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„Modulare Werkzeugsysteme bieten ganz neue Möglichkeiten“

W&F Werkzeugtechnik-Chef Mirko Flam über modulare, angetriebene Werkzeuge fürs Drehen
„Modulare Werkzeugsysteme bieten ganz neue Möglichkeiten“

Clevere angetriebene Werkzeugsysteme eröffnen Drehmaschinenbetreibern große Potenziale. Welche das sind und wie sie sich heben lassen, erläutert Mirko Flam. Er ist Inhaber und Geschäftsführer der W&F Werkzeugtechnik GmbH in Großbettlingen.

Herr Flam, eine Spezialität Ihres Hauses sind modulare angetriebene Werkzeuge für Kurz- und Langdrehmaschinen. Was ist das Besondere an diesen Systemen?

Trotz ihrer kompakten Bauweise sind sie extrem steif und präzise. Sie übertragen große Kräfte und ermöglichen hohe Fräsleistungen. Die Rundlauf- und Wechselwiederholgenauigkeit liegt unter zwei Mikrometern. Das führt zu hochwertigen Bearbeitungen und langen Standzeiten der Fräser und Bohrer. Unsere Werkzeuge bauen sehr kurz und bieten dadurch maximale Freiheit beim Einsatz im Revolver von Drehmaschinen. Zudem ist der Wechselmechanismus sehr einfach, schnell und sicher zu handhaben. Die Folge sind kurze Wechsel- und Rüstzeiten und damit eine hohe Verfügbarkeit und Produktivität der Maschine.
Wie unterscheiden sich Ihre Antriebsaggregate von denen anderer Anbieter?
Wir nutzen eine spezielle Getriebetechnik. Unsere Werkzeuge haben mehr Lagerstellen als die Produkte des Wettbewerbs, insbesondere der Billiganbieter. Wir setzen bessere Lager und eine besondere Dichtungstechnik ein und verwenden ausschließlich hochwertige Komponenten. Nur so lässt sich die geforderte Qualität und Langlebigkeit sicherstellen.
Welche Vorteile haben modulare Systeme gegenüber Monoblock-Konzepten?
Gegenüber Monoblock-Werkzeugen bietet ein modulares System eine ganze Reihe von Vorteilen. Etwa die kurzen Wechsel- und Rüstzeiten, weil die Werkzeuge außerhalb der Maschine vorgerüstet werden können. Ein modulares System ist nicht nur kostengünstiger – der Nutzer kommt mit deutlich weniger Antriebsaggregaten aus und muss nur die erheblich günstigeren Adapter wechseln –, es bietet auch ganz neue Möglichkeiten. Ein Schrumpffutter beispielsweise ist als Monoblock-Werkzeug nicht machbar. Beim Erwärmen fürs Schrumpfen würde die Antriebseinheit thermisch viel zu sehr belastet. Erst mit den modularen Werkzeugen lässt sich die Schrumpftechnik sinnvoll auf Drehmaschinen nutzen, und das eröffnet neue Leistungspotenziale für Fräsoperationen auf Drehmaschinen. Diese Argumente führten in den letzten fünf bis sechs Jahren dazu, dass Monoblock-Konzepte zunehmend Marktanteile an modulare Lösungen verloren haben.
Sie haben für Ihren Modulbaukasten mit der Bezeichnung WFB eine spezielle Schnittstelle entwickelt…
…sie ist die Basis für die Leistungsfähigkeit unserer Werkzeuge. Durch den massiven Kurzkegel mit großer Plananlage und zylindrischem Abstützbund ist die kompakte Bauweise überhaupt erst möglich. Anders als bei Hohlschaftkegeln können wir die Spannflächen nach innen legen. Das ist der entscheidende Vorteil gegenüber dem HSK oder Capto. Beide bauen nach vorn auf und haben dadurch eine große Auskraglänge. Das schränkt die Bewegungsfreiheit des Revolvers ein. Aus unserer Sicht eignen sich diese beiden Schnittstellen im Drehbereich vor allem für stationäre Werkzeuge, während unser System für angetriebene Tools prädestiniert ist. Und gegenüber zylindrischen Schnittstellen liegt unser Vorteil in der deutlich höheren Rundlaufgenauigkeit. Die Unterschiede zu anderen Schnittstellen sind so groß, dass unser WFB-System in allen wichtigen Industrieländern patentiert oder zum Patent angemeldet ist.
Welche Möglichkeiten bietet das System?
Es umfasst rund 800 unterschiedliche angetriebene Werkzeuge sowie 500 verschiedene Adapter, die sich auf fünf Schnittstellengrößen verteilen. Bei den Antriebsaggregaten bieten wir gerade und abgewinkelte Ein- und Mehrspindler in den unterschiedlichsten Ausführungen und für alle gängigen Maschinenhersteller – von Gildemeister, Index oder Traub, über Tornos bis zu Mori Seiki, Okuma oder Citizen. Bei den Adaptern reicht das Angebot von Schrumpffuttern über Hydrodehn- und Weldonaufnahmen bis zu Spannzangen oder Fräsdornen. Auch spezielle Lösungen wie das Softsynchro-System, das wir gemeinsam mit Emuge entwickelt haben, gehören zum Portfolio. Selbstverständlich haben wir auch WFB-Adapter für HSK-, SK- oder Capto-Schnittstellen im Programm.
Wie wollen Sie sich mit Ihrer Schnittstelle gegen die etablierten und weit verbreiteten Systeme durchsetzen?
Die beschriebenen handfesten technischen Vorteile, die Langlebigkeit unserer Produkte und die Flexibilität unseres Modulsystems haben fast alle großen und namhaften Drehmaschinenhersteller überzeugt, mit uns zusammenzuarbeiten. So sind wir beispielsweise MSQP-Partner von Mori Seiki oder haben als Systempartner von Index Traub gemeinsam mit den Traub-Ingenieuren die Werkzeuge für den CNC-Drehautomaten TNL 18 entwickelt. Das Besondere an dieser Maschine ist, dass sie sich schnell von einem Lang- auf einen Kurzdreher – oder umgekehrt – umrüsten lässt. Insofern schließt sich hier der Kreis. Unser modulares Werkzeugsystem macht diese modulare Maschine noch flexibler. Dieses Vertrauen der wichtigen Maschinenhersteller bestätigt mir, dass wir auf einem guten Weg sind.
Wie sieht die Zukunft des Baukastens aus?
Unsere Systeme leben. Das gilt insbesondere für den WFB-Baukasten. Es sind noch viele Erweiterungen denkbar. So werden wir die Adaptervarianten und die Grundaufnahmen weiter ausbauen – etwa fürs Zirkularfräsen. Und es wird sowohl statische Halter als auch Plattensitzwerkzeuge mit WFB-Schnittstelle geben.
Für welche Anwender und wann rechnen sich hochwertige Werkzeugsysteme?
Maschine, Werkzeug und Spannmittel bilden eine Einheit. Nur wenn alle Elemente zusammenpassen, lässt sich die heute geforderte Leistung und Präzision abrufen. Und selbst für Anwender, die nicht die höchsten Genauigkeitsansprüche haben, rechnet sich ein hochwertiges angetriebenes Werkzeug. Schon allein deshalb, weil es ruhiger läuft und dadurch die Schneidwerkzeuge längere Standzeiten erreichen. Und das bedeutet, dass nicht nur die kürzeren Wechselzeiten, sondern auch eine erheblich geringere Zahl an erforderlichen Werkzeugwechseln zu deutlichen Einsparungen führt. Dadurch amortisieren sich hochwertige Werkzeuge sehr schnell. Das gilt insbesondere im Vergleich zu Monoblock-Systemen, bei denen der Werkzeugwechsel viel Zeit kostet.
Welche Ziele haben Sie sich unternehmerisch gesetzt?
In unserem Produktsegment streben wir ganz klar die Marktführerschaft an. Wir wollen weiter wachsen und in allen wichtigen Märkten weltweit präsent sein.
Industrieanzeiger
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