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Modulwechsel innerhalb von wenigen Minuten

Werkstückträger-Transportsystem ermöglicht flexible Abläufe
Modulwechsel innerhalb von wenigen Minuten

Ein Esslinger Zulieferbetrieb suchte nach Wegen, um neue und bestehende Produkte prozesssicher und wirtschaftlich herstellen zu können. Die Lösung basiert auf einem flexiblen Werkstückträger-Transportsystem für die auftragsorientierte Fertigung.

Edgar Grundler ist Fachjournalist in Allensbach am Bodensee

Von den Automobilzulieferern wird viel erwartet. Sie sollen über die Maßen flexibel sein und gleichzeitig Innovationskraft demonstrieren. Termintreue ist selbstverständlich das oberste Gebot. Dies alles geht einher mit knappen Kalkulationen und einer wachsenden Zahl an international agierenden Konkurrenten.
Diesen Druck bekam auch der Esslinger Zulieferer J. Eberspächer GmbH & Co. zu spüren, als die verbrauchsoptimierten Pkw-Motoren auf den Markt kamen. Es zeichnete sich ab, dass künftig mehr Zusatz-Heizgeräte in das Fahrzeug eingebaut werden müssen. Die von den Motoren freigesetzte Restwärme reichte nicht mehr aus, um die Fahrgastzelle mit dem erwärmten Motorkühlwasser zufriedenstellend aufzuheizen. Von dieser Entwicklung waren die Schwaben als Hersteller von Stand- und Zusatzheizungen, Schalldämpfern und Katalysatoren direkt betroffen.
Mitarbeiter sollten flexibel zum Einsatz kommen
Um neue und bestehende Produkte sowie deren Varianten und Baugruppen prozesssicher und wirtschaftlich herstellen zu können, wurde für die erforderlichen Produktions- und Montageeinrichtungen ein Projekt mit dem Namen „Logistikoptimierung“ aus der Taufe gehoben.
Das neue Konzept sollte zu einer möglichst kurzen und gerad-linigen Prozesskette führen. Als erstes wurde die Produktionssicherheit der Anlagen erhöht. Falls eine Einrichtung in Zukunft ausfallen sollte, sorgen Redundanzstrategien dafür, dass die Fertigung weiterläuft. Zudem sollten die Mitarbeiter flexibler zum Einsatz kommen. Dabei wurden variable Arbeitszeiten und eine weitgehende Humanisierung der Arbeitsplätze mit berücksichtigt. Die Variantenproduktion wurde aufgrund kürzerer Umrüstzeiten flexibler. Wichtig war den Esslingern, dass die Arbeitsplätze entkoppelt wurden: Es sollten grundsätzlich fertige Produkte entstehen, unabhängig davon, wieviele Mitarbeiter an dem Prozess beteiligt waren.
Wareneingang und Kontrolle sind in die Montage integriert. Gleichzeitig vereinfachte sich der Anlagenaufbau und wurde leichter beherrschbar. Das eigene Personal konnte fortan Störungen schneller beheben. Zusätzlich wurden die Durchlaufzeiten reduziert. Kurze Liefer- und Installationszeiten der Geräte und Anlagen sorgten für eine erhöhte Reaktionsfähigkeit. Diese Maßnahmen hatten spürbare Folgen: Die Bestände wurden geringer und damit auch die Menge des gebundenen Kapitals. Damit nahmen auch die Logistikkosten deutlich ab. Die Esslinger konnten ihre Serviceleistungen hinsichtlich Termintreue und Liefermengen verbessern.
Alle diese Aspekte sollten auch beim Installieren einer neuen Anlage mit berücksichtigt werden. Es handelte sich dabei um eine Produktionslinie für Zuheizer und Hydronic-Standheizer. Zudem sollte ein System realisiert werden, auf der Brennstoff-Dosierpumpen montiert werden.
Für Karl W. Geiß, Leiter Fertigungsplanung und Anlagenwirtschaft im Werk für Fahrzeugteile in Esslingen, war es ohnehin an der Zeit, die Organisation und somit die Ausrüstung der Produktions- und Montageanlagen in diesem Bereich auf eine neue Basis zu stellen. Die vorhandenen Anlagen hatten mittlerweile ein Alter von 20 Jahren erreicht und konnten den steigenden Bedarf kaum mehr bewältigen. Das neue Konzept sah vor, die Montageabläufe äußerst flexibel und variabel zu halten. Es musste beispielsweise möglich sein, innerhalb weniger Minuten veränderte Transportmodule in das Montagesystem einzubauen.
Geiß und seine Kollegen entschieden sich für die Werkstückträger-Transportsysteme WTS der Stein Automation GmbH aus Villingen-Schwenningen. Diese sollten die Basis für den Materialfluss in den entsprechenden Montageanlagen werden. „Die Technik ist für uns völlig neu. Wir realisieren damit unsere theoretisch vorgedachten Montagewege“, so Geiß. Das Ziel ist, die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen. Hierfür müssen Fehler schon beim Gestalten der einzelnen Aktivitäten weitgehend verhindert oder zu einem möglichst frühen Zeitpunkt beseitigt werden. Falls innerhalb der Prozesskette Bestände notwendig sind, sollen diese zu einem frühen Zeitpunkt gebildet werden. Die ausgewählten Werkstückträger-Transportsysteme boten dafür sowohl die mechanischen und antriebstechnischen als auch die steuerungs- und softwaretechnischen Voraussetzungen. Mit den Erfahrungen aus dem Aufbau einer Pilotanlage gewappnet, wurden die weiteren Anlagen ausschließlich mit dem WTS-System aufgebaut. Die robusten, praxisgerecht ausgelegten Standard-Transportmodule lassen höhere Trasportgewichte zu und sind einfach auszutauschen. Schließlich zeichnet sich die Transport- und Antriebsmechanik durch eine hohe Standzeit aus.
Die Anlage für die Montage der Zusatzheizungen, Standheizungen und Hydronic-Luftheizungen läuft im Zwei- und Drei-Schicht-Betrieb. Die Produktionsanlage für die Brennstoff-Dosierpumpen wird grundsätzlich dreischichtig betrieben. Das Werkstückträger-Transportsystem ist sozusagen der „Lebensnerv der Montage“.
Für Geiß und seine Mitstreiter war es von Anfang an wichtig, dass die Stein-Ingenieure die Sprache der Anwender verstehen: „Sowohl in der Projektierungsphase als auch im Servicefall hat die Zusammenarbeit gut geklappt. Die Fachkräfte von Stein reagierten schnell und kompetent. Angesichts der Komplexität der Funktionseinheiten, die in die Anlagen integriert wurden, darf der Umstieg von der konventionellen Montage auf die Linien-Transfermontage als gelungen angesehen werden.“ Derzeit sind in der Montagelinie für Brennstoff-Dosierpumpen zwölf Stationen realisiert. Diese bestehen aus drei Handarbeits-, zwei Halbautomatik- und sieben Vollautomatik-Stationen. Die Hydronic-Luftheizungen werden an insgesamt 22 Stellen fertig montiert. Zwischen 39 und 49 Teilen werden pro Gerät verbaut.
Kompetenz-Zentrum: Weltweit gefragter Partner
Seit über 130 Jahren im Familienbesitz, hat sich die süddeutsche Firma J. Eberspächer GmbH & Co. zu einem weltweit gefragten Partner der Automobilindustrie entwickelt. 22 Werke in 12 Ländern stellen eine breite Palette an Schalldämpfern, Stand- und Zusatzheizungen sowie Katalysatoren her. Allein 650 Mitarbeiter sind am Standort Esslingen am Neckar im Kompetenzzentrum Heizungssysteme beschäftigt, das sich mit motorunabhängigen Fahrzeugheizungen befasst. Dabei kommt Wasser oder Luft als Wärmeträger zum Einsatz. Standheizungen, Zuheizer und Komponenten wie zum Beispiel Brennstoff-Dosierpumpen gehören ebenfalls zum Repertoire. Rund 70 % der Heizsysteme gehen an die Erstausrüster.
Um auch für zukünftige Aufgaben gerüstet zu sein, haben die Esslinger das Projekt „Logistikoptmierung“ aus der Taufe gehoben. Das neue Konzept führte zu kürzeren Prozessketten. Zusätzlich konnte die Produktionssicherheit der Anlagen verbessert werden. Fällt eine Einrichtung aus, so läuft die Fertigung trotzdem weiter.
Industrieanzeiger
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