Schmutz und Dreck haben in elektrischen Anlagen nichts zu suchen. Bei dem Mineralwasserhersteller Gerolsteiner wurden jetzt Schaltschränke teilweise sogar unter Spannung gesäubert. Von der Bremer & Leguil GmbH aus Duisburg stammen die Spezialchemikalien der Marke Rivolta, mit denen die Wallstein Service-Gesellschaft mbH aus Recklinghausen elektrische Anlagen reinigt.
„Im ersten Moment waren unsere Mitarbeiter skeptisch gegenüber der Nassreinigung. Auch bei mir stieg anfangs der Adrenalinpegel beim Einschalten“, erinnert sich Richard Heinz, Koordinator Instandsetzung bei der Gerolsteiner Brunnen GmbH & Co. KG. Begonnen hatte alles im Jahr 2001: Im Palettierbereich standen nicht klimatisierte Schaltschränke, die durch Partikel aus der Außenluft verschmutzt waren. Die Verschmutzung der elektrischen Komponenten beeinträchtigte die Produktion durch Überschläge, Hitzeentwicklung und Ausfälle. Gerolsteiner suchte daher nach einer Möglichkeit, die mit maximal 400 V arbeitenden elektrischen Anlagen kostengünstig ohne Ausbau zu reinigen. Erschwerend kam hinzu: Die Reinigung musste mit äußerster Vorsicht ablaufen, denn in den Schaltschränken befinden sich empfindliche Steuerungskomponenten und Frequenzumrichter. Heinz: „Damals legten wir zwei bis drei Wochen lang ganze Anlagen still, um Wartungs- und Reparaturarbeiten durchzuführen.“ Abhilfe brachte die Nassreinigung. Sie übernahm die Wallstein Service-Gesellschaft mbH aus Recklinghausen.
Die Methode erläutert Frank Boos, Abteilungsleiter Technische Dienstleistungen: „Im Vorfeld saugen wir elektrisch leitende Fremdstoffpartikel ab. Anschließend folgt eine Vorreinigung der Bauteile mit Oxid- und Sulfidreiniger, um die verharzten Öle und Fette an den Kontaktflächen abzulösen. Nach einer geringen Einwirkzeit wird mit einem Airlessgerät der eigentliche Spülvorgang mit dem Elektro-Hochleistungsreiniger eingeleitet: Dabei reinigen wir die Elektronikkomponenten mit einem durchschlagsfesten Spezial-Sicherheits-Elektronikreiniger.“ Es folgt mit einem Trockengebläse das Entfernen der eventuell vorhandenen Restfeuchte. Der Anwender kann die Anlage dann wieder zuschalten. Im ersten Schritt wurden so bei Gerolsteiner 27 Schaltschränke gereinigt. Je nach Verschmutzungsgrad und Bestückung der Elektronikkomponenten dauerte diese Reinigung pro Schrank zwei bis drei Stunden, einschließlich der De- und Remontage der Frequenzumrichter.
Die Nassreinigung machte den Instandsetzern Mut, die Reinigungsmaßnahme auch unter Spannung durchführen zu lassen.
Hier besteht jedoch das Risiko von potenziellen Personenschäden und Produktionsausfällen. Daher sollten keine Betriebselektriker oder örtliche Handwerksbetriebe diese Arbeiten übernehmen, sondern speziell dafür ausgebildete Fachkräfte. Sie arbeiten anhand eines von Wallstein erstellten, strukturierten Ablaufplanes, der dem Kunden ein eigenes Lastenheft erspart. wm
Nassreinigung ist auch unter Hochspannung nicht unmöglich
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