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Interview mit Osapiens-COO Stefan Wawrzinek

Interview mit Stefan Wawrzinek, COO und Co-Founder von Osapiens
Osapiens-COO: „Wir können ein abstraktes Risiko berechnen“

Osapiens-COO: „Wir können ein abstraktes Risiko berechnen“
Osapiens helfe nicht nur, Daten zu sammeln und auszuwerten, sagt Stefan Wawrzinek. Die Lösung unterstütze auch bei operativen Aufgaben. Bild: Osapiens Services
Mit seiner cloud-basierten Software will das Startup Osapiens Unternehmen dabei unterstützen, die Vorgaben des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) zu erfüllen. Im Interview erklärt Co-Founder Stefan Wawrzinek, warum dafür eine spezielle Lösung notwendig ist, welche Rolle künstliche Intelligenz dabei spielt und wieso die Software Zeitung liest.

» Markus Strehlitz, freier Journalist, Mannheim

Herr Wawrzinek, Osapiens bietet Unternehmen Unterstützung, um den Anforderungen des LkSG gerecht zu werden. Warum braucht man dafür eine spezielle Software-Lösung?

Unternehmen stehen vor einer großen Herausforderung. Sie müssen sicherstellen, dass ihre Lieferketten nachhaltig sind. Das bedeutet, dass es entlang ihrer Lieferkette nicht zu Kinderarbeit, Diskriminierung und Umweltschäden kommt. Das Gesetz ist da sehr klar. Es gibt 13 unterschiedliche Rechtspositionen, die man als Unternehmen abdecken muss. Und dafür muss man alle Lieferanten analysieren. Man muss Risiken erkennen und dann entsprechende Abhilfemaßnahmen einplanen. Das ist noch relativ einfach, wenn ein Unternehmen nur 50 Lieferanten hat. Dann lässt sich das vielleicht mit einem Excel Sheet bewältigen. Typischerweise haben unsere Kunden aber 1000, 10.000 oder sogar 100.000 Lieferanten. Und um diese Zahl zu managen, braucht man eine Software, wie sie Osapiens liefert.

Und welche Hilfestellung gibt Osapiens den Unternehmen?

Was wir mit unserer Software leisten können, ist, Risiken zu erkennen, Abhilfemaßnahmen einzuplanen und das Ganze zu dokumentieren. Und das machen wir auf unterschiedlichen Ebenen, auch gestützt durch eine künstliche Intelligenz. Wenn ein Unternehmen all seine Lieferanten in unsere Plattform lädt, dann wissen wir einiges über diese Lieferanten. Wir wissen, in welchen Ländern und in welchen Industrien diese aktiv sind. Basierend auf diesen Informationen können wir ein abstraktes Risiko berechnen.

Wie macht die Software das?

Wir werten weltweit sehr viele Quellen aus, die etwa von NGOs oder von Regierungen zur Verfügung gestellt werden. Daraus berechnet unser Software dann, welches Risiko potenziell für einen bestimmten Lieferanten in einer bestimmten Industrie entstehen könnte. Wir können dabei eine Priorisierungshilfe geben, damit das Unternehmen weiß: Welche Lieferanten schaue ich mir als erstes an? Wo schaue ich genauer hin? Wo muss ich Folgemaßnahmen planen? Wo kann ich Zertifikate oder Audits einfordern?

Das bedeutet aber auch, dass die Software stets auf dem aktuellen Wissensstand sein muss.

Das ist richtig. Zum einen verarbeiten wir relativ statische Informationen – wie zum Beispiel Berichte von NGOs, die in regelmäßigen Abständen veröffentlicht werden. Zum anderen gibt es aber auch sehr dynamische Informationen wie etwa Zeitungsartikel. Unsere Software liest quasi jeden Tag mehrere tausend Zeitungsquellen – national und international. Dabei versucht sie zu erkennen: Ist in dieser Zeitung ein Bericht enthalten, der potenziell eine Gefahr im Zusammenhang mit dem LkSG beinhalten könnte? Und ist eines meiner Unternehmen davon betroffen?

Wo kommt die KI ins Spiel?

Wenn man ein abstraktes Risiko berechnet, dann ist es relativ einfach, dies rein auf Basis von Indizes zu tun. Der Human Freedom Index oder der Global Slavery Index beispielsweise sind zahlengetrieben. Dafür benötigt man keine KI. Aber es gibt viele Berichte, in denen sich kein konkreter Zahlenwert befindet. Da geht es stattdessen um einen Text, der beschreibt, wie das Risiko aussieht. Unsere KI liest diesen Text und evaluiert automatisch: Welches Risiko ist in dem Text enthalten und wie kritisch ist das Risiko? Die Daten zu sammeln und auszuwerten, ist aber nur ein Teil unserer Arbeit.

Was ist der andere Teil?

Eine große Aufgabe, die auf Unternehmen zukommt, ist das operative Handeln. Also mit dem Lieferanten in Kontakt zu bleiben, vielleicht Fragebogen zu versenden, Maßnahmen einzuplanen und ähnliches. Und unsere Software automatisiert diese Prozesse. Wir bieten eine Workflow Engine, die zum Beispiel aufgrund von bestimmten Kriterien selbstständig Fragebögen verschickt. Wenn es nach zwei Wochen darauf keine Antwort gibt, geht die Software davon aus, dass etwas nicht stimmt und fragt noch mal nach. Das gleiche passiert nach weiteren zwei Wochen. Falls es auch dann keine Rückmeldung gibt, wird dies an den internen Einkaufsleiter oder die Einkaufsleiterin gemeldet, um dort den Prozess weiter zu treiben.

Ist denn somit die Digitalisierung entscheidend, um nachhaltig zu agieren? Weil sonst den Unternehmen die notwendigen Daten fehlen würden?

Je mehr Daten ein Unternehmen schon in digitaler Form hat, desto schneller lässt sich eine Lösung wie unsere umsetzen. Denn unser System braucht eine Basis. Und das sind die Stammdaten von den Unternehmen. Aber schon allein das Stammdatenmanagement und eine konsolidierte digitale Ablage sind für viele Unternehmen noch eine Herausforderung. Denn es ist gar nicht so trivial, die Informationen zu den Lieferanten gut zu pflegen und auf dem aktuellen Stand zu halten.

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