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Polymere vom Fenster bis unter die Motorhaube

Messe K: Technische Kunststoffe sehen goldigen Zeiten entgegen
Polymere vom Fenster bis unter die Motorhaube

Polymere vom Fenster bis unter die Motorhaube
Stoßstangen aus energieabsorbierendem Bayfill EA schützen Fußgänger. Bei einem Aufprall platzen im Polyurethanschaum Bläschen - die kinetische Energie wird in Verformung umgewandelt (Bild: Bayer)
Technische Kunststoffe stehen Metallen in nichts nach. Leicht, elastisch und robust reduzieren sie Gewicht und Kosten im Pkw. Goldlacke bestechen durch ihre Optik, und unter der Motorhaube tummeln sich platzsparende Polymer-Lösungen.

Von unserem Redaktionsmitglied Dr. Bettina Keck – Bettina.keck@konradin.de

Hart im Nehmen müssen Kunststoffe sein, die Metalle ersetzen. In Zusammenarbeit mit Automobilexperten hat die Bayer AG einen Schaumstoff aus Polyurethan entwickelt, der die Sicherheitsansprüche von morgen erfüllt. Stoßstangen aus dem energieabsorbierenden Material Bayfill EA sollen Fußgänger bei einem Unfall schützen. Die Leverkusener können Stauchhärte und Elastizität des halbharten Werkstoffs spezifisch einstellen. Prallt ein Körper auf den Stoßfänger, platzen winzige Schaumbläschen und wandeln die kinetische Aufprall- in Verformungsenergie um. Kleine Stöße fängt das System hingegen elastisch ab, um Bagatellschäden zu vermeiden.
Flexibel ist auch das aliphatische thermoplastische Polyurethan Texin DP7-3007 von Bayer, das sich beispielsweise in Heckscheiben vom BMW Z8 Roadster wiederfindet. Das Fenster zum Knicken soll besonders kratzfest und beständig gegen Chemikalien wie Streusalz, Öl oder Treibstoff sein. Außerdem können mit dem leichten Flexglas auch große Scheiben gefertigt werden. Aus Sicht von Bayer kann einem Besuch in der Waschgarage gelassen entgegensehen werden – vorausgesetzt, das Dach des Cabrios ist geschlossen.
Gehen die Visionen der Leverkusener in Erfüllung, könnte auf dem Beifahrersitz schon bald eine zusammengerollte digitale Zeitung liegen. Den faltbaren Oled-Bildschirm wollen sie auf Basis des leitfähigen Polymers Baytron T verwirklichen.
Die Darmstädter Merck KGaA begann im vergangenen Jahr am Standort Gernsheim mit der Produktion von anspruchsvollen Colorstream-Pigmenten. Mit Iriodin 305 Solar Gold sieht das Unternehmen nun goldigen Zeiten entgegen. Das Effektpigment soll sich für edle Autolacke eignen. Mit Teilchengrößen von 10 bis 60 µm wurde es speziell für die Anwendung in thermoplastischen Kunststoffen entwickelt.
Doch es ist längst nicht alles Gold, was glänzt. Der Automobilhersteller Jaguar verwendet für den Tankdeckel seines X-Type den leit-fähigen Kunststoff Noryl GTX 975 der niederländischen GE Plastics Europe bv, Bergen op Zoom. Der Clou des Werkstoffs liegt nicht nur in der Farbe, sondern auch in seiner Verarbeitung. Bisher mussten Lackierprozesse für Außenkarosserieteile aus Metall und Verkleidungen aus Kunststoff gesondert erfolgen. Noryl GTX 975 hingegen lässt sich ohne leitfähige Grundierung gemeinsam mit den umgebenden Karosserieteilen lackieren, ohne dass die Farben voneinander abweichen. Dadurch sollen Einsparungen bis zu 50 % möglich sein. Außerdem ist der leitfähige Kunststoff laut GE Plastics hitzestabil und steif. Noryl GTX 975 kann bisher metallische Karosserie-Elemente und Verkleidungen wie Tankklappen, Kühlergrille oder Säulenverkleidungen ersetzen und das Fahrzeuggewicht reduzieren.
Kratzfester Polymerfilm ersetzt den Autolack
Die Automobilindustrie hat die Chance, auf einen Klar- oder Farblack zu verzichten, wenn sie den witterungsbeständigen und kratzfesten Polymerfilm Sollx von GE Plastics einsetzt. Die Folie sieht aus wie ein Lack und wird während des Formvorgangs auf die thermo- und duroplastischen Unter-gründe aufgetragen. Selbst Waschanlagen soll der Polymerfilm standhalten. Die Oberflächen bieten alle Metallic-Effekte und haben laut GE Plastics die Qualität und Beständigkeit eines Außenschlusslacks.
Im 550 PS starken Zonda ist der Werkstoff Rohacell von der Frankfurter Degussa AG als Sandwich-Bauteil verarbeitet. In der Bodengruppe des Pagani-Sportwagens reduziert der hochbelastbare Hartschaumstoff aus Polymethacrylimid (PMI) das Gewicht bei gleichzeitig gutem Crashverhalten.
Gegenüber hohen Temperaturen und Chemikalien beständige Kunststoffe kommen immer häufiger unter die Motorhaube. Teilaromatische Polyamide vom Typ Zytel HTN sollen den Geräuschpegel senken, indem sie akustische und mechanische Schwingungen dämpfen. Die Dupont de Nemours GmbH, Bad Homburg, will mit dem dimensionsstabilen und schlagfesten technischen Kunststoff funktionellen Herausforderungen im Motorraum begegnen. So vereint etwa ein Ventilblock aus Zytel HTN mehrere elektro-pneumatische Funktionen in einem Gehäuse. Bisher waren die Ventile an unterschiedlichen Stellen im Motorraum positioniert und separat verschlaucht.
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