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Preis, Effizienz und Transparenz entscheiden

Der Markt für Contracting ist in Bewegung
Preis, Effizienz und Transparenz entscheiden

Das Outsourcen der Energieversorgung kommt immer stärker in Mode. Seit zwei Jahren bezieht die Hamburger Fristam Pumpen Energie von den Stadtwerken Hannover. Mit Erfolg, denn der Vertrag wurde jetzt verlängert. Auch der Autobauer Karmann setzt bei der Energieverteilung auf externe Dienstleister.

Von unserem Redaktionsmitglied Werner Möller ia-redaktion@t-online.de

Wer Fachleuten das Planen, Finanzieren, Errichten oder Modernisieren sowie den Betrieb von Strom-, Wärme- und Medienversorgungs-Anlagen überlässt, erhält Versorgungssicherheit, Kostenentlastungen und verbesserte Umweltbedingungen. Weltweit ist in der Industrie eine zunehmende Bereitschaft festzustellen, für entsprechende Dienstleistungen das Know-how externer Experten heranzuziehen. Nach einer Studie von RWE Solutions AG, Neu-Isenburg, plant jedes zehnte Industrieunternehmen in Deutschland Contractingprojekte. Bei der Auswahl des Contractors sind Energiepreis, Energieeffizienz und Kostentransparenz entscheidend.
Grund genug für die Stadtwerke Hannover, mit ihrer Dienstleistung „Enercity“ bundesweit aktiv zu sein. Ein Kunde ist die Hamburger Fristam Pumpen F. Stamp KG. Das Unternehmen entwickelt und produziert hygienische Pumpen für den Transport sensibler Güter wie Lebensmittel. Die Wurzeln des Familienunternehmens liegen in Hamburg im Stadtteil Bergedorf. Dort ist noch heute der wichtigste operative Standort.
Für die Energieversorgung des Betriebes ist Jörn Bierkamp verantwortlich. „Die Stromversorgung hat für uns einen sehr hohen Stellenwert“, sagt der Bilanzbuchhalter. Schließlich sei die nahtlose Lieferung von elektrischer Energie Grundlage für das Herstellen der Pumpen. Produziert werden sie auf leistungsstarken CNC-Maschinen und konventionellen Drehbänken.
„Der Strom macht zwar nur etwa ein Prozent am Gesamteinkauf von Produktionsgütern aus“, räumt Bierkamp ein, „trotzdem handelt es sich um einen beachtlichen Posten von 550 000 kWh. Dass Fristam von den Preiserhöhungen in der jüngeren Vergangenheit verschont geblieben ist, hat das Unternehmen dem Abschluss eines zweijährigen Vertrages mit den Stadtwerken Hannover zu verdanken, der jetzt um weitere zwei Jahre verlängert wurde.
Bierkamp hat für die Auswahl des Energielieferanten jetzt zum zweiten Mal einen externen Energieberater eingesetzt: „Der ehemalige Vertriebsleiter eines großen Energieversorgers ist Fachmann in der Materie und übernimmt für uns die Ausschreibungen“, sagt der Einkäufer. Das habe den Vorteil, dass die Versorger exakt wissen, was sie anbieten sollen. Ein Posten sei dabei beispielsweise, wie sich die Betriebsstunden auf den Gesamtbedarf verteilen.
Bei „Enercity“ steht auf der Habenseite, dass die Abrechnungen aus Hannover klar und verständlich sind. Auch die Möglichkeiten des Lastmanagements nutzt der Pumpenhersteller. „Um Lastspitzen durch allzu stromintensive CNC-Maschinen zu vermeiden, sind in der Produktion am Test- und Prüfstand digitale Verbrauchsanzeigen angebracht. An diesen erkennen die Mitarbeiter, wie viel Leistung gerade in Anspruch genommen wird“, sagt Bierkamp. Eine weitere Kontrolle ermöglichen monatliche Auswertungen. „Enercity“ erstellt zu diesem Zweck Leistungsdiagramme für den Lastverlauf, nach denen gegengesteuert werden kann.
Eine Dienstleistung der technischen Art leistet die SAG Netz- und Energietechnik GmbH, Langen. Der Systemanbieter für die technische Infrastruktur entlang der Medienversorgung sorgt bei der Wilhelm Karmann GmbH in Osnabrück für die reibungslose Energieversorgung des vielseitigen Autobauers. Als „Full Service Supplier” beliefert das Unternehmen die internationale Automobilindustrie mit zahlreichen speziellen Konstruktionen bis hin zu Sonderlösungen in den Fertigungsanlagen.
Diese Vielseitigkeit ist nur mit hoher Flexibilität erreichbar. Die Werke und Produktionsanlagen von Karmann befinden sich deshalb in einem ständigen Wandel. Dabei spielt die Installation von Elektrokabeln, Schaltschränken und kilometerlangen Steuerleitungen eine bedeutende Rolle. Denn die elektrischen Anschlüsse bilden oft das letzte Glied für eine zeitlich knapp kalkulierte Inbetriebnahme geänderter oder neuer Anlagenteile. Im Idealfall erfolgen die Installationen kaum wahrnehmbar, um die laufende Produktion nicht zu stören.
Die Schaltpläne kommen aus dem werkseigenen Planungsbüro. Für die Installationen ist die SAG Netz- und Energietechnik zuständig. Einsatzflexibilität ist hier Bedingung. Denn manchmal werden auch Einsätze an Wochenenden oder in produktionsfreien Zeiten notwendig. Das gilt besonders für den Bereich der Fördertechnik, also den unmittelbaren Produktionsbetrieb. Auch Verkabelungen, Anschlussarbeiten und Inbetriebnahmen im haustechnischen Bereich, wie Notbeleuchtungs-, Brandmelde-, Lüftungs- und Heizungsanlagen können häufig nur außerhalb der Produktionszeiten erfolgen.
Dennoch sind Teile der elektrotechnischen Arbeiten während der laufenden Produktion unumgänglich. Denn wenn nahezu 1000 Brandmelder angeschlossen, im Presswerk neue Beleuchtungsanlagen in 15 m Höhe installiert oder Kabel in Arbeitszonen verlegt werden – direkt neben laufenden Förderern und unter heranschwebenden Autoteilen – dann ist ein geschulter Blick für Arbeitssicherheit und zum Vermeiden von Betriebsstörungen unabdingbar.
Beispielhaft ist das schrittweise Errichten einer komplett neuen Lackieranlage in drei neuen Hallen im Werk Osnabrück – angepasst an das Logistik-Know-how. Denn während des mehrstufigen Neubaus sind nicht nur die neuen fördertechnischen Anlagen zu montieren. Diese müssen auch in mehreren Phasen mit dem bestehenden System verknüpft werden, einschließlich des notwendigen Signalaustausches der einzelnen Anlagen mit den dazugehörigen Kabeln und Anschlüssen – und das ohne größere Betriebsunterbrechungen. Allein für die neue Vorbehandlungszone schließen die Monteure der SAG NE unzählige Rollenbahnen auf Ebenen zwischen 0,4 bis 24 m an, inklusive der etagenübergreifenden Heberanlagen. Das bedeutet mehrere Kilometer Kabel, Kabelrinnen, Schaltschränke, Steuerpulte und Tausende von Anschlüssen. Die Lackierstraße, für den Auftrag von modernen Wasserlacken und für den Durchlauf von Karossen unterschiedlicher Marken optimiert, ist inzwischen in Betrieb. Auch der neue Komplex für die Grundierung steht. 2005 geht die letzte der drei Hallen in Betrieb. Angesichts steigender Energiekosten hat auch der Siemens-Bereich SBT aus München einen Service zum Sparen bei Strom und Heizung: Das Angebot heißt „Performance Contracting“. Dabei prüfen Spezialisten mit dem Kunden alle Elektroanlagen auf ihre Energie-Effizienz und ermitteln mögliche Einsparungen in einem mehrjährigen Energiesparvertrag. Werden die Einsparungen in der Realität nicht erreicht, trägt Siemens den Fehlbetrag.
Energie-Contracting kann etwas Propaganda gut gebrauchen
Risikobewertung spricht für den Dienstleister
Installationspläne aus dem Baukasten zusammensetzen

Contracting-Forum in Halle 13
Neue Plattform der „Energy“ ist das „Contracting Forum“ in Halle 13. Mitglieder des Contracting Forums im ZVEI stellen hier Lösungen aus der industriellen, gewerblichen und kommunalen Anwendung vor. Das Thema Contracting wird in seiner gesamten Bandbreite von der Energielieferung, Wärme bis hin zur Druckluft in einer Vielzahl von Variationen in praktischen Lösungsbeispielen dargestellt. Contracting bedeutet das Outsourcen von
– Planung,
– Finanzierung,
– Errichtung/Modernisierung und des
– Betriebes von Strom-, Wärme- und
Medienversorgungs-Anlagen.
Das bringt erhöhte Versorgungssicherheit, Kostenentlastungen und Verbesserungen der Umweltbedingungen. Energieeffizienz und Ressourcenschonung stehen dabei im Mittelpunkt.
Fachleute gehen davon aus, dass der deutsche Markt sich bei einer konservativen Schätzung zwischen 2004 und 2007 von 200 auf 400 Mio. Euro verdoppeln wird. Bei einem progressiven Verlauf könnte dieser Wert auf 550 Mio. Euro steigen. Dies deckt sich mit anderen Studien, die dem europäischen Markt für Outsourcing bis zum Ende dieses Jahrzehnts 200 % Wachstum prognostizieren.

Gewinnen durch Ausschreiben
Unternehmen, die bei der Ausschreibung ihres Strombedarfs genaue Angaben machen, können sich einen besseren Preis sichern. Zudem stellen sie die Vergleichbarkeit von Angeboten sicher. Das fundierte Beschreiben der Lieferanforderungen ermöglicht dem Lieferanten eine genauere Kalkulation. Er kann bei einer entsprechenden Datenlage zum Lastverlauf den eigenen Einkauf optimieren. Strom für Verbrauchsspitzen, die im Voraus absehbar sind, kann der Anbieter zum Beispiel günstiger beschaffen. Sein wirtschaftliches Risiko sinkt. Konsequenz: Der Energieversorger kann einen besseren Preis bieten. Beide Seiten profitieren.
Industrieanzeiger
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