Beim Nachwuchs fehlt das Interesse an den Ingenieurwissenschaften? Die Hennen aus dem Kinofilm „Chicken run“ könnten die Begeisterung für die Technik wieder wecken. Denn dass die Sympathieträger aus Plastilin ihrem tristen Hühnerhof entkommen, verdanken sie nicht zuletzt ihrem Wissen darüber, wie man Pastetenmaschinen lahmlegt, Schraubenschlüssel benutzt und den Stall zur Flugzeug-Montagehalle umbaut.
Ein paar Abstriche müssten die neu geworbenen Fans des produzierenden Gewerbes allerdings machen, wenn sie von der Leinwand zur Wirklichkeit wechseln. So viel Improvisation wie im Film kann sich kein Unternehmen leisten, das alle Möglichkeiten zum Rationalisieren wahrnehmen muss. Wie ein mittelständischer Werkzeughersteller auf diesem Weg vorankam, lesen Sie auf Seite 56.
Auch die Muskelkraft, die das schraubende Federvieh einsetzt, liegt heute nicht mehr im Trend. Mit einer Ausnahme: Für den 1999 vorgestellten pneumatischen Muskel gibt es inzwischen vielversprechende Anwendungen (S.72).
Was die Montage angeht, ist der Film näher an der Realität. Handarbeit wird geschätzt , wie sich auf der Sinsheimer Messe Motek zeigt: Experten loben hybride Anlagen, die von hochautomatisierten Fertigungsstraßen nicht verdrängt werden (ab Seite 8). Auch Mikrosysteme fordern die Montagetechnik heraus. Ein modulares Baukastensystem soll kleinen Unternehmen das Verwenden der Mini-Teile erleichtern. Den aktuellen Stand der Zusammenarbeit von Herstellern und Forschern beschreibt das Titelthema ab Seite 54.
Auf Teamarbeit gründet übrigens auch das Happy-End der Hühner-Saga: Nur durch gemeinsame Anstrengung gelingt die Flucht vor dem Beil. Und als Vorbild für den Nachwuchs ist die Rolle des leitenden Ingenieurs mit einer Henne besetzt.
Dr. Birgit Oppermann
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