ersten Coup: der Übertragung von Wechselstrom über größere Entfernungen. Bis dahin musste die elektrische Energie in unmittelbarer Nähe der Verbrauchsstelle erzeugt werden. Mit der Übertragung vom Wasserkraftwerk Lauffen bei Heilbronn zur Internationalen Elektrotechnischen Ausstellung 1891 in Frankfurt/M. – eine Distanz von 178 Kilometern – bewies Brown die Machbarkeit und schrieb so Technikgeschichte.
Nur drei Wochen nach dem großen Erfolg auf der Ausstellung in Frankfurt gründete er zusammen mit Walter Boverie die „Kommanditgesellschaft Brown, Boverie Cie. (BBC)“ mit Sitz im schweizerischen Baden, für die er als ersten Auftrag ein Wasserkraftwerk baute. Noch im gleichen Jahr erhielt das junge Unternehmen den Auftrag für die Mitarbeit am Bau zweier elektrischer Lokomotiven. Wie bei den Wasserkraftwerken war dies der Beginn einer mehr als hundertjährigen Tradition.
Am 1. Dezember 1898 erhielt BBC von der Stadt Mannheim, gegen ein halbes Dutzend Mitbewerber, den Auftrag zur „Erstellung einer Drehstrom-Centrale für Licht, Kraft und Straßenbahn sowie die Errichtung einer Umformerstation für die letztere zur Umwandlung des Kraftstromes in Gleichstrom“. In einem zweiten Vertrag musste sich BBC dazu verpflichten, „am hiesigen Platze eine Fabrik für die Ausführung elektrischer Unternehmungen und Anlagen mit einem Grund-, Häuser- und Gewerbesteuerkapital von mindestens 1 000 000 Mark zu erstellen, dauernd in Betrieb zu halten und mindestens 500 Arbeiter in derselben zu beschäftigen“. Darüber hinaus hatte BBC seine Hauptverwaltung nach Mannheim zu verlegen.
Solide Arbeit war in den Gründerjahren gepaart mit Erfindergeist. So konnten die BBC-Ingenieure die aufstrebende deutschen Hüttenindustrie davon überzeugen, dass sie mit den gereinigten Abgasen ihrer Hochöfen Kessel feuern und damit Dampf oder Strom erzeugen konnten. Dadurch konnten die Hütten nicht nur ihren Strombedarf selbst decken, sondern gewissermaßen im Nebenerwerb elektrischen Strom in das öffentliche Netz einspeisen und damit in Krisenzeiten ebenso viel Geld verdienen wie mit der Herstellung von Roheisen.
Neben Turbinen und Generatoren produzierte das Unternehmen in der „elektrischen Abteilung“ während jener Zeit auch noch Maschinen für Förderanlagen, Walzwerke, Papierfabriken und chemische Anlagen.
Von Sommer 1914 bis nach Ende des Zweiten Weltkrieges dominierten Begriffe wie Inflation, Depression, Naziherrschaft und Krieg das unternehmerische Handeln der BBC.
Wiederaufbau und Wirtschaftswunder gingen Hand in Hand – und schrien förmlich nach Energie. Der Strombedarf stieg immens an und erforderte den Bau immer größerer und leistungsfähigerer Turbogruppen. Der Aufschwung im Bergbau, in der Stahlproduktion, den Zementwerken oder der Chemieindustrie und der damit verbundene größere Bedarf an elektrischern Ausrüstungen füllten die Auftragsbücher.
Auch in andere Arbeitsbereiche streckte BBC ihre Fühler aus: Industrieöfen, Braunkohlebagger, Nachrichtentechnik, Haushaltskühlschränke und die Herstellung „dekorativer Schichtpressstoffplatten“, die unter dem Markennamen Resopal in den Handel kamen. Heute wird Resopal in einem Atemzug genannt mit Nylon, Nierentisch und BMW-Isetta als die typischen Wirtschaftswunderlandprodukte.
Trotz aller Erfolge wurde die starke Abhängigkeit des Unternehmens von der Stromversorgung zum Verhängnis. Zu spät hatte sich BBC an die rückläufige Entwicklung im Kraftwerksmarkt angepasst und zu zögerlich auf neue Zukunftsmärkte reagiert.
Am 8. Juni 1988 kam deshalb das A zu den zwei Bs. BBC fusionierte mit der schwedischen Almänna Svenska Elektriska Aktiebolag (ASEA). Mit Beschluss der Hauptversammlung wurde aus der BBC Brown Boveri AG, Mannheim, mit gleichem Sitz die Asea Brown Boverie Aktiengesellschaft: ABB. Die Geschichte der deutschen BBC war zu Ende, die nicht weniger spannende Geschichte der deutschen ABB begann.
Industrieanzeiger
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