Tausende Zulieferteile und unzählige Materialien machen Autos schön und komfortabel – sie erschweren aber auch das umweltgerechte Entsorgen. Um die Inhaltsstoffe nach den VDA-Richtlinien in eine Datenbank zu bringen, wurde das International Material Data System (IMDS) entwickelt.
Thomas Zimmerschied ist Client Delivery Executive Automotive bei EDS Deutschland in Rüsselsheim, Frank Loydl ist EDS Service Line Director
Aus rund 3000 Einzelteilen besteht heute ein Automobil. 60 bis 80 % dieser Teile beziehen die Hersteller von Zulieferern. Dieser internationalisierte und arbeitsteilige Prozess lässt Recycling zu einer Herausforderung für die Branche werden: Nur wenn die Hersteller die genaue Materialzusammensetzung jedes einzelnen Teils kennen, lässt sich der größtmögliche Anteil der Fahrzeuge wiederverwerten.
In diese Richtung zielt die Direktive 2000/53/EC der Europäischen Union, die vorschreibt, welche Substanzen verboten sind und wann wie viel recycelt werden muss. Vom 1. Januar 2006 an sind 85 % eines Autos wiederzuverwerten. Bei über 40 Millionen zugelassenen Kfz mit einer Lebensdauer von mehr als zehn Jahren sind allein in Deutschland drei bis vier Millionen Fahrzeuge pro Jahr fällig.
Da seitens der Gesetzgeber in der EU vor 1998 noch keine Anforderungen existierten, um die Substanzen in einem Fahrzeug zu erheben, entschloss sich die Automobilindustrie, hierfür ein EDV-gestütztes System zu etablieren. Somit war die Idee zu International Material Data System (IMDS) geboren. Eine Studie im Auftrag des Verbands der Automobilindustrie (VDA) legte dar, welche Eigenschaften dieses System vor allem haben muss: Letztendlich wurde eine webbasierte Applikation mit zentraler Datenbank gesucht, die in erster Linie der Standardisierung, der Sicherheit und der Effizienz Rechnung trägt.
Der IT-Dienstleister Electronic Data Systems (EDS) entwickelte IMDS gemeinsam mit den sieben Automobilfirmen BMW, Daimler-Chrysler, Opel /General Motors, Ford, Porsche, Volkswagen und Volvo. Die Client-Server-Applikation ging zum 1. Juni 2000 in Produktion. Seitdem hostet und betreut EDS das System und entwickelt es kontinuierlich weiter. Die Betriebskosten von IMDS tragen ausschließlich die Automobilhersteller – für die Zulieferer ist die Nutzung unentgeltlich.
Da die Zulieferer – und damit die Datenlieferanten – in der Regel mehrere Automobilhersteller gleichzeitig beliefern, steht die Standardisierung ganz oben auf ihrer IMDS-Wunschliste. Auch das Thema Datensicherheit ist ein zentrales Anliegen, da die Zusammensetzung einer Substanz einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil darstellen kann.
Startete IMDS hauptsächlich als deutschsprachige Lösung, so stand vor allem im vergangenen Jahr die Globalisierung im Vordergrund: Neben den sieben Automobilfirmen aus der Anfangszeit unterstützt das System inzwischen auch die Branchengrößen Fiat, Toyota, Mitsubishi, Mazda, Nissan, Fuji Heavy Industries, Isuzu und Suzuki.
Die weltweite Nutzung von IMDS wirkt sich gravierend auf dessen Weiterentwicklung und Betrieb aus: In der Anfangsphase waren lediglich deutsche und englische Versionen des Systems erhältlich – mittlerweile gibt es auch italienische, spanische, portugiesische und japanische Varianten. Früher mussten sich die User noch mit einem einzigen Helpdesk in Zentraleuropa für deutsche und englische Anfragen begnügen – heute gibt es außerdem Helpdesks in Italien, den USA und Japan. Trainings zu IMDS erhalten die Nutzer in den sieben Sprachen.
Die weitere Effizienzverbesserung steht stets auf der Agenda, um das System weiterzuentwickeln. EDS arbeitet regelmäßig an Erweiterungen, die die Datenbereitstellung weiter vereinfachen. So hat das Unternehmen beispielsweise eine standardisierte XML-Schnittstelle entwickelt, die es Zulieferern ermöglicht, große Datenvolumina (500 Datenblätter und mehr) auf einen Schlag im Batch-Betrieb hochzuladen. Außerdem kann der Nutzer mit dieser so genannten Up-/Download-Schnittstelle Materialinformationen direkt in seine internen Systeme laden und verknüpfen.
Das IMDS-System wird immer weiter aufgepeppt
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