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RFID erobert Fertigung und Betriebslogistik

Hochfrequenz-Funk profitiert von preisgünstigerer Produktion
RFID erobert Fertigung und Betriebslogistik

Kosten und Baugrößen sinken beim Datenfunk per RFID. So lassen sich Bauteile vom Wareneingang bis zur Montage sicher verfolgen, und die Ersatzteilversorgung läuft reibungslos ohne Zeitverzug. Lückenlos überwachen kann man so aber auch die Temperatur von Maschinen.

Roman Schneider ist Fachjournalist in Frankfurt/M.

Großhandelsketten wie die Metro waren bislang Vorreiter beim Einsatz der Radio Frequency Identification (RFID), der schnellen Warenidentifikation per Hochfrequenz-Funk. Doch jetzt hält diese zukunftsweisende Technologie auch in der verarbeitenden Industrie, respektive der innerbetrieblichen Logistik Einzug. Michael ten Hompel, Leiter des Dortmunder Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik, kennt die Schrittmacher dieser Entwicklung: „Zu hohe Kosten waren einer der Hauptgründe, weshalb der Einsatz von Hochfrequenz-Kommunikation in der verarbeitenden Industrie bislang nur in wenigen Bereichen erfolgte.“ Aber die fortschreitende Miniaturisierung und eine immer preisgünstigere Fertigung erschlössen RFID eine große Zahl neuer Einsatzgebiete, so der Institutsleiter weiter.
Analysen des Marktforschungsinstituts Frost & Sullivan bestätigen diese Einschätzung. Geht es um RFID in Fertigung und Logistik, soll der Weltmarkt von rund 600 Mio. US-$ in 2003 auf 2,6 Mrd. US-$ im Jahr 2008 anschwellen. „Mit einem Anteil von 35 Prozent sind Fertigung und Logistik zweitgrößter Absatzmarkt nach Sicherheits- und Kontrollanwendungen, die 40 Prozent des Umsatzes generieren“, erläutert Stefan Gerhardt, Corporate Communications Manager bei Frost & Sullivan in Frankfurt/M. Sinkende Preise und die Möglichkeit der Integration der Technologie in umfassende Systemlösungen wie auch der hohe Bekanntheitsgrad werden nach seiner Einschätzung für eine ansteigende Nachfrage sorgen.
Dabei stehen in manchen Einsatzfällen auch die in der Industrie weit verbreiteten Strichcode-Etiketten zur Disposition. „Große Hitze oder auch Verschleiß können den Code unleserlich machen“, betont Dominik Rotzinger, Geschäftsführer der Warok Computer & Software GmbH in Villingen-Schwenningen. Hier könne der Einsatz von RFID effektive Abhilfe bringen, wobei die Identifizierung über programmierbare Transponder (Tags) per Funk läuft. Ein solcher Transponder besteht aus einem Mikrochip und einer Antenne in einem geschlossenen Gehäuse.
Ihren Praxistest hat die RFID-Technologie bei der Homag Holzbearbeitungssysteme AG aus Schopfloch bereits bestanden. „In einem rauen Betriebsumfeld arbeiten die Tags problemlos bei hoher Temperatur und Verschmutzung. Da liegt es natürlich nahe, sie zur Kennzeichnung hochwertiger Maschinenteile einzusetzen“, begründet Edmund Schiebel als IT-Verantwortlicher für mobile Erfassungslösungen den Griff zur RFID-Technologie. Die automatische Identifikation mittels Hochfrequenz-Funk lohnt sich darüber hinaus für ihn nicht nur aufgrund der Zeitersparnis, für sie spreche auch die höhere Genauigkeit der erfassten Informationen. Zum Einsatz kommt dabei ein Handheld-Computer, eine Entwicklung von Homag, Warok und WST Software & Services aus Villingen-Schwenningen.
Ein spezieller Barcode- und Transponder-Aufsatz macht diese Handhelds besonders flexibel. Entsprechend können mit dem gleichen System sowohl Informationen aus den RFID-Tags als auch Barcode-Labels per Laser-Scanner erfasst werden. Alle Daten lassen sich dann über eine Docking-Station unmittelbar in das zentrale Warenwirtschaftssystem übertragen.
„Gleichzeitig können wir den Weg aller wichtigen Komponenten lückenlos vom Wareneingang bis zum Einbau in die Maschine verfolgen“, freut sich Edmund Schiebel. Entsprechend sei man stets über den aktuellen Lagerbestand informiert.
Welches Potenzial der RFID-Einsatz Firmen quer durch alle Bereiche der Industrie bietet, haben auch die meisten Anbieter von Supply-Chain-Management-Software (SCM) erkannt. So setzt die I2 Technologies GmbH aus Haar bei München auf ein RFID-Partnerprogramm, initiiert gemeinsam mit den Partnerunternehmen Globe Ranger, IBM, Informatica und Sun Microsystems. „Ziel des Partnerprogramms ist es, das Risiko bei der Einführung von RFID-Lösungen für unsere Kunden zu reduzieren, indem wir den Informations- und Wissensaustausch zwischen den führenden Technologieanbietern in diesem Bereich fördern“, begründet Pallab Chatterjee, Marketingchef bei I2, die Gemeinschaftsaktion. Denn die Mitglieder des Partnerprogramms hätten erkannt, dass zukunftsorientierte Unternehmen wettbewerbsstrategische und wirtschaftliche Vorteile erzielen, wenn Lieferketten effizient operieren und die durch RFID-Sensoren bereitgestellten Daten schnell und umfassend zur Verfügung stehen.
„Unsere RFID-Infrastruktur und die Software von I2 werden der Industrie eine offene Architektur sowie wirtschaftliches und technologisches Know-how liefern. Auf diese Weise können hochwertige RFID-Lösungen entwickelt werden“, prognostiziert Julie Sarbacker, Direktorin des Geschäftsbereiches Auto-ID bei Sun Microsystems. Die Ziele sind laut I2 also hochgesteckt: Das Partnerprogramm soll zur Entwicklung von Hard- und Softwarelösungen beitragen, die einen möglichst zeitnahen Einblick in Bestände, Aufträge und Lieferungen gewährleisten. Und: „RFID soll auch Daten und Informationen liefern, die für eine schnelle und proaktive Vorgehensweise bei unerwarteten Ereignissen erforderlich sind“, lautet die unmissverständliche Forderung von Pallab Chatterjee.
Für den IT-Fachmann Dominik Rotzinger steht die zügige Ausbreitung der RFID-Technologie außer Frage. Gleichzeitig verspricht er sich von der Weiterentwicklung der Transponder eine Vielzahl neuer Anwendungsmöglichkeiten. Dazu gehören für ihn auch die so genannten Logger, Transponder mit integrierter Batterie, die eigenständig in regelmäßigen Abständen beispielsweise Temperaturmessungen durchführen können. Zwar seien diese Spezial-Transponder noch deutlich teurer als herkömmliche und wegen der Informations-Vielfalt würden auch andere Lesegeräte benötigt, aber er kenne bereits eine Reihe erfolgreich durchgeführter Einsätze, berichtet Rotzinger.
„Logger überwachen bereits Essenstransporte in Belgien wie auch Holland und sie begleiten Blumen aus Übersee ebenso wie kostspielige Weine, um sicher feststellen zu können, dass ein bestimmter Temperaturbereich weder über- noch unterschritten wurde“, betont Rotzinger. Industriell ließe sich so die Temperatur von elektronischen Steuergeräten von Maschinen oder Maschinenlagern sowie von großen Elektromotoren überwachen. Rotzinger: „Auf diese Weise erhält man frühzeitig Hinweise auf sich anbahnende Fehler, die etwa durch Nachfüllen von Öl oder Schmieren der Lager rechtzeitig behoben werden können.“ Gelänge es, die Batterien widerstandsfähiger gegen hohe Temperaturen zu machen und den Preis der Logger durch Massenproduktion deutlich zu senken, „kommt eine Vielzahl neuer Einsatzmöglichkeiten auf Industrie und Logistik zu“, lautet deshalb Rotzingers Fazit.
Warenidentifikation per Funk ist wichtiges Werkzeug für den Service
Logger können Maschinenzustand überwachen

Stichwort RFID
Das Kürzel steht für Radio Frequency Identification, die Technik nutzt Hochfrequenz-Funk (13,56 MHz) zur Identifikation. Im Gegensatz zum Barcode können Daten auch nachträglich noch im Transponder (Tag) verändert werden, was sie für den Einsatz innerhalb von Lieferketten interessant macht. Der Folientransponder lässt sich zudem auch in Kombination mit einem Barcode (Smart-Label) nutzen, was die Anwendung zusätzlich absichert. Entscheidend für den Erfolg der RFID-Technik wird sein, ob alle Teilnehmer einer Lieferkette – vom Lieferanten, Produzenten, Händler bis hin zum Logistikdienstleister – diese Technologie einsetzen und so Medienbrüche verhindert werden. Ausgestattet mit einer eigenen Batterie, können sogenannte Logger auch Daten sammeln und so etwa die Lagertemperatur überwachen.
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