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„PLM versetzt mich in die Lage, Teil globaler Lieferketten zu sein“

Raoul van Engelshoven will Marktchancen der Unternehmen sichern
„PLM versetzt mich in die Lage, Teil globaler Lieferketten zu sein“

Seit dem Frühjahr leitet Raoul van Engelshoven als Vice President EMEA den PLM-Bereich der IBM in Europa, nach drei Jahren im pazifisch-asiatischen Raum. Für Engelshoven ist PLM unabhängig von der Unternehmensgröße.

Das Gespräch führte Redakteur Michael Corban michael.corban@konradin.de

Was unterscheidet Product Data Management (PDM) von Product Lifecycle Management (PLM)?
Hierbei handelt es sich um zwei prinzipiell verschiedene Sichtweisen. Das PLM beschäftigt sich mit den Abläufen und Prozessen, setzt aber grundlegende Strukturen für das Datenmanagement voraus. Genau an dieser Stelle kommt das PDM ins Spiel, es bietet die Sicht auf die Datenstrukturen. PLM benötigt aber neben dem PDM noch eine Reihe weitere Technologien, um alle Prozesse über den Lebenszyklus eines Produktes hinweg zu managen. PDM ist also ein Werkzeug unter vielen, um PLM erfolgreich zu nutzen.
Welche Vorteile bietet PLM?
Der eigentliche Kern des PLM lässt sich vereinfachend in zwei Konzepten zusammenfassen. ‚Design anywhere‘ und ‚build anywhere‘ – bezogen auf den Ort –, sowie ‚design with anybody‘ und ‚build with anybody‘ bezogen auf den oder die Partner. Es geht darum, ein neues Geschäftsmodell aufzusetzen, das die Entwicklungskapazitäten von den Produktionskapazitäten entkoppelt. Mit anderen Worten: Entwickelt in Deutschland, aber gebaut in Shanghai. Ohne PLM ginge das nicht. Das Problem dabei ist nicht die grundlegende Übermittlung der Entwicklungsdaten nach China. Schwierig – und vor allem teuer – wird es, wenn Schwierigkeiten auftreten und Änderungen durchzuführen sind. Mit PLM lassen sich diese Abstimmungsprozesse wesentlich effizienter handhaben.
Das gilt sicherlich für die Hersteller von Automobilen und Flugzeugen. Lohnt sich PLM aber auch für Mittelständler?
Ja, denn wenn ein Mittelständler heute sicherstellen will, dass er seinen Platz in globalen Lieferketten behält, versetzt ihn PLM dazu in die Lage. Nur so kann ein in Deutschland ansässiges Unternehmen Marktanteile auch in den USA oder im Fernen Osten gewinnen. Sich selbst zu befähigen, Teil der Lieferkette zu sein, geht nur über PLM – auch wenn PLM natürlich in der Lage ist, komplexe Produkte wie etwa ein ganzes Schiff zu bewältigen. PLM ist aber nicht von der Unternehmensgröße abhängig, sondern von der Frage, ob ich Teil globaler Entwicklungspartnerschaften sein will.
Welche Angebote der IBM richten sich speziell an kleine und mittelständische Unternehmen?
Das PLM-Express-Portfolio ist speziell auf mittelständische Unternehmen zugeschnitten. Bausteine sind hier die CAD/CAM/CAE-Software Catia in der Version 5 sowie die PDM-Software Smarteam. Das ist aber nur die Seite der Werkzeuge. Hinzu kommt die entsprechende Beratung – entweder von der IBM selbst oder unseren Partnern. So können wir, basierend auf unserer Erfahrung mit verschiedenen Prozessen und in unterschiedlichen Industrien, diese Tools schnell implementieren, der Anwender sie also schnell nutzen. Wir können aber auch auf der Basis unserer Zusammenarbeit mit den OEM deren vordefinierte Szenarien umsetzen. Wichtig ist, dass der Anwender bereit ist, seine Prozesse entsprechend anzupassen.
Kann ich mich problemlos mit einer Smarteam-Installation in eine Enovia-Umgebung eines OEM einklinken?
Unsere beiden PDM-Systeme, Enovia und Smarteam, sind beide darauf ausgelegt, nahtlos miteinander zu arbeiten. Dabei muss aber zwischen zwei Ebenen der Integration unterschieden werden. Völlig problemlos arbeiten beide auf der technischen Ebene zusammen. Daten lassen sich von einem ins andere transferieren und zurück. Schwieriger wird es bei der Verknüpfung der Prozesse. Abhängig von der Frage, wie etwa Änderungskonstruktionen gemanagt oder Versionsstände verwaltet werden, ist die Prozessintegration einfacher oder schwieriger. Ihr muss deswegen immer besonderes Augenmerk geschenkt werden. Passen die Freigabeprozesse des Zulieferers nicht zu denen des OEM, kann auch Smarteam dieses Problem nicht lösen.
Wie sieht das ganze auf CAD-Ebene aus? Kann ich statt Catia auch mit Solid Works arbeiten?
Es ist sicherlich möglich, die Produktdefinition in einer Multi-CAD-Umgebung durchzuführen. Ob Catia, Solid Works oder etwa Solid Edge zum Einsatz kommt, spielt für Smarteam keine Rolle. Aus der Prozess-Perspektive betrachtet, bietet Catia – nicht aber Solid Works – dem Anwender zahlreiche Möglichkeiten, wie etwa die automatische Ableitung für den Werkzeug- und Formenbau. Ohne das geht hier letztlich Produktivität verloren.
Das 3D-XML-Austauschformat von Dassault Systèmes enthält ja neben der Geometrie bereits die Stückliste. Lassen sich zukünftig auch Prozessinformationen über diesen Standard austauschen?
XML erlaubt zwar den Austausch, aber die Datenstruktur ist dafür nicht gebaut. Hinzu kommt, dass Prozesse nicht notwendigerweise in den Catia-Daten stecken, sondern im PDM. Über XML lassen sich deshalb etwa die Beziehungen zwischen zwei Komponenten austauschen, nicht aber die dahinterliegenden Konstruktionsregeln, das Entwicklungs-Know-how. Da sich die CAD-Systeme hinsichtlich ihrer Architektur sehr deutlich unterscheiden, kann ein Austausch von Prozessinformationen nicht erfolgreich sein. So ist Solid Works zwar eine gute Lösung für einzelne Konstrukteure, bei denen Smarteam für die Zusammenarbeit sorgt. Catia bietet dagegen aber schon von sich aus diese Teamfähigkeit. Integrierte Prozesse lassen sich über XML nicht abbilden. Dies muss auch beim Stichwort Offenheit beachtet werden. Daten lassen sich zwar austauschen, die volle Funktionalität bietet aber nur das zugrunde liegende Ausgangs-System.

Weitere Infos
IBM Deutschland GmbH PLM, Stuttgart www.ibm.com/de/plm
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