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Nur jeder zweite Betrieb hat einen neuen Vertrag

Die Energieversorger drehen an der Preisschraube
Nur jeder zweite Betrieb hat einen neuen Vertrag

Der liberale Strommarkt entwickelt sich zur Farce. Die Energieversorger sparen an Stromnetzen und erhöhen die Preise. Verbraucher in Gewerbe und Industrie sollten aufpassen, dass sie nicht mehr Geld für weniger Qualität ausgeben.

Robert Donnerbauer ist freier Fachjournalist in Frankenberg

Die anfängliche Euphorie ist längst dahin. Im Strommarkt sind die alten Monopolisten dank der Trägheit der Verbraucher und hoher Netznutzungsgebühren gestärkt aus dem kurzen Wettbewerb hervorgegangen. Seit drei Jahren ziehen die Strompreise denn auch wieder kontinuierlich an. Allein in 2003 ist nach Auskunft des VIK (Verband der industriellen Energie- und Kraftwirtschaft, Essen) der Strompreis für Mittelspannungskunden in der Industrie um fast ein Fünftel gestiegen. Der Grund: Seit der Marktöffnung haben nur knapp 4 % der 40 Mio. Haushaltskunden den Lieferanten gewechselt. Nur wenig besser zeigt sich die Bilanz bei den 3 Mio. Gewerbekunden. Hier haben 6 % gewechselt, und nur jeder zweite hat bei seinem alten Versorger einen neuen Vertrag ausgehandelt. „Wir können wieder Renditegesichtspunkte in den Vordergrund stellen“, kommentierte Dr. Bernhard Reutersberg, Vorstand der E.ON Energie AG in München, schon vor drei Jahren. Jeder einzelne Kunde müsse einen gesicherten Deckungsbeitrag bringen. Die Preise sind seitdem ständig gestiegen. Die Marktführer haben ihre Position durch Beteiligungen an Regionalversorgern und Stadtwerken ausgebaut.
Kein Wunder, dass besonders Newcomer den Monopolisten aufgrund „fehlender politischer Unterstützung“ (so der BNE – Bundesverband Neuer Energieanbieter, Berlin) unterlagen.
Aber auch etablierte Versorger samt deren Töchter sind kein Garant mehr für unliebsame Überraschungen. Verträge werden gekündigt oder neue Änderungen diktiert. In Berlin hat jetzt sogar die Best Energy GmbH (der Mutterkonzern Bewag AG gehört zur Vattenfall Europe AG, Berlin) angekündigt, noch in diesem Jahr ihren Geschäftsbetrieb ganz einzustellen. Während die Versorger weitere Preissteigerungen einfordern, um die hohe Zuverlässigkeit der Stromversorgung zu sichern, warnen Experten wie Klaus Schilling, Manager der Siemens AG in Erlangen, vor einem „schleichenden Verfall“ der Infrastruktur. Denn um die Margen zu sichern, wurden auch die Investitionen in die monopolisierten Stromnetze zurückgefahren. Investierten die Versorger Mitte der 90er-Jahre noch über 3 Mrd. Euro jährlich in die Stromnetze, so waren es nach Angaben des VDEW (Verband der Elektrizitätswirtschaft, Frankfurt) in den vergangenen vier Jahren nur noch jeweils rund 2 Mrd. Euro. Alle Kosten kamen auf den Prüfstand, ob für elektrische Betriebsmittel, wie Transformatoren, Kabelanlagen, Generatoren und Schaltanlagen, oder für Instandhaltung und Wartung.
Während dies zu stattlichen Zuwachsraten bei den Betriebsergebnissen im Strombereich führte, baute sich bei den Netzbetreibern eine Investitionslawine auf. Aufgrund der fehlenden Substanz ist jeder Kunde im Jahr rund 15 min ohne Strom. Doch wenn jetzt nicht gegengesteuert werde, mahnte Prof. Dr. Armin Schnettler von der RWTH Aachen, müssten wir in 10 bis 15 Jahren mit 3 h Ausfallzeit rechnen – „italienische Verhältnisse“.
Unternehmen sollten der Qualität ihrer Strombezüge daher vermehrte Aufmerksamkeit widmen. Sonst laufen sie Gefahr, zukünftig immer mehr Geld für immer schlechtere Stromqualität zu zahlen. Die Frage ist, ob die benötigte Stromqualität eingekauft oder mit eigenen Kraftwerken wie beispielsweise die der Langenfelder E-Tec Power Management GmbH selbst sichergestellt werden soll. Trotz schrumpfenden Wettbewerbs können auch bei den Stromkosten noch Potenziale geweckt werden. Einkaufsgemeinschaften stärken die Verhandlungsposition gegenüber dem Versorger. Die eigene Erzeugung von Strom und Wärme mit kleinen Blockheizkraftwerken ist vielleicht eine Überlegung wert – wie auch das Contracting.
Industrieanzeiger
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