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Nach der Durststreckegroße Ziele im Visier

Scanlab: Erfolg durch Starthilfe mit Wagniskapital
Nach der Durststreckegroße Ziele im Visier

Innerhalb von sieben Jahren hat die Scanlab AG in Puchheim den steinigen Weg von der Geschäftsidee bis zum europäischen Marktführer geschafft. Entscheidend war die Starthilfe durch Wagniskapital. Jetzt expandieren die Laserspezialisten auf dem Weltmarkt.

Von unserem Redaktionsmitglied Tilman Vögele

Der Chef gibt sich aufgeräumt und optimistisch: Nach 14 Millionen Mark Umsatz 1998 sollen es in diesem Jahr 20 Millionen sein. „Wir finanzieren dieses Wachstum aus eigener Kraft, aus dem Cash-flow“, sagt Wilfried Stadlmair, Vorstandsvorsitzender der Scanlab AG in Puchheim, und präsentiert die Pläne für die nächste Expansionsstufe. Die Globalisierung soll vorangetrieben werden, auch Akquisitionen faßt er ins Auge. Lediglich der Mangel an Spezialisten bremse derzeit das Wachstum.
Im zehnten Jahr des Bestehens verfügt der Betrieb mit 35 Mitarbeitern nach eigenen Angaben in Europa über einen Marktanteil von 80 Prozent, wenn es um Systeme zum Positionieren und Ablenken von Laserstrahlen für die Industrie, Wissenschaft und Medizin geht. Daß sich die Scanlab AG heute als ein High-Tech-Unternehmen in der Wachstumsphase präsentiert, wäre ohne Venture Capital (VC), zu deutsch Risiko- oder Wagniskapital, nicht möglich gewesen.
Rein statistisch ist diese Entwicklung eher der Ausnahmefall. Experten gehen davon aus, daß zwei von zehn neugegründeten Unternehmen, die mit einer Finanzspritze von risikobereiten Kapitalgebern ausgestattet sind, den Erwartungen der Investoren gerecht werden. Das heißt: Sie werfen durch einen überproportional gestiegenen Unternehmenswert für den Investor Gewinn ab, wenn er wieder aussteigt.
Die meisten hoffnungsvoll gegründeten Jungunternehmen kommen mehr schlecht als recht über die Runden oder verschwinden bald von der Bildfläche. Viele junge Betriebe aus wachstumsstarken High-Tech-Branchen müssen mangels Eigenkapital recht früh wieder aufgeben. Die Pobleme ähneln sich, wie Scanlab-Chef Stadlmair weiß. Meistens dauere es länger als geplant, bis die Produkte technisch ausgereift sind. „Häufig warten die Kunden erst einmal ab oder die Innovationszyklen der Abnehmerbranche sind so lang, daß es unter Umständen Jahre dauert, bis ein potentieller Kunde tatsächlich einen Auftrag erteilt“, so Stadlmair. „Da benötigt man viel Geduld, und Geduld kostet Geld, weil die Fixkosten ja weiterlaufen.“ Für diese Durststrecke erhielt Scanlab im Jahr 1991 die Finanzspritze in Form von Venture Capital und eigenkapitalähnlichen Mitteln: jeweils 600 000 Mark von der privaten Gesellschaft Technologieholding VC GmbH in München und von der Technologie-Beteiligungsgesellschaft (TBG) der öffentlichen Deutschen Ausgleichsbank in Bonn.
Da das Risikokapital gewöhnlich nur drei bis sieben Jahre im Unternehmen bleiben soll, stehen die Puchheimer Laserspezialisten nun an einem Wendepunkt: Die Technologieholding VC will jetzt laut Stadlmair aus der Scanlab-Beteiligung aussteigen. Anfang dieses Jahres wurde Scanlab in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. So sei neben einem Verkauf der Anteile auch der Börsengang eine Möglichkeit. Für die Investoren habe sich das Wagnis dann allemal gelohnt; der Zuwachs des Unternehmenswertes sei „beträchtlich“, erläutert der Vorstandsvorsitzende Stadlmair schmunzelnd. Das Wagniskapital der Technologie-Beteiligungsgesellschaft sei bereits vor drei Jahren verzinst zurückgezahlt worden.
Der heutige Scanlab-Chef Stadlmair, Jahrgang 1954, trat vor vier Jahren in das Unternehmen ein, als sich der Scanlab-Gründer auf ein anderes erfolgreiches Geschäft konzentrierte. Ursprünglich kam Stadlmair damals als Interim-Manager, als Manager auf Zeit. „Meine Aufgabe war es, Veränderungen im Unternehmen schnell umzusetzen“, sagt der studierte Maschinenbauingenieur. Das Ziel sei gewesen, die jungen Führungskräfte soweit zu coachen, daß sie selbst ein funktionierendes Management bilden können. Der Status des Interim-Managers habe ihm vieles erleichtert: „Man ist viel offener, lockerer und mutiger.“
Während dieser Phase legte der Chef Wert darauf, daß nicht nur die Produkte, sondern auch Arbeitsformen und Organisation innovativ sind. Die klassische Abteilung Produktion hat in dem Unternehmen ausgedient; die Fertigungstiefe wird so gering wie möglich gehalten. Ein Netzwerk von Unterlieferanten produziert die Komponenten aus den unterschiedlichen Feldern Lasertechnik, Optik, Feinmechanik und Elektronik außer Haus. Im Bereich Systemintegration werden die Komponenten dann zu einer Einheit zusammengefügt. Ein Drittel der Scanlab-Mitarbeiter ist mit Logistik/QM und Systemintegration beschäftigt.
Seit einem Jahr ist Stadlmair selbst Miteigentümer von Scanlab. Als Vorstandsvorsitzender will er sich nun auf drei Aufgaben konzentrieren: Strategie, Akquisitionen und die Globalisierung. Denn die weltweite Ausrichtung sei ein Muß. Als System-Lieferant sei man darauf angewiesen, den Markt bis in den letzten Winkel der Erde zu besetzen. Aber auch andere Branchenfelder will der Manager erschließen. Derzeit liege der Löwenanteil des Geschäfts bei Systemen für die industrielle Materialbearbeitung, und nun soll vor allem der noch kleine Bereich Medizintechnik ausgebaut werden.
Steckbrief: Scanlab
Firmierung: Scanlab AG, Puchheim
Gründungsjahr: 1990
Kerngeschäft: Systeme zum Ablenken und Positionieren von (Laser-)Strahlen (Galvanometer-Scanner und Scanköpfe) für Industrie, Medizin und Wissenschaft.
Mitarbeiter: 35
Umsatz: 1998 14,2 Mio. DM 1999 voraussichtlich 20 Mio. DM
Wachstumsziel bis 2002: 50 Mio. DM
Venture-Capital-Partner: Technologieholding VC GmbH, München
Interview: „Auf keinen Fall wollen wir die Unternehmen managen“
Die Technologieholding VC GmbH in München ist als Venture-Capital-Gesellschaft (450 Millionen Mark Fonds-Volumen) Finanzier der Scanlab AG. VC-Geschäftsführer Falk F. Strascheg sagt, worauf es bei der Zusammenarbeit mit Jungunternehmen ankommt.
? Herr Strascheg, welche Kriterien muß ein Unternehmen erfüllen, um für eine Venture-Capital(VC)-Finanzierung in Frage zu kommen?
! Für eine VC-Finanzierung müssen sehr viele Kriterien erfüllt werden. Das Ziel der VC-Finanzierung ist, durch Wertsteigerung von Beteiligungen an innovativen, wachstumsstarken Unternehmen Geld zu verdienen. Diese Wertsteigerung kann nur unter bestimmten Voraussetzungen geschehen. Die wichtigsten vier sind eine Geschäftsidee für ein gutes wettbewerbsfähiges Produkt oder eine Dienstleistung, ein großer Markt, ein gutes Management und zuletzt muß das voraussichtliche Verhältnis von Einsatz zu Erlösen des Finanziers das Risiko gut honorieren.
? Wie können Sie beurteilen, ob die Geschäftsidee oder das Produkt erfolgversprechend sind?
! Wir haben in der Technologieholding Experten, die auf bestimmten Gebieten gute Fachkenntnisse besitzen und sehr leicht die zur Beurteilung eines Businessplans notwendigen Recherchen anstellen können. Diese Fachleute beschäftigen sich auch mit den möglichen Zukunfttrends in ihren jeweiligen Gebieten.
? Inwieweit nehmen Sie als Kapitalgeber Einfluß auf die Entwicklung der Beteiligungsunternehmen?
! Wir begleiten die Unternehmen, in die wir investiert haben, in einer Funktion, die man am besten mit der eines aktiven Aufsichtsrats vergleichen kann. Der Unternehmer profitiert von der Erfahrung, den Ideen und den Möglichkeiten unserer Investmentmanager. Er findet in ihnen für viele wichtige Entscheidungen einen Sparringpartner, mit dem er Fragen durchsprechen kann. Auf keinen Fall wollen wir die Unternehmen managen. Der Geschäftsführer hat letztendlich die Verantwortung für die Entscheidungen im Unternehmen.
? Was war und ist bei der Scanlab AG für Sie das entscheidende, erfolgversprechende Element?
! Als wir Scanlab finanzierten, gab es auf dem relativ schmalen Marktsegment nur einen amerikanischen Anbieter, der seine Monopolstellung ausnützte. Wir waren überzeugt, daß Scanlab ein besseres Produkt entwickeln würde und daß die großen OEM-Kunden die Alternative Scanlab sehr unterstützen würden. Damit sahen wir sehr gute Grundlagen für einen geschäftlichen Erfolg und Wachstum. Erfreulicherweise hat die Entwicklung von Scanlab unsere damalige Einschätzung bestätigt. tv
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