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Nur Schlauch und Kabel – und der Zylinder läuft

Miniaturisierung, Elektronik und Systeme sind bestimmend
Nur Schlauch und Kabel – und der Zylinder läuft

In der Pneumatik setzen die Hersteller auf steckerfertige Systeme. Wer in der Branche heute etwas zu sagen hat, stimmt Produktprogramm und Zusatzleistungen präziser denn je auf die Wünsche der Kunden ab.

Bernhard Foitzik ist Fachjournalist in Neustadt

Gerade die Großen der Pneumatikbranche müssen sich als Vollsortimenter heute durch sehr differenzierte Qualitätsmerkmale vom Wettbewerb unterscheiden. Nicht ohne Grund steht zum Beispiel beim Branchen-Primus Festo AG, Esslingen, der gesamte Auftritt im Zeichen von Softwareunterstützung. Was vor Jahren bei allen bedeutenden Pneumatikherstellern mit einfachen elektronischen Produktkatalogen begann, ist nun bis ins Detail perfektioniert worden. „Unsere Kunden erwarten neben den kostenlosen digitalen Produktkatalogen ausgereifte Softwaretools zum Auswählen, Konfigurieren, Konstruieren und Bestellen“, weiß Dipl.-Ing. Ralf Sohn, verantwortlich für die Fachpresse bei Festo. Und: „Der Zugriff via Internet wird mehr und mehr die CD-Rom-gestützten Versionen ablösen.“
Joachim Kipke, Geschäftsführer beim Pneumatikhersteller Hoerbiger-Origa GmbH, Filderstadt, fügt ergänzend hinzu: „Generell erwarten unsere Kunden heute neben dem Produkt immer mehr Dienstleistung und Service.“ Diese erstrecken sich von der reinen Beratungsleistung vor Ort bis hin zu umfassenden Angeboten im Internet. Über diesen Weg wird nämlich ein wenig bekanntes, aber sehr bedeutendes Entscheidungskriterium für Konstrukteure erfüllt: Sie haben immer Zugang zum neuesten Zeichnungsstand, ohne sich Sorgen darüber machen zu müssen, ob ihr bisheriger Stand aktuell ist.
Unter dem Titel „Online-Bestellungen revolutionieren“ präsentiert die Norgren Herion GmbH & Co. KG, Alpen, ihren Webstore erstmals auf der Hannover Messe. Dieses nach eigenen Angaben weltweit erste Online-Bestellsystem in der Pneumatikindustrie gibt dem Kunden die Möglichkeit, schnell und zuverlässig Produktwünsche aufzugeben, heißt es aus dem Unternehmen. Selbstverständlich bekommt der Benutzer vorher Preise und die voraussichtlichen Lieferzeiten online mitgeteilt.
Zwar ist der Kunde König, doch darf neben all den schönen Service-Tools nicht der Eindruck entstehen, als versuche die Branche nur auf die Web-Karte zu setzen. Vielmehr beweisen die Unternehmen, indem sie technische Vorzüge unterstreichen, wie attraktiv die Pneumatik in Zukunft wird. Gerade hier erläutert Ralf Sohn die klare Linie: „Die Integration steuerungstechnischer Intelligenz in die Antriebe bei gleichzeitiger Miniaturisierung und Leistungssteigerung sind die Ziele der Zukunft.“
Plug & Play oder Plug & Work nehmen nun immer häufiger Gestalt an. Während der diesjährigen Messe können die Besucher bereits eine Reihe konkreter Produkte bestaunen. Plug & Work in der Pneumatik heißt: Fast alle bedeutenden Hersteller bieten in ihrem Programm eine pneumatische Linearachse an, die nur noch über einen Luftschlauch und ein Buskabel angeschlossen wird.
Hoerbiger-Origa beispielsweise hat mit dem System Interact wohl die kompakteste Lösung dieser Art. Sozusagen als Pionier beim Linearantrieb wird das Unternehmen Gerüchten zufolge in Hannover auch den ersten Drehantrieb vorstellen, der auf der gleichen Plug&Play-Technik basiert.
Für Ende April 2001 hat die Kuhnke GmbH, Malente, den Serienstart ihres Smart-Zylinders angekündigt, der ebenfalls als schnell anzuschließender Linearantrieb für kurze Konstruktions- und Installationszeiten sorgen wird. Einen solchen Zylinder, mit derselben Bezeichnung, präsentiert auch Norgren Herion mit entsprechenden Erwartungen: „Der Smart-Zylinder ist der erste integrierte Aktor, der den Normen innerhalb der VDM-Vorgaben entspricht und für uns der Star der Show“, erklärte Chris Bramley, technischer Direktor bei Norgren, Banbury/Großbritannien. Doch allein werden die beiden wohl nicht bleiben, denn ähnliche Kompaktantriebe haben auch Festo und die Rexroth Mecman GmbH, Hannover, angekündigt.
Neben den technischen Highlights mehren sich zusehends die Anzeichen, dass sich die Pneumatikbranche nachhaltig verändern wird. Auf der einen Seite müssen sich die kleinen und mittleren Betriebe für eine Nische entscheiden, wogegen auf der anderen Seite alle Vollsortimenter von einer konsequenten Baukasten-Politik geprägt sind. Trotzdem gelten für beide Gruppen die gleichen Forderungen: Miniaturisierung, dezentrale, intelligente Baugruppen, Systemdenken und Service in Form von Konstruktions- und Online-Unterstützung.
Die SMC GmbH, Egelsbach, formuliert in diesem Zusammenhang die zukünftigen Ziele folgendermaßen: „Der Trend, mehr als nur Pneumatikkomponenten zu liefern, ist deutlich spürbar.“ Der Systemgedanke impliziert natürlich auch, dass es dem Maschinenbauer gleichgültig ist, welche Art der Kraftübertragung er wählt – ob Pneumatik, Elektrik, Mechanik oder Hydraulik.
Entscheidend dabei ist, alles aus einer Hand geliefert zu bekommen. Darüber hinaus bleibt gerade die systematische Integration von Elektronik der einzige Weg, die dezentrale Intelligenz für vollkommen neue Automatisierungsstrukturen zu gewährleisten.
Da die Maschinenkonstrukteure zwangsläufig mit dem Bauraum geizig umgehen müssen, kommen ihnen die Pneumatikhersteller hier entgegen. So hat auch die Airtec Pneumatic GmbH, Kronberg/Taunus, bei ihrem neuen Ventil-Terminal auf minimierte äußere Abmessung Wert gelegt. Je nach Ventil-bestückung nimmt das Terminal, wie Airtec seine Ventilinseln nennt, zwischen 10 % und 40 % weniger Bauraum ein.
Angesichts des Ringens um jeden Millimeter verwundert es nicht, dass das neue Ventilträgersystem der Robert Bosch GmbH, Stuttgart, nicht nur klein, sondern „Mini-Compact“ ausgefallen ist. Auf 16 Plätzen bietet der MC-Ventilträger bis zu 32 Ventilen vom 3/2-Wege-Typ Raume. Die elektrische Ansteuerung erfolgt über Komponenten aus dem Bosch-Baukasten. Hier hat der Anwender wahlweise Mehrfachstecker oder die am Markt gängigen Bussysteme wie Profibus-DP, Interbus, Can-Open und AS-Interface zur Auswahl.
Interessante Neuheiten gibt es auch von kleineren Herstellern. So kommt Timmer Pneumatik GmbH, Neuenkirchen, mit einer weiter entwickelten Steckverschraubung, der „blauen Serie“, nach Hannover. Charakteristisch ist dabei das besonders leichte Einstecken und Lösen der Pneumatikschläuche.
Greift man dem Stand der Technik etwas voraus, dann werden zukünftige Bauteile eigene Mikrocontroller mit gespeicherten Programmabläufen besitzen. Norgren Herion bietet in Hannover beispielsweise nach eigenen Angaben das weltweit erste programmierbare Device-Net-Proportionalventil mit Mikroprozessor an. Enthalten sind beispielsweise Diagnosefunktionen, die es dem Anlagenbetreiber ermöglichen, den Bauteilstatus über weite Entfernungen abzufragen. Gleiches gilt für die busgesteuerte Wartungseinheit. Selbst einen Ausfall können solch intelligenten Ventile vorhersagen.
Auch wenn nach wie vor das Seriengeschäft mit der Standardpneumatik den Markt beherrscht, sind die neuen Strömungen bereits zu spüren. Das Schaffen richtet sich auf die Funktionsintegration, den Systemgedanken und die Miniaturisierung plus intelligente Antriebe. Regelkreise werden die Automatisierung der Zukunft drastisch vereinfachen. Festo beispielsweise hat mit seinem Pick-and-place-System als Tripoden-Aufbau vorletztes Jahr bewiesen, dass die Zukunft schon begonnen hat. Die dort eingesetzte Servopneumatik bewegt den Greiferkopf nämlich per Bahnsteuerung.
Pneumatiker auf der Messe
So finden Sie zu den genannten Ausstellern:
Airtec Pneumatik Halle 21, Stand E16 Mini-Ventil-Terminal
Bosch Halle 16, Stand C64 Mini-Compact-
Ventilträger
Festo Halle 15, Stand F13 Softwaretools
Kompaktantriebe
Hoerbiger Origa Halle 21, Stand D22 Serviceleistungen
Interact-Zylinder
Norgren Herion Halle 20, Stand B28 Webstore
Smart-Zylinder
Proportionalventil
Kuhnke Halle 15, Stand A14 Smart-Zylinder
Rexroth Mecman Halle 23, Stand A20 Kompaktantriebe
SMC Pneumatik Halle 19, Stand B12 Kundenspezifische Lösungen
Timmer Halle 23, Stand B32 Steckverschraubung
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