Günstige und einfache Motoren sind weltweit in großen Mengen gefragt. Die technische Entwicklung hingegen spielt sich bei den Applikationsmotoren ab, wie Motoren-Experte Dr. Martin Doppelbauer betont.
Des Gespräch führte unser Redaktionsmitglied Dr. Birgit Oppermann birgit.oppermann@konradin.de
Herr Dr. Doppelbauer, welche Trends bestimmen die Entwicklung bei den Motoren?
Viele Konstrukteure legen heute Wert darauf, einen Motor zu bekommen, der ihren Vorgaben entspricht. Bei solchen Applikationsmotoren sehen wir von SEW-Eurodrive unsere Domäne. Der Anwender hat die Wahl, ob er eine Bremse vorsehen will oder nicht, kann die Position des Klemmenkastens variieren oder auf kompakte Bauformen zurückgreifen.
Wie stark ist die Nachfrage nach Energiesparmotoren?
Bisher sind die Motoren vor allem in den USA, Kanada, Großbritannien und Brasilien gefragt, wo Gesetze das Energiesparen zur Pflicht machen. In Deutschland werden einer ZVEI-Studie zu Folge generell noch sehr wenige eff1-Motoren eingesetzt, die weniger Energie verbrauchen als herkömmliche Produkte. Da sich hier in bestimmten Fällen Sparpotenziale ergeben, rechnen wir damit, dass unsere Produkte in Zukunft interessanter werden.
Sind für Sie Low-Cost-Motoren ein Thema?
Sicher, viele Anwender fordern einfachste Standardmotoren, die ausschließlich über den Preis verkauft werden, und machen auch Abstriche bei der Qualität. Das Mengenverhältnis zwischen High-Tech- und Einfachmotoren liegt weltweit etwa bei 1 zu 5. Besonders stark ist die Nachfrage nach einfachen Motoren in Mittel- und Osteuropa sowie China, weil dort Basiseinrichtungen gebaut werden. Dort ist auch der Kostendruck am größten.
Wie erfüllen Sie den Kundenwunsch nach preisgünstigen Antrieben?
Aus Entwicklungssicht ist das Thema Kosten von Standardmotoren weitgehend ausgereizt. Man könnte jedoch für ein ausgewähltes Produktsegment die Varianten stark einschränken, um Logistik- und Prozesskosten zu senken. Denn viele Anwender erwarten Standardmotoren, die um bis zu einem Drittel günstiger sind als anwendungsspezifische Motoren. In asiatischen Ländern, speziell in China, reagieren wir mit lokal gefertigten Motoren.
Werden Standards bald auf asisatischen Schlüsselmärkten definiert?
Seit einigen Jahren ist China der am schnellsten wachsende Markt für die Antriebstechnik. Wir sehen dort derzeit vor allem Bedarf an einfachen Antrieben, die ungeregelt oder mit einfachen, nicht vernetzten Umrichtern ausgerüstet sind. Es ist aber davon auszugehen, dass die Nachfrage für komplexere Antriebe zukünftig steigt. Japan hingegen ist heute schon weltweiter Markt- und Technologieführer bei Servomotoren und Servoachsen.
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