Das Aachener Werkzeugmaschinen-Kolloquium informierte über Trends und Entwicklungen in der Produktionstechnik. Im globalen Wettbewerb sind innovative Produkte und Produktionsabläufe wichtig. Hersteller müssen zunehmend Leistungen statt Produkte liefern.
Über 1100 Teilnehmer aus 29 Ländern kamen zum 24. Aachener Werkzeugmaschinen-Kolloquium (AWK). Wissenschaftler, Ingenieure und Manager der produzierenden Industrie treffen sich alle drei Jahre in der Kaiserstadt, um neue Wege, Lösungen und Ansätze in der Produktionstechnonogie zu diskutieren. Gemeinsam mit den Veranstaltern, dem Werkzeugmaschinenlabor (WZL) der RWTH Aachen und dem Fraunhofer Institut für Produktionstechnik (IPT), Aachen, haben rund 120 Experten aus verschiedenen Bereichen der Industrie ihre Gedanken und Anregungen in 14 Vorträgen zusammengefasst.
In seinem Einführungsvortrag machte Prof. Berthold Leibinger, Geschäftsführender Gesellschafter der Trumpf GmbH & Co. KG, Ditzingen, die Bedeutung einer zukunftsgerichteten Produktionstechnik im globalen Wettbewerb deutlich. „Wettbewerbsfähig bleiben wir nur, wenn wir Bestehendes beständig in Frage stellen, verbessern und vereinfachen“, sagte der Schwabe. Deutschland habe, gemessen am Weltmarktanteil der Maschinenbau-Produktion, einen weit größeren Patentanteil als die USA oder Japan. „Diese Fähigkeit zur Innovation bleibt auch in Zukunft der Schlüssel zum Erfolg.“ Unter Innovation versteht Leibinger dabei die Summe aus Ideen, Durchsetzungsvermögen und Schnelligkeit.
Das erforderliche Tempo in Entwicklung und Produktion lässt sich nur mit Hilfe leistungsfähiger Computer erreichen. Das wurde auch im Vortrag des Gastgebers deutlich. Prof. Manfred Weck, Geschäftsführender Direktor des WZL und Direktor des IPT, referierte über die effiziente Entwicklung von Werkzeugmaschinen: „Zeit und Kosten für die Markteinführung innovativer Produkte können wir reduzieren, wenn wir es schaffen, auf physikalische Prototypen zu verzichten.“ Der Wissenschaftler berichtete von einer Werkzeugmaschine, die mit Hilfe von Simulationstechniken in nur drei Monaten zur Serienreife entwickelt wurde. Allerdings sei auf dem Gebiet der Simulation noch einige Arbeit zu leisten. Insbesondere bei Neuentwicklungen müssten die Ergebnisse deshalb mit dem tatsächlichen Maschinenverhalten abgeglichen werden.
Lieferant muss Anlagen selbst betreiben
In verschiedenen Vorträgen wurden die Trends in Sachen Unternehmensstrategien im Werkzeugmaschinenbau deutlich. Nach Meinung der Experten reicht es in Zukunft nicht mehr aus, Produktionsmittel zu liefern. Maschinenbauer müssten zunehmend ihre Anlagen selbst betreiben. Die Bezahlung erfolge dann nach der Anzahl der Gut-Teile. In einer weiterführenden Strategie geht es sogar darum, dem Kunden eine Wertschöpfung zu verkaufen. Dabei macht sich der Anbieter Gedanken, wie sein Kunde bei dessen Abnehmer einen Mehrwert erzeugen kann und stellt sich mit den eigenen Produkten darauf ein. Als Beispiel nannten die Referenten Artikel, die durch ihr Design einen Wiedererkennungseffekt und so einen höheren Kaufanreiz bieten.
Über sinnvolle Variantenvielfalt sprach Prof. Günther Schuh vom WZL. Er machte deutlich, dass es unter wirtschaftlichen Aspekten eine optimale Variantenzahl gebe, die jedoch teilweise schwierig zu ermitteln sei. Wichtig: Varianten dürfen nicht zur Konkurrenz aus dem eigenen Haus werden.
Mit Schuh beginnt ein Generationswechsel am WZL. Er löst Prof. Walter Eversheim ab, der im August in den Ruhestand tritt. In den kommenden beiden Jahren werden auch dessen Direktionskollegen Prof. Weck und Prof. Tilo Pfeifer ausscheiden. hw
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