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Palette sagt dem Fahrer, wo’s langgeht

Funktechnologie: Metro testet staplergestütztes RFID-System
Palette sagt dem Fahrer, wo’s langgeht

Der Handel sieht das Potenzial von RFID vor allem in der Logistik und im Lagermanagement. Als Schrittmacher der Branche in Deutschland erprobt die Metro Group die neue Identtechnologie bereits in produktiver Umgebung.

Ende letzten Jahres startete das gemeinsame Projekt der MGI Metro Group Information Technology GmbH und des Geschäftsbereichs Linde Material Handling der Linde AG, Hamburg, mit ersten Gesprächen. Die Zusammenarbeit hatte für Christoph Bauer, Projektmanager der MGI im Geschäftsbereich Advanced Technologies, pragmatische Gründe: „Für den Einsatz der RFID-Anwendung bevorzugten wir unser Distribution Center in Gimbsheim aufgrund der dort bereits implementierten Infrastruktur. Da wir dort Flurförderzeuge von Linde einsetzen, wurde der Linde-Schubstapler zum Entwicklungsträger.“

In wenigen Monaten rüstete Linde zusammen mit dem Vertriebspartner Pelzer Fördertechnik einen Schubstapler Linde R14 X mit 1,4 t Tragkraft für den RFID-Einsatz aus. Installiert wurden Vorrichtungen für den Anbau von Antennen, Reader und PC-Terminal. Insbesondere der Gabelträger des Fahrzeugs musste angepasst werden. Zudem entwickelten die Hamburger ein spezielles Lastschutzgitter, um die RFID-Technik gegen Beschädigungen zu schützen. Als vorteilhaft erwies sich dabei das neue Fahrzeugkonzept des Linde-Schubstaplers mit fest montiertem Mast und beweglichem Gabelträger. Denn durch den kurzen Schubweg ließen sich Antennen und Kabelführung vor den Mastprofilen und damit ohne Sichteinschränkung für den Fahrer anbringen.
Die gute Entwicklungspartnerschaft bedeutet für die MGI aber keineswegs die Festlegung auf einen Partner. „Obwohl Linde durch die Projektbeteiligung von allen Staplerherstellern in Sachen RFID bei uns am weitesten fortgeschritten ist, sind wir an einer fahrzeug- und damit markenübergreifenden Entwicklung interessiert“, betont Bauer.
Die RFID-gestützte Supply Chain beginnt bei den Produzenten. Ausgewählte Konsumgüterhersteller versehen ihre Paletten seit November 2004 mit Transpondern, die von Lesegeräten an den Warenein- und -ausgangstoren der Lager und Märkte erfasst werden. Auf diese Weise lässt sich der Weg der darauf verpackten Waren entlang der mehrstufigen Distributionskette vom Produzenten über die bundesweit verteilten Distributionszentren bis hin zu den Wareneingängen der Märkte lückenlos verfolgen. Der Verbraucher kommt an dieser Stelle noch nicht mit der Technologie in Berührung.
Die Prozesse mit RFID-Technik unterscheiden sich deutlich von der bisher gängigen Praxis im Distribution Center Gimbsheim. „Bisher werden die vom Lkw entladenen Paletten in den Wareneingangsreihen abgestellt und dort mit Barcodes und Transport-Hilfsmittel-Nummern manuell versehen“, erläutert Bauer. Bevor die Staplerfahrer diese Waren in die Hochregallager einräumen, müssen sie mit einem Barcodescanner jede Palette registrieren. Danach weist ihnen das Lagerverwaltungssystem einen Lagerplatz in den Hochregalen zu.
Ganz anders bei der Nutzung von RFID. In diesem Fall werden die ankommenden Paletten, die beim Produzenten bereits mit Transpondern versehenen wurden, durch so genannte RFID-Gates ins Lagerhaus gebracht und dabei automatisch vereinnahmt. Durch die gelesene Artikelinformation lassen sich über eine Datenbank weitere Informationen wie beispielsweise Chargennummer ermitteln.
Im nächsten Schritt kommt der Schubstapler zum Zuge, der mit speziellen Antennen und einer RFID-Software ausgerüstet ist. Über die beiden seitlich am Gabelträger angebrachten Antennen und einem Palettensensor zwischen den Gabeln erkennt das Fahrzeug, ob eine Palette aufgenommen wurde. Gleichzeitig erhält der Rechner am Stapler die Kennziffern der Ware und gibt die Daten an das Lagerverwaltungssystem weiter. Über das Display an seinem Arbeitsplatz wird der Fahrer informiert, wo die Palette eingelagert werden soll. Am Lagerort selbst befinden sich wiederum Transponder, die die richtige Verräumung der ankommenden Palette und der darauf verpackten Ware dem Lagerverwaltungssystem bestätigen. Wird die Ware später weiter zum Handel geliefert, geschieht der Prozess in umgekehrter Reihenfolge.
Als nächstes wird die Metro Group das Setup für den Schubstapler evaluieren und weitere RFID-Technologien testen. „Mit jedem Setup sammeln wir Erfahrungen, die uns im nächsten Einsatz zugute kommen“, ist sich Projektleiter Bauer sicher. Ziel ist es, das Fahrzeug nach dem erfolgreichen Pilotversuch „Roll-out-fähig“ zu machen. „Dann werden wir die produktive Testumgebung verlassen und in den operativen Betrieb wechseln“, so Bauer. Ob der Echtbetrieb ebenfalls am Standort Gimbsheim beginnt, ist noch nicht entschieden. Auch andere Standorte sind aus Sicht von Bauer denkbar.
Ein weiterer Meilenstein soll die Ausweitung der RFID-Anwendung auf Kartonebene werden. Noch in diesem Jahr sollen das System weiter verfeinert und die einzelnen Verpackungseinheiten auf den Paletten mit Transpondern versehen werden. Obwohl Experten schätzen, dass es noch Jahre dauert, bis Funketiketten flächendeckend anstelle des Barcodes zum Einsatz kommen, zeigt das Beispiel bei der Metro-Group, dass es sich bei RFID keineswegs um eine theoretische Spielerei handelt.
Peter Rodenbüsch Fachjournalist in Miltenberg
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 6
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6.2024
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