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Riesiges Potenzial für den Vorstoß in neue Märkte

Ivam lenkt Mikrosystemtechnik in kommerzielle Bahnen
Riesiges Potenzial für den Vorstoß in neue Märkte

Die Mikrosystemtechnik boomt. Doch die Umsetzung vieler innovativer Ideen in marktreife Produkte scheitert noch häufig an organisatorischen, technologischen oder finanziellen Barrieren. Als internationales, industrielles Netzwerk hilft Ivam kleinen und mittleren Unternehmen, diese Barrieren zu überwinden.

Iris Lehmann ist Journalistin in Dortmund

Die Mikrosystemtechnik ist eine hochkomplexe Technologie. Oft ist eine ganze Palette unterschiedlicher Prozesse nötig, um ein Produkt zu realisieren. Dies stellt besonders für kleine und mittlere Unternehmen eine Herausforderung dar, die selten über die nötigen Kapazitäten verfügen. Um so wichtiger ist es, dass einzelne Firmen intensiv zusammenarbeiten.
Die Vermittlung von Kooperationen ist eine der Aufgaben der Interessengemeinschaft zur Verbreitung von Anwendungen der Mikrostrukturtechniken (Ivam) e.V. mit Sitz in Dortmund. Ivam ist Träger der Mikrostruktur-Initiative, die im Jahr 1993 von der Landesregierung Nordrhein-Westfalen ins Leben gerufen wurde. Der Zusammenschluss von ursprünglich sieben Gründungsfirmen aus NRW ist mittlerweile zu einem großen, internationalen Verbund angewachsen: 60 Unternehmen und 30 Institute aus sechs europäischen Ländern und den USA sind heute Mitglieder von Ivam. Davon stammen 25 Firmen und 18 Institute aus Nordrhein-Westfalen.
Hauptanliegen ist es, die industrielle Anwendung zu fördern. „In der Mikrosystemtechnik wird zuviel geforscht und zu wenig marktorientierte Produktentwicklung betrieben“, bemängelt Dr. Rainer Brodmann, Marketing- und Vertriebsleiter der Unternehmen Nanofocus und OM Engineering in Duisburg. Neue Märkte können für ihn „aber nur mit ausgereiften und kostengünstig hergestellten Produkten geschaffen werden. Wichtige Impulse für Entwickler, Kapitalgeber und Anwender sind international ausgerichtete Messen, die diesen Aspekt besonders herausstellen“.
Minisysteme in NRW wichtiger Bestandteil des Strukturwandels
Hier setzt die Arbeit der Ivam an: Mit gezielten Marketingaktivitäten bieten die Dortmunder ihren Mitgliedsunternehmen ein Präsentations-Forum. Dazu zählt etwa die Organisation von Gemeinschaftsständen auf wichtigen Industriemessen. In den vergangenen Jahren war Ivam auf der Hannover Messe mit dem Gemeinschaftsstand „Produktmarkt Mikrosystemtechnik“ vertreten, der in diesem Jahr bereits über 600 m² Standfläche beanspruchte.
Die ständige Erweiterung des Produktmarktes nahmen die Ivam-Manager zum Anlass, gemeinsam mit der Deutschen Messe AG und dem Institut für Mikrotechnik Mainz eine eigene Mikrosystemtechnik-Schau innerhalb der Hannover Messe zu initiieren. Die „Micro- Technology“ geht im Jahr 2001 in einer eigenen Ausstellungshalle mit 7000 m² Standfläche an den Start. Neben der Ausdehnung ist auch der Umzug aus dem Bereich „Forschung und Technologie“ in ein industrielles Umfeld ein Zeichen für den zunehmenden Markterfolg der Mikrosystemtechnik.
Auch im technologischen Bereich hat die Mikrosystemtechnik noch einige Hürden zu nehmen. Eine kritische Stelle bei der industriellen Umsetzung von Mikrosystemen ist die komplizierte Aufbau- und Verbindungstechnik (AVT): Winzige Teile aus unterschiedlichen Materialien müssen auf kleinstem Raum zusammengefügt werden. Die hochpräzisen Verfahren erfordern spezielle, zum Teil sehr teure Geräte, deren Anschaffung viele Firmen finanziell überfordert.
„Die Aufbau- und Verbindungstechnik wie auch das Fertigungsreifmachen sind Schwachpunkte in vielen Unternehmen, die etwa Elektronik-Baugruppen und -Produkte herstellen“, weiß Dr. Wolfgang Schruttke, Geschäftsführer des Zentrums für Aufbau- und Verbindungstechnik (ZAVT GmbH) Lippstadt. Da die Anlagentechnik kapitalintensiv ist, beschränken sich die meisten Mittelständler notgedrungen auf Standardlösungen und standardisierte Fertigungsprozesse. „Damit werden mögliche Wettbewerbsvorteile durch Produktdifferenzierung leichtfertig vergeben“, bedauert Schruttke.
Die ZAVT GmbH ist eines von mittlerweile vier AVT-Zentren in Nordrhein-Westfalen (siehe Kasten), die auf Initiative von Ivam eingerichtet wurden und Aufbau- und Verbindungstechnik als Dienstleistung anbieten. Der Zusammenschluss von Großunternehmen ermöglicht dem Mittelstand den Zugriff auf entsprechendes Know-how und eine Anlagentechnik, die sonst nur in größeren Betrieben vorhanden sind, ohne eigene Ressourcen zu binden. Die AVT-Zentren füllen damit eine bedeutende Lücke zwischen Forschung und Produktion.
Viele Jungunternehmer haben das Marktpotenzial der Mikrosystemtechnik erkannt. Auch an guten Ideen mangelt es nicht. Doch Firmengründungen und die Umsetzung innovativer Ideen scheitern häufig an den Anfangskosten. So müssen hohe Investitionen und aufwändige Entwicklungen finanziert werden, obwohl noch kein Umsatz erzielt werden kann. Und trotz des prognostizierten enormen Wachstums der Mikrosystemtechnik fließen Förder- und Wagnisgelder bisher eher spärlich.
„Die Kreditwilligkeit der Banken hat sich zwischen 1990 und 2000 drastisch reduziert und befindet sich in einem Rekordtief“, konstatiert Dr. Volker Klocke, Geschäftsführer der Klocke Nanotechnik GmbH in Aachen. „Wer in den letzten sechs Jahren ein Unternehmen im Bereich Mikrotechnik gegründet hat, zeigte Mut zur Lücke.“ Ähnlich schlechte Bedingungen gelten beim Beantragen von Fördermitteln. „Geld darf nur zu Geld, das heißt wer nichts hat, bekommt auch nichts“, kommentiert Klocke die Förderpolitik von Land, Bund und EU. Seiner Meinung nach wird Venture Capital als Ausweg aus diesem Vakuum für den Bereich Mikrotechnik erst allmählich zur Verfügung gestellt.
Um das noch bestehende Vakuum zu füllen, wird Ivam eine Venture-Capital-Gesellschaft gründen. Sie wird zu Beginn des kommenden Jahres ihren Betrieb aufnehmen und Firmen aus dem Bereich Mikrosystemtechnik mit finanziellen Mitteln den Start erleichtern. Vor allem Unternehmensgründer und junge Unternehmen in der Preseed- und Seedphase sollen vom Wagniskapital profitieren. Insgesamt erwarten die Dortmunder ein Fondsvermögen von 20 Mio. DM.
Das Land Nordrhein-Westfalen hat bereits einen Beitrag geleistet, um die Barrieren abzubauen, die der Vermarktung der Minisysteme im Weg stehen. Die Mikrosystemtechnik ist in NRW ein wichtiger Bestandteil des Strukturwandels. Durch gezielte Fördermaßnahmen hat das Land eine besonders gute industrielle Infrastruktur für MST-Unternehmen geschaffen. Die Folge ist eine hohe Unternehmensdichte, die NRW zum führenden Standort der industriellen Mikrosystemtechnik in Europa macht.
Allein in Dortmund wurden in den letzten zehn Jahren über 1500 Arbeitsplätze geschaffen. Dieser Trend wird sich noch verstärken. Im Rahmen des Dortmund-Projekts soll die Führungsposition der Stadt ausgebaut und gesichert werden. Ziel ist es, Wachstum, Gründung und Ansiedlung von Firmen in Schlüsseltechnologien voranzutreiben und dadurch neue Arbeitsplätze zu schaffen. Mit Unterstützung von Ivam, Thyssen Krupp und der Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung Dortmund erstellten McKinsey-Berater eine Studie, die das Potenzial des Wirtschaftsstandortes Dortmund in Bezug auf Mikrosystemtechnik untersucht. Demnach könnten hier im Jahr 2005 rund 5000, bis zum Jahr 2010 etwa 15i000 Arbeitnehmer in diesem Industriebereich tätig sein.
Aufbau- und Verbindungstechnik als industrielle Dienstleistung: Fügen auf kleinstem Raum
Mit Unterstützung der Interessengemeinschaft zur Verbreitung von Anwendungen der Mikrostrukturtechniken, kurz Ivam, wurde ein in Deutschland einmaliges Foundry-Netzwerk geschaffen. Vier Zentren für Aufbau- und Verbindungstechnik (AVT) in Dortmund, Lippstadt, Siegen und Aachen offerieren gemeinsam ein Dienstleistungsangebot, wie es in dieser Form in keinem anderen Bundesland zu finden ist. Die beteiligten Unternehmen stellen industrielles Know-how und High-Tech-Equipment zur Verfügung. Externe Firmen können die Einrichtungen nutzen und ihren häufig kleinen Stückzahlbedarf zu angemessenen Preisen realisieren. Die Zentren haben sich auf unterschiedliche Schwerpunkte spezialisiert, um gemeinsam ein nahezu lückenloses Angebot an AVT-Prozessen zur Verfügung zu stellen.
Zentrum
Zentrum für Präzisions- und
Mikrotechnik (ZPM) Aachen
Kontakt: Stephan Fischer
Tel. 0241/8904-112
AVT-Zentrum Dortmund
Kontakt: Dr. Dieter Jestel
Tel. 0231/9742-147
Technologiezentrum Siegen GmbH
Kontakt: Karl-Heinz Schmallenbach
Tel. 0271/8901-011
Zentrum für Aufbau- und
Verbindungstechnik (ZAVT), Lippstadt
Kontakt: Dr. Wolfgang Schruttke
Tel. 02941/270-160
Schwerpunkte
Entwicklung von Automatisierungsgeräten, Handlingsystemen und Apparaten für die Montage von Mikrosystemen
Chip-Technologie, beispielsweise Bearbeitung von Silizium-Wafern, Häusen von Sensoren, Mikrostrukturierung und Mikromontage
Optoelektronik und Mikroaktorik
Aufbau modernster Schaltungsträger, beispielsweise dreidimensionale Leiterplatten, Montagetechniken und Trägermaterialien für Leistungshalbleiter
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