Startseite » Allgemein »

Prognosen neutralisieren den Peitscheneffekt

ERP-System Foss steuert Prozesse beim Zulieferer PM Automotive
Prognosen neutralisieren den Peitscheneffekt

Der noch junge Automobilzulieferer PM Automotive will wachsen und trotzdem flexibel bleiben. Seit 2003 steuert das Unternehmen seine Prozesse mit dem ERP-Standardsystem Foss von Ordat.

Michael Richter ist Fachjournalist in Berlin

„Um im harten Wettbewerb der Automobilzulieferbranche zu bestehen, setzen wir auf Termintreue, Qualität und eine kostengünstige Produktion“, sagt Frank Krautwer, Geschäftsführer der PM Automotive in Wilkau-Haßlau. „Kundenspezifische Anforderungen können wir flexibel erfüllen. Die Herausforderung besteht darin, zu wachsen und trotzdem diese Flexibilität zu bewahren.“
2001 war PM Automotive mit fünf Pressteilen für den Smart in die Serienfertigung gestartet. Damals konnten die Abläufe in Einkauf, Verkauf und Produktion noch mit Hilfe von Microsoft Office abgewickelt werden. Das Finanz- und Rechnungswesen lag dagegen in den Händen von externen Dienstleistern. Doch von Anfang an wurde kontinuierlich in Wachstum investiert – insgesamt mehr als 7 Mio. Euro. Das Werk wurde ausgebaut, Groß- und Kleinpressen angeschafft und eine Schweißerei eingerichtet. Um die hohe Qualität zu sichern, gibt es eine CNC-Messmaschine und Laboreinrichtungen zur Werkstoff- und Verbindungsprüfung. Heute kann PM Automotive Teile und Baugruppen für Fahrzeugreihen bis 100 000 Einheiten pro Jahr liefern.
Angesichts steigender Produktzahlen und Fertigungstiefen war es bald unumgänglich, zur Steuerung der betriebswirtschaftlichen Prozesse ein ERP-System einzuführen. Der Auswahlprozess startete im August 2002. Die Anforderungen waren klar: Man wollte kostengünstig und mit möglichst geringem Aufwand eine skalierbare, zukunftssichere Lösung, die mit dem Unternehmen wächst und dieses Wachstum unterstützt. Gesucht wurde eine bewährte Standardlösung für PPS und das Finanz- und Rechnungswesen mit branchenspezifischen Funktionen. Entscheidende Kriterien waren die durchgängige Abbildung aller Logistikprozesse im Unternehmen, der VDA- und CAD-Datenaustausch mit Kunden und Lieferanten über EDI und eine artikelbezogene Serien- und Chargenverwaltung. Auch der Beleggestaltung wurde von PM Automotive besondere Bedeutung beigemessen – denn Belege repräsentieren das Unternehmen täglich bei den Kunden.
Vier PPS-Anbieter wurden in die engere Auswahl einbezogen. Nach einer halbjährigen Auswahlphase entschieden sich die Verantwortlichen bei PM Automotive für die ERP-Standardsoftware Foss des Gießener Softwarehauses Ordat. „Für Foss sprach vor allem, dass der Hersteller aus einer Hand und ohne weiteren Entwicklungsaufwand eine vollständig integrierte Automotive-Lösung zur Verfügung stellen konnte“, erinnert sich Annegret Döhler, IT-Leiterin bei PM Automotive. „Alle notwendigen Funktionalitäten für Modullieferanten waren bereits im Foss-Standard vorhanden, Programm-Anpassungen waren nicht erforderlich.“ Zu den Entscheidungsgründen zählten weiterhin das umfangreiche Know-how und die guten Referenzen von Ordat in der Automotive-Branche. Nicht zuletzt spielte auch die geringe Entfernung zu den Ordat-Geschäftsstellen in Chemnitz und Dresden eine Rolle. Kurze Wege zum Anbieter ermöglichen auch spontane Zusammenkünfte, die manchmal für die Lösung eines aktuellen Problems notwendig sind.
Der Startschuss für die Einführung von Foss in Wilkau-Haßlau fiel im März 2003. Zur selben Zeit begann auch die Schulung der Mitarbeiter von PM Automotive. Die Finanzbuchhaltung konnte bereits vier Wochen nach Vertragsabschluss in den Echtbetrieb gehen. Im Mai 2003 erfolgte ein erster erfolgreicher Gesamtdurchlauf, einen Monat später dann der zweite. Im Juli 2003, nach lediglich vier Monaten Einführungszeit, ging das gesamte System einschließlich Foss-Edi in den Echtbetrieb. Seit Mai 2004 läuft auch die Anlagenbuchhaltung, seit Dezember 2004 die Kostenrechnung.
Weil PM Automotive zum ersten Mal ein PPS-System installierte, war es in der Einführungsphase notwendig, die Geschäftsprozesse entsprechend der PPS-Logik abzubilden. „Wir waren in der glücklichen Lage, dass wir in unserer Prozessgestaltung noch sehr flexibel waren“, sagt IT-Leiterin Döhler. „Das verringerte den Einführungsaufwand und führte zu einer klaren Prozessoptimierung.“
Nach der reibungslosen Einführung stellte sich die eigentliche Herausforderung: „Mit der täglichen Arbeit kamen die Fragen – und es gab kein Zurück“, berichtet Annegret Döhler schmunzelnd. Erst nach und nach wurde das Potenzial des Systems voll genutzt. Foss ist zwar ein branchenübergreifendes Standardsystem, bietet aber auch eine Reihe branchenspezifischer Funktionen für die Automobil- oder Prozessindustrie, die sonst nur in dedizierten Branchenpaketen zu finden sind.
Für PM Automotive war die durchgängige serien- und chargenbezogene Bestandsführung besonders wichtig, um die Zulieferungen an die Automobilhersteller und Systemlieferanten effizient zu verwalten. Das Programmpaket ermöglicht die Ausweisung von Lieferchargen auf externen Lieferpapieren und die lückenlose Serien- und Chargen-Rückverfolgung. Diese ist auch wichtig für die im nächsten Jahr geplante Zertifizierung nach ISO/TS 16949, einem umfassenden Qualitätsmanagement-Standard in der internationalen Automobilindustrie.
Auch das Behältermanagement stellt besondere Anforderungen an das System. Für den Transport der Produkte stellen die Kunden eigene Behälter zur Verfügung. Deshalb wurde für die Bestandstrennung eine kundenbezogene Behälterkennung eingeführt. Außerdem kommt es häufig vor, dass gleiche Artikel in unterschiedlichen Behältern ausgeliefert werden. Je nach Bestand muss operativ entschieden werden, welche Behälter verfügbar sind und für auszuliefernde Artikel eingesetzt werden können. Gegebenenfalls ist eine vorgangsbezogene Kennzeichnung operativer Behälteränderungen erforderlich, damit alle externen Lieferpapiere die richtigen Behälterangaben enthalten. „Auch bei diffizilen Problemen sind wir bisher immer im Foss-Standard fündig geworden“, sagt Geschäftsführer Krautwer.
Mit dem ERP-System Foss lassen sich vorhandene Ressourcen optimal nutzen. Gerade für kleinere Unternehmen ist das überlebenswichtig. So unterstützt die Software Einkauf und Lagerauslastung mit einer ausgefeilten Bedarfsplanung. In der Automobilindustrie sind kurzfristige starke Bedarfsschwankungen der Normalfall. Kleine Zulieferer wie PM Automotive sind dabei vom sogenannten Peitscheneffekt besonders betroffen: Kleine Änderungen des Bedarfes beim Endkunden führen zu sehr viel stärkeren Schwankungen bei Zulieferern entlang der Supply Chain. Verschiedene Prognoseverfahren und die Nettobedarfsrechnung von Foss erlauben eine bessere Planung des Materialeinkaufs und die optimale Ausnutzung der Lagerkapazitäten.
Trotz anfänglicher Befürchtungen, dass ein komplettes PPS-System für die kleine Zahl von Usern bei PM Automotive zu mächtig sein könnte, ist man in Wilkau-Haßlau zufrieden. „Die Entscheidung für Foss war richtig“, sagt Geschäftsführer Frank Krautwer. Die schrittweise Implementierung weiterer Foss-Funktionalitäten ist in der Planung. Gerade laufen die Schulungen für die Erweiterung der EDI-Kommunikation auf die Unterlieferanten. Noch in diesem Jahr soll Foss-Mobile eingeführt werden, eine Anwendung für die drahtlose Datenerfassung in Versand, Produktion und Lager.
Skalierbare Software, die mit dem Unternehmen wächst
Unsere Webinar-Empfehlung
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 6
Ausgabe
6.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Aktuelle Whitepaper aus der Industrie

Unsere Partner

Starke Zeitschrift – starke Partner


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de