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Mobile Funkterminals lenken den Warenfluss

Drahtlose Webpads vereinfachen Lagerlogistik in der Stahlindustrie
Mobile Funkterminals lenken den Warenfluss

Mobil ans Coil lautete der Logistik-Wunsch eines finnischen Stahlherstellers. Die Oberaufsicht über Wareneingang, Kräne und dem Stockyard-Management-System übernehmen Funk-Terminals. Über ein schnurloses Netzwerk in Breitbandtechnik vereinfacht Mobic viele Abläufe und macht flexibler, transparenter und effizienter.

Peter Kötzing ist freier Fachjournalist in Nürnberg

Der finnische Stahlhersteller Rautaruukki Steel hat sein Kaltwalzwerk modernisiert und sein Materialmanagement mit hohem Aufwand auf den neuesten Stand gebracht. Als erstes wurde das Stockyard Management Systems SI-Stoc der Nürnberger Siemens AG im Bereich der neuen Feuerverzinkungsanlage integriert. SI-Stoc dient dort als Bindeglied zwischen dem vorhandenen Produktionsleitsystem von Rautaruukki, den Steuerungssystemen der Hallenkrane und den führerlosen Transportfahrzeugen. Es plant die sowohl automatisch als auch manuell veranlassten Transportaufträge für Coils, überwacht den Ablauf und behält immer den Überblick über den aktuellen Lagerspiegel in den verteilten Lagern. So kann der Betreiber das Ein-, Aus- und Umlagern sowie das Verladen fertiger Produkte (Coils oder Tafelware) optimieren, komfortabel steuern und überwachen. Das Material wird dabei je nach Materialart und Produktionsfortschritt in Reihen mit einstellbarer Stapelhöhe oder in Zonen gelagert.
In der Anfang 2002 angelaufenen weiteren Ausbaustufe wurde SI-Stoc um die mobilen Webpads Mobic T8 (Mobile Industrial Communicator) ergänzt und damit die Funktionalität erheblich erweitert. Nach Abschluss dieser Stufe organisiert das System rund 80 % des gesamten Kaltwalzwerks. In abgegrenzten Fertigungsbereichen vollautomatisch betriebene Krane werden von dem Leitsystem mit Fahraufträgen versorgt. Dagegen ist es bei manuell geführten Kranen häufig sinnvoll, die Steuerung mit einer Bauchlade über Joystick vom Boden aus zu übernehmen.
Via Mobic kann nun der Fahrer diese Aufträge zeitsparend und komfortabel außerhalb seiner Kanzel ohne lästige Kabel durchführen. Verbunden wird der Steuerungs-PC in der Krankabine drahtlos mit dem mobilen Gerät am Boden. Der Touch-Screen ersetzt dabei die Fahrtastatur. Die Kommunikation mit allen drahtlosen Endgeräten erledigen ein Wireless LAN (Local Area Network) und mehrere Access Points (Radio Link Module mit integrierten PCMCIA-Karten) für den Übergang zwischen drahtlosem und drahtgebundenem Netzwerk. Das Netzwerk überträgt die Informationen störungssicher über den jeweils nächstgelegenen Access Point vom SI-Stoc zu den drahtlosen Endgeräten. Wie beim Mobilfunk wird der Bediener dabei per Roaming unbemerkt weitergeleitet, sobald er deren 50-m-Aktionsradius verlässt.
Auf diese einfache Weise sind sämtliche Auftragsdaten – wie Hol- und Zielort und Coil-Nummer – sowie die aktuellen Ist- und Zielkoordinaten des bedienten Krans am Boden verfügbar. Die Koordinaten werden im 100-ms-Takt aktualisiert, so dass beim „blinden“ Einlagern von Hand Materialschäden auszuschließen sind. Die Technik dahinter ist eine ausgereifte, auch für die extremen Umgebungsedingungen in Stahlwerken ausgelegte kabellose Netzwerktechnik nach IEEE 802.11b mit einer Übertragungsrate von bis zu 11 MBit/s.
Entscheidend für eine hohe Verarbeitungsgeschwindigkeit ist auch, dass Mobic die Daten über ein Java-Applet im Standard-Webbrowser erhält. Damit kann fast die gesamte Prozessorleistung und Speicherkapazität (32 MB Arbeitsspeicher) der auf Windows CE basierenden Webpads für weitere Applikationen genutzt werden. In der Planung für die nächste Ausbaustufe befindet sich bereits ein drahtloses Dialog- und Datenbanksystem auf der Basis von HTML-Oracle-Forms, das die Betriebsabläufe noch einfacher und sicherer machen wird.
Als weiteres Einsatzfeld für die mobilen Terminals bot sich bei Rautaruukki Steel der Wareneingang an. Eine klassische Schwachstelle in der Praxis war das Abweichen vom vereinbarungsgerechten Waggonspiegel, weil die Warmband-Coils selten in der angegebenen Reihenfolge ankommen und daher nicht automatisch per Kran entladen werden konnten. Hier kontrolliert jetzt ein Mitarbeiter mittels Mobic die Soll- und Ist-Positionen der Waggons oder der einzelnen Coils, editiert bei Bedarf vor Ort den Ladeplan und gibt Änderungen drahtlos an das SI-Stoc-System weiter. Der Entladeprozess wird entsprechend modifiziert und umgeplant. Danach kann der Bediener sofort das automatisierte Entladen initiieren.
Geplant ist auch, Gabelstapler im gesamten Kaltwalzwerk mit dem System zu steuern. Die Fahrer ließen sich auf diese Weise nicht nur drahtlos mit Transportaufträgen versorgen, sondern könnten sie auch mobil und flexibel durchführen. Betriebszeiten von bis zu 8 h machen die Terminals für eine ganze Schicht einsatzbereit. Große Speicherkapazitäten verarbeiten ganze Auftragslisten. Außerhalb der Reichweite des Wireless LAN können diese abgearbeitet, quittiert und zwischengespeichert und dann gesammelt abgeglichen werden.
Ein weiteres Beispiel wäre ein Auftrag an den Fahrer, einen bestimmten Auftrag vorzuziehen – alles ohne an einer Feststation zu stoppen und vom Stapler abzusteigen. Auch die regelmäßige Kontrolle und Aktualisierung der Lagerspiegel mittels Mobic bei Inventuren ist möglich. Der Bediener hat die Sollbelegung am Webpad auch grafisch vor Augen und kann Abweichungen sofort abgleichen. In einer weiteren Ausbaustufe ist auch die Ferndiagnose des Systems möglich.
Der Anwender: Markenstähle aus Finnland
Rautaruukki Steel ist ein führender Stahlhersteller im skandinavischen Raum. Er beschäftigt 12 500 Mitarbeiter und erzielte zuletzt einen Umsatz von rund 2,5 Mrd. Euro. Das Unternehmen verfügt über eigene Produktionsstätten in 14 europäischen Ländern und Verkaufsgesellschaften auf drei Kontinenten. Schwerpunkt im umfassenden Produktspektrum der Finnen ist die Entwicklung und Herstellung von
– Marken- und Spezialstählen,
– Flach- und Langstahlprodukten,
– warm und kalt gewalzten sowie beschichteten Feinblechen,
– geschweißten Stahlrohren und -leitungen sowie
– kalt geformten Stählen und Konstruktionsteilen.
Unverwüstlich im industriellen Einsatz
Der mobile Industrial Communicator aus dem Simatic-Net-Spektrum wiegt nur 1,7 kg und wurde gezielt für den industriellen Einsatz entwickelt. Das Gerät ist spritzwassergeschützt, temperaturbeständig und staubdicht. Es hält Vibrationen bis zu einer Beschleunigung von 150 m/s² stand und erfüllt außerdem die Anforderungen nach MIL-Standard 810 bis zu einer Fallhöhe von 2 m. Elektromagnetische Verträglichkeit wird mit einer maximalen Störaussendung gemäß Klasse B und einer Störfestigkeit bis 4 kV erreicht.
Für ergonomisches Bedienen und Beobachten stehen der 8,4″ (21,3 cm) große Farb-Touchscreen und zusätzliche Funktionstasten im rechten Griffteil. Die Grundausführung lässt sich vielseitig ausbauen, unter anderem mit zusätzlichem Flash-Speicher oder einem Barcode-Leser. Mobic verfügt über Schnittstellen für
– Infrarot zum schnellen bidirektionalen Datenaustausch mit Hosts (wie Notebooks)
– 10/100-Mbit/s-Ethernet zum Einbinden in herkömmliche Industrie- oder Büronetzwerke,
– RS 232-Standard zum Auslesen von Maschinendaten sowie
– USB für weitere Peripheriegeräte.
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 6
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