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Rhein-Ruhr macht sich fit für den Wandel

Regierungsbezirk Düsseldorf: Region der Rekorde
Rhein-Ruhr macht sich fit für den Wandel

In einem der bedeutendsten Bezirke vollzieht sich ein Strukturwandel. Die Region Rhein-Ruhr sucht ihren neuen Platz in der europäischen Arbeitsteilung. Unternehmen planen ihre Investitionen gründlicher denn je.

Von unserem Redaktionsmitglied Tilman Vögele-Ebering tilman.voegele@konradin.de

Rhein-Ruhr, ein Land der Rekorde: die am dichtesten besiedelte Region, die mit den meisten Großstädten, geballte Wirtschaftskraft. Auf der recht kleinen Fläche von rund 5300 km² leben mehr als fünf Millionen Menschen. Sie stehen für ein knappes Drittel der Jobs und der Wirtschaftsleistung in Nordrhein-Westfalen.
Aber Rhein-Ruhr ist im Wandel. „Unternehmen und Politik müssen sich überlegen, wie sie wieder mehr Schwung in die Region bringen“, urteilt Norbert Schneider, Europa-Chef des japanischen Antriebstechnik-Unternehmens NSK. Das Unternehmen hat seit 40 Jahren seinen Sitz in der Region. In den nächsten Jahren stehen Investitionen an. Es geht um Entwicklungskapazitäten und Anwendungstechnik, die im Rahmen der internationalen Arbeitsteilung des Konzerns entstehen sollen. Schneider: „Da prüfen wir natürlich mehrere Standorte.“
Die Struktur im Regierungsbezirk verändert sich. Nach dem Umbruch im Ruhrgebiet setzt sich in ganz NRW der Rückgang des Verarbeitenden Gewerbes fort. Von derzeit 30 % könnte dessen Anteil an der Wirtschaftsleistung auf zukünftig 20 % sinken, wie Jürgen Kluge, Chef von McKinsey Deutschland in Düsseldorf, prognostiziert. Der Wachstumsmotor, der wichtig für das Wohl und Wehe der ganzen Republik ist, gerät ins Stottern.
Dabei hat die Region viel zu bieten. Die Landeshauptstadt Düsseldorf ist internationale Drehscheibe und Dienstleistungszentrum. Im Ruhrgebiet ist weltweit führendes Industrie-Know-how zu Hause. Weltkonzerne haben ihren Sitz in und um die Landeshauptstadt. 24 der 100 umsatzstärksten deutschen Unternehmen haben ihren Hauptsitz im Regierungsbezirk. Im Bergischen Land ist das mittelständische, Verarbeitende Gewerbe verwurzelt. Es gibt zudem ländliche Landkreise wie Kleve oder Wesel.
„Es ist einer der größten Ballungsräume von Know-how und Wirtschaftskraft weltweit“, sagt selbstbewusst Regierungspräsident Jürgen Büssow. Aber er klagt: „Diese Standortattraktivität ist überregional nicht zu vermitteln.“ Büssow fordert deshalb einen prägnanten Markennamen für die Region und einen gemeinsamen Auftritt. Der Regierungspräsident denkt an gezielte Ansiedlungsprogramme: „Wir müssen den Mut aufbringen, ausgewählte Spitzenstandorte konsequent zu fördern, die nach und nach das Umland mit sich ziehen.“
In den Büros bei NSK in Ratingen herrscht um 9 Uhr morgens schon seit Stunden Hochbetrieb. Mitarbeiter telefonieren mit Japan, wo die Zeit sieben Stunden weiter fortgeschritten ist. Vor über 40 Jahren gründete das Unternehmen seine erste europäische Niederlassung in Düsseldorf, angezogen von der Wirtschaftskraft. Viele andere japanische Unternehmen siedelten sich dort ebenfalls an.
In den 70er-Jahren ging der Betrieb ins benachbarte Ratingen, wo derzeit 150 Mitarbeiter beschäftigt sind. Europaweit sind es über 4000. In Ratingen laufen die Fäden des Europa-Geschäfts zusammen. „Der Strukturwandel hat dazu geführt, dass unsere Kunden mittlerweile in ganz Europa zu finden sind“, beschreibt Manager Norbert Schneider die Situation.
Der NSK-Konzern, spezialisiert auf Wälzlager für die Industrie, für die Automobilbranche sowie Präzisionsmaschinen-Elemente, hat sich diesem Wandel angepasst. Produziert wird in Großbritannien und in Deutschland sowie seit Jahren vermehrt in Polen. Ein neues Werk für elektrische Lenksysteme (EPS) entsteht dort gerade. Die europaweite Logistikzentrale hat NSK in den Niederlanden eingeweiht.
Jetzt geht es darum, wo ein weiteres Entwicklungszentrum entstehen könnte. Ratingen wäre geeignet, wie Manager Schneider erläutert: Viel Know-how, hohes Qualitätsbewusstsein, gute Ingenieurausbildung, zentrale Lage in Europa wären die Vorteile. Andererseits liebäugelt der Manager mit Alternativen: „Süddeutschland ist bei Technologieunternehmen sehr beliebt und fördert gezielt Ansiedlungen. Manche wagen mit ihrer Entwicklung sogar den Schritt nach Osteuropa.“
Um den Umbruch in der Industrie zu kompensieren, versuchen die Promoter rund um Düsseldorf, junge Technik-Branchen anzuwerben. Ein Beispiel: So hat die Landeshauptstadt nach eigener Aussage mit einem Life Science Center einen Erfolg verbucht. Schon kurz nach dem Start seien 27 Biotech-Firmen im neuen Gründerzentrum eingezogen, wie die Wirtschaftsförderung Düsseldorf vor kurzem meldete.
Andere Gemeinden tun sich zusammen. So positioniert sich das bergische Städtedreieck Remscheid-Solingen-Wuppertal unter dem Label „Kompetenzhoch³“. In Feldern wie Automotive, Metall, Medizin oder Gesundheit versuchen die Wirtschaftsförderer, die Stärken zu bündeln.
Die Region setzt zudem auf Dienstleistungen: Die Messe Düsseldorf oder der Duisburger Hafen sind Aushängeschilder. Doch sie allein werden kaum dafür sorgen, dass Rhein-Ruhr auf Dauer seinen Rang behalten wird, sind sich Experten sicher. Ohne hochwertige industrielle Produktionen wird es nicht gehen, betont beispielsweise der Chef eines Metall verarbeitenden Betriebs aus dem Bergischen, der seinen Namen nicht gedruckt sehen will: „Wir können kein Volk von Friseuren werden.“
Junge Industrien und Dienstleistungen sollen kompensieren
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