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Präzision ist keine Frage des Alters

7-Achsen-Bearbeitungszentrum UWF ist nach Generalüberholung besser als neu
Präzision ist keine Frage des Alters

Als der Ersatz eines verschlissenen 7-Achsen-Bearbeitungszentrums anstand, entschied sich der Betreiber für eine Generalüberholung. Im Vergleich zur Anschaffung einer Neumaschine überzeugten die geringeren Kosten, eine deutlich kürzere Lieferzeit und der geringe Schulungsbedarf.

Klaus Vollrath ist Journalist in Rees

„Maschinen für die Zigarettenherstellung sind absolute High-Tech-Produkte“, sagt Ulrich Dilger vom Vertrieb der MMD Werkzeugmaschinen GmbH in Bad Emstal. Obwohl es um Milliardenstückzahlen geht, muss jede Zigarette mit größter Genauigkeit erzeugt werden. Um die nötige Produktivität zu erreichen, müssen die extrem leichten und empfindlichen Produkte sehr schnell bewegt werden. Von den Maschinen wird daher äußerste Präzision und Zuverlässigkeit gefordert. Erschwerend kommt – aus Sicht des Maschinenbauers – hinzu, dass Tabak nicht gleich Tabak ist: Deshalb handelt es sich bei den Fertigungsanlagen fast ausschließlich um speziell auf die Besonderheiten des jeweiligen Produkts zugeschnittene „Maßanzüge“.
„Um formatbildende Bauteile für diese Maschinen herzustellen, setzt unser Kunde unter anderem ein CNC-Bearbeitungszentrum der 1994 in Konkurs gegangenen Union Bielefeld ein“, erzählt Herbert Graf, technischer Leiter von MMD. Im Herbst 2003 zeichnete sich ab, dass das 1990 gebaute siebenachsige BAZ mit der Bezeichnung UWF mittlerweile so verschlissen war, dass die geforderte Genauigkeit der Bearbeitung nicht mehr zu gewährleisten war. Für den Betreiber stellte sich die Frage „Neukauf oder Generalüberholung“. Fürs Überarbeiten sprachen gleich mehrere Gründe: Auf dem Markt gab es nichts Gleichwertiges „von der Stange“. Für eine entsprechende Sonderanfertigung hätte eine Lieferzeit von bis zu einem Jahr und Kosten von 700 000 bis 900 000 Euro eingerechnet werden müssen. Zudem hätten die Kosten für neue Fundamente, Werkzeuge samt der passenden Aufnahmen sowie die Neuerstellung der Fertigungsprogramme einkalkuliert werden müssen. Außerdem ist der Schulungsbedarf für Anwender und Instandhalter bei einer überholten Maschine deutlich geringer, so dass sie unmittelbar nach der Anlieferung wieder in Betrieb gehen kann. „In dieser Situation entschied sich unser Kunde für die angebotene Alternativlösung einer umfassenden Generalüberholung“, sagt Dilger. Zu den Pluspunkten gehörte neben dem mit rund 250 000 Euro deutlich niedrigeren Kapitalbedarf auch die mit sechs Wochen ganz wesentlich kürzere Ausfallzeit.
Die Anlage wurde praktisch bis zur sprichwörtlich letzten Schraube durchgecheckt und bezüglich aller wesentlichen Teile kompromisslos auf Neuzustand gebracht. Die alte, aus zwei separaten Einzelsteuerungen für Kopf und Achsen kombinierte CNC ersetzten die Spezialisten durch eine moderne Heidenhain-Steuerung des Typs TNC 430 CA mit Softwarestand 2004. Dank zusätzlicher Sonderprogrammierung lassen sich die bisherigen CNC-Programme weiter nutzen. Mit der vertrauten Anlage konnten die Mitarbeiter sofort wieder produzieren, der Nachschulungsaufwand reduzierte sich auf ein Minimum.
„Ohne das im Laufe zahlreicher Generalüberholungen aufgebaute Vertrauensverhältnis hätten wir diesen Auftrag wohl kaum bekommen“, verrät Graf. Ausgangspunkt war eine ganze Reihe erfolgreich durchgeführter Überholungen von gebrauchten Maho-Werkzeugmaschinen, dem bisherigen Hauptgeschäftsfeld von MMD. Nachdem die Bad Emstaler in den letzten Jahren ihre Qualifikation beim Überholen von Anlagen weiterer Hersteller – etwa von Hermle, Reckermann, Blohm oder Schaublin – unter Beweis gestellt hatten, vertraute der Kunde ihnen auch dieses anspruchsvolle Projekt an.
„Wir machen ausschließlich High-End-Rebuild für Maschinen und Komponenten“, betont Dilger. Darunter sei zu verstehen, dass die Anlage anschließend in allen Bereichen zumindest dem Neuzustand entspreche, vielfach durch Nachrüsten, Upgraden und Beheben von Schwachpunkten sogar besser sei als zum Zeitpunkt des ursprünglichen Kaufs. Alle Verschleißteile wie Abstreifer, Faltenbälge und Teleskopabdeckungen werden gewechselt, Führungsbahnen bei Bedarf geschliffen, die Gleitbeläge erneuert und anschließend von Hand geschabt. Alle Lager von Motoren, Spindeln und Getrieben werden ausgetauscht, die gesamte Hydraulik und alle elektrischen Leitungen im Bereich der Kabelschlepps sowie im Öl- und Spanbereich erneuert. Ein Großteil des Schaltschranks wird neu aufgebaut, Spindeln und Konusse werden neu geschliffen oder gegen Neuteile ausgetauscht, alle Gehäusebauteile werden gestrahlt und hochwertig neu lackiert.
Dieses spezielle Zentrum von Union Bielefeld war ursprünglich ein Prototyp. Die bei der Demontage erkannten Schwachstellen, etwa eine zu schwache Lagerung der Schnecke für den Drehtisch oder unbefriedigende Justiermöglichkeiten beseitigten die Spezialisten. Besonders stolz ist MMD auf die Software der neuen Steuerung: Immerhin 500 Seiten SPS-Code mussten neu geschrieben werden, um die Funktionen der bisherigen Steuerungen zu ersetzen.
Eine weitere Verbesserung konnte bei den Wechselzeiten des Werkzeugwechslers erzielt werden. Durch eine variable Platzcodierung und Ablage der zurückgegebenen Werkzeuge während der Bearbeitung war das kostengünstig zu realisieren.
Nach der Überholung lagen die bei der Anlieferung der verschlissenen Anlage gemessenen Abweichungen unter den vom Hersteller vorgegebenen Neutoleranzen. Die Forderung des Kunden war damit übertroffen, und die Abnahme erfolgte ohne nennenswerte Beanstandungen.
Überholte Anlage war schneller verfügbar als eine Neue
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