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Mit Jidoka und Andon geht alles besser

Toyota Produktions System: Fehler werden bereits im Keim erstickt
Mit Jidoka und Andon geht alles besser

Mit einem Mix aus japanischer Tradition und effizienter Produktionstechnik baut Toyota im französischen Ancenis Gabelstapler für Europa. Probleme in der Fertigung werden auf der Stelle gelöst – mit Hintergrundmusik.

Im französischen Ancenis baut Toyota seit zehn Jahren Gabelstapler für Europa. Zum Werk gehören neben der Produktionshalle verschiedene Bereiche wie Schweißerei, Lackiererei, Warenanlieferung, Ersatzteil- und Trainingszentrum sowie die Abteilung Konstruktion Special Design Requests (SDR), die spezielle Kundenwünsche umsetzen.

Der Produktionsfluss erfolgt geradlinig vom Wareneingang zur Auslieferung. Die externen Zulieferteile werden nach Anlieferung einer Qualitätskontrolle unterzogen. Dabei beschränkt man sich bei langjährigen Vorlieferanten und bei den Baugruppen aus der gegenüberliegenden Schweißerei auf Stichproben. Anschließend gehen die Waren in die Produktionsvorbereitung. Hier werden sie entweder direkt mit Kanban-Karten versehen und zwischengelagert oder sie gehen in die Vormontage, wo sie zu Baugruppen montiert werden und dann zusammen mit der Karte in das Zwischenlager wandern.
Die Mitarbeiter entnehmen sowohl Bauteile als auch Untergruppen aus dem Kanban-Zwischenlager und liefern sie direkt an die neben den Fließbändern angeordneten Abstellbereiche. Dort werden sie von den Mitarbeitern am Band entnommen und verbaut.
Aus der gegenüberliegenden Halle wird das Fahrgestell angeliefert und als erste Baugruppe auf das Band gesetzt. Separat angeliefert werden außerdem Reifen, Hubgerüste und Gegengewichte, die in einer nachgelagerten Produktionszelle angebaut werden. Alle Teile und Baugruppen sind bereits lackiert, bevor sie in die Produktion gehen. Am Ende der Fertigung erfolgen eine Sichtkontrolle und die Prüfung der Motoren inklusive Abgasmessung. Bevor die Stapler in das Auslieferungslager gehen, werden Hydrauliksystem, Bremsen und andere Baugruppen einem Funktionstest unterzogen.
Beim TPS werden generell unterschiedliche Produkte in einer Serie gefertigt. Im Werk in Ancenis sind dies verbrennungsmotorische Stapler und Elektrostapler aller Tragfähigkeitsklassen von 1,5 bis 5 t. Damit das TPS funktioniert, werden die Bauteile zeitnah angeliefert. So liegen für den ersten Schritt der Fertigung, bei dem das Fahrgestell aufgesetzt wird, die zum Stapler passenden Kabelbäume, Hydraulikschläuche und die Lenkachse am Arbeitsplatz bereit. Zudem lagern neben dem Band auch die Sätze für die folgende Staplerproduktion. Nach einer vorgegebenen Verweilzeit läuft das Band weiter und das Fahrgestellt erreicht die nächste die Position, wo die Folgebaugruppen eingebaut.
Auf diese Weise wird ein Stapler schrittweise fertig gestellt. Am Ende verlässt er als komplette Einheit das Band. Das TPS produziert auftragsbezogen mit kurzen Vorlaufzeiten. Aufträge werden in der Reihenfolge des Eingangs registriert, geplant und abgearbeitet. Die durchschnittlichen Lieferzeiten sind dadurch nach Ansicht von Toyota so kurz wie bei keinem anderen System.
Beim TPS gibt es für jeden Bereich und Handgriff eine detaillierte Aufgabenbeschreibung. Diese umfasst nicht nur die Montage von Bauteilen, sondern auch die vorgegebenen Kontrollschritte. Wird etwa an der ersten Position des Bandes das Fahrgestell aufgesetzt, der Kabelbaum und die Hydraulikschläuche verlegt, dann kontrollieren die Mitarbeiter gleichzeitig die Qualität der Lackierung und der Schweißnähte. Dieser Schritt wird als Jidoka oder auch „Management by View“ bezeichnet: Die Arbeit der vorhergehenden Gruppe wird durch die Folgegruppe überprüft.
Darin unterscheidet sich nach Ansicht von Toyota das TPS von allen anderen Produktionssystemen: Mögliche Fehler werden sofort festgestellt und behoben, damit sie nicht weiter im System mitlaufen. Durch die direkte Kontrolle während des Produktionsprozesses entfallen langwierige und aufwendige Tests und Qualitätskontrollen zum Ende der Produktion.
Im Fehlerfall drückt der Bandmitarbeiter einen Tastknopf an seinem Arbeitsplatz. Jetzt kommt das so genannte Andon zum Zuge. Das Andon ist eine Anzeigetafel, die über jedem Produktionsband installiert ist und einen Einblick in den aktuellen Produktionsstand gibt. Zudem ist jede Produktionszelle durch ein nummeriertes Feld gekennzeichnet, das durch den Tastendruck des Mitarbeiters aufleuchtet. Gleichzeitig setzt eine Hintergrundmusik ein, so dass Vorarbeiter und Meister auch akustisch darauf hingewiesen werden, dass ein Problem aufgetreten ist. Lässt sich das Problem nicht innerhalb der Taktzeit lösen, wird das Band angehalten und läuft erst nach der Beseitigung des Problems weiter.
Dies ist ein wesentlicher Unterschied zu allen anderen Produktionssystemen. Im TPS ist es wichtiger, dass fehlerlose Produkte weiter bearbeitet werden, als die vorgegebene Taktzeit einzuhalten. In anderen Fertigungsverfahren stehen Taktrate und Stückzahl im Vordergrund. In der Folge werden Kleinigkeiten in der Produktion übersehen, die dann nach Fertigstellung des Produkts repariert werden müssen.
Für jeden Handgriff gibt es eine detaillierte Beschreibung
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