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Robuste Industrie trotzt dem Katastrophenjahr

Ein Rückblick auf das Jahr 2001
Robuste Industrie trotzt dem Katastrophenjahr

Auf das Rekordjahr 2000 folgte ein Katastrophen- und Terrorjahr. Auftragsminus und die Terroranschläge prägten das Geschehen. Dennoch zeigte sich die Industrie rund um die Werkzeugmaschinen-Messe Emo robust. Es bleibt die Hoffnung: ein Aufschwung im Sommer 2002.

Von unserem Redaktionsmitglied – tilman.voegele@konradin.de Tilman Vögele-Ebering

Januar
In der New Economy trennt sich die Spreu vom Weizen: Die Zahl der Fusionen bei Internet-Firmen hat sich im Vorjahr verdoppelt. Rund 200 Dotcoms traten den Gang zum Konkursrichter an, ermittelten kalifornische Martkforscher.
Die klassische Industrie sitzt auf dicken Auftragspolstern und arbeitet an der Kapazitätsgrenze. Deutschland ist nach den Vereinigten Staaten erneut Vize-Weltmeister bei den Exporten, so das Statistische Bundesamt.
Microsoft macht 1,1 Mrd. US-$ locker, um Great Plains zu übernehmen. Der Software-Gigant sichert sich ein Standbein im ERP-Markt für den Mittelstand.
Der deutsch-französische Pharma-Konzern Aventis trennt sich von seiner Beteiligung an der Messer-Gruppe in Frankfurt/M. Käufer sind freie Investoren.
Februar
Die Werkzeugmaschinen-Holding Autania übernimmt die Bad Düben Profilwalzmaschinen GmbH. Der ostdeutsche Maschinenbauer soll schrittweise zu 100 % aufgekauft werden, heißt es.
Wachstum in Walldorf: Der Software-Riese SAP hat nach ersten Zahlen in 2000 beim Umsatz um 23 % auf 6,27 Mrd. Euro zugelegt. Die Internetlösung MySAP.com erwirtschaftet in Europa über die Hälfte des Softwareumsatzes.
Die großen Wälzlagerhersteller sitzen an einem Tisch: Timken, Ina, Rockwell und SKF gründen ein Joint Venture: den gemeinsamen B2B-Handelsplatz Colinx.
Werkzeugmaschinen-Hersteller legen ihre Zahlen vor. Hermle hat im Jahr 2000 den Umsatz um 16 % gesteigert, den Auftragsbestand verdoppelt. Gildemeister meldet ebenfalls Rekorde in allen Bereichen: plus 34 % beim Umsatz, plus 56 % bei den Orders. Es sind nicht für alle rosige Zeiten: Burkhardt & Weber in Reutlingen muss Insolvenzantrag stellen.
März
Champagnerlaune beim Branchenverband VDW: Noch nie waren deutsche Werkzeugmaschinen weltweit so gefragt wie im Jahr 2000. Die Aufträge legten um 37 % auf 21,3 Mrd. DM zu.
Auch der allgemeine Maschinen- und Anlagenbau brummt wie noch nie. Laut VDMA stieg der Umsatz im Rekordjahr um 8,4 % auf 255 Mrd. DM.
Der Boom in der Automobilindustrie färbt auf die Kunststoffverarbeiter ab. Die Branche meldet ein Plus von 7,4 %.
Firmenehen gibt es zuhauf: Einige Beispiele: Die Jenoptik-Tochter M + W Zander kauft den Automationsspezialisten Lang und Peitler, Porsche beteiligt sich am Ingenieurdienstleister Bertrandt und Emag hilft dem Werkzeugmaschinen-Automatisierer Heilig aus der Patsche. Der Emag-Zulieferer steht vor der Insolvenz.
In den Miniaturmotoren-Markt steigt die FAG Kugelfischer ein. Sie kooperiert für die Antriebe in Pfenniggröße mit dem Institut für Mikrotechnik Mainz GmbH.
April
Die 4380 Mitglieder des neuen Wirtschaftsverbandes Stahl- und Metallumformung (WSM) mit Hauptsitz in Hagen setzen mehr als 100 Mrd. DM um. Der WSM ist aus dem Verbänden EBM und WSU hervorgegangen.
Grünes Licht kommt von den US-Kartellbehörden für die Übernahme der früheren Mannesmann Rexroth durch Bosch. Starttermin für die neue Bosch Rexroth AG ist der 1. Mai.
Die Elektroindustrie steht unter Strom. Überdurchschnittliches Wachstum meldet der Verband ZVEI. Umsatzziel fürs laufende Jahr sind stattliche 340 Mrd. DM nach 318 Mrd. DM im Jahr 2000.
Was lange währt wird endlich gut. Die Fusion der Fraunhofer-Gesellschaft mit der GMD wird nach jahrelangem Ringen rechtlich vollzogen.
Surplex kooperiert mit dem Automobil-Marktplatz Covisint. Die Gebraucht-maschinen von Surplex sollen auch für die europäischen Covisint-Kunden da sein.
Mai
Mut zahlt sich nicht immer aus: Jedes dritte deutsche Unternehmen geht mit seiner US-Tochter baden, so eine Studie des BVK, der Dachorganisation der deutschen Risikokapital-Gesellschaften.
Das Statistische Bundesamt liefert eine neue Zahl zum Rekordjahr 2000. Noch nie war der deutsche Exportüberschuss so hoch: 103 Mrd. DM.
Zuwachs erhält die Lapp-Gruppe, Stuttgart. Das Traditionsunternehmen kauft den Karlsruher Netzwerkspezialisten Neef, um die Wachstumssparte Kommunika-tionstechnik zu stärken.
Siemens Dematic geht an den Start: Der Logistik- und Materialfluss-Automatisierer ging aus dem Siemens-Geschäftsbereich PL und der ehemaligen Mannesmann Dematic hervor.
Große Freude herrscht beim Kfz-Zuliefermarktplatz Covisint. Erstmals fand eine Auktion in Milliarden-Höhe (3,5 Mrd. Euro) statt. Einkäufer war die Daimler-Chrysler AG, Anteilseigner und Mitbegründer des Marktplatzes.
Juni
Ein Retter für Burkhardt & Weber kommt über die Alpen. Der Riello-Konzern aus Verona kauft den Reutlinger Hersteller im Insolvenzverfahren. Mit 200 statt 250 Mitarbeitern geht es weiter.
Schneller, höher, weiter, eine Innova-tion jagt die nächste. Einige Highlights: Das Fraunhofer IAO entwickelt eine Art Zauberwürfel mit 3 m großen Wänden, der die industrielle Entwicklung und Fertigung in virtuellen Räumen erleichtern soll. Physiker der Uni Jena konstruieren einen Super-Laser mit zehnfacher Leistung (1 Billion kW). Chemisch vergrößerte Mikrochips werden um ein Drittel schneller, versprechen Tüftler von IBM.
Die Industrie legt zur Jahresmitte quer durch die Branchen glänzende Bilanzen vor: Die Holding Indus wächst um 15 %, der Hersteller Netstal um über ein Drittel, der Automatisierer Jetter um 50 %.
Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Die deutschen Arbeitnehmer kommen jährlich rund 98 Millionen Stunden zu spät, errechnete die Hamburger Unternehmensberatung BSU. Nur 58 % müssen die Fehlzeiten nacharbeiten.
Juli
Das Münchner Ifo-Institut schlägt Alarm. Deutschland befindet sich am Rande einer Stagnation, heißt es schwarz auf weiß. Die Wachstumsprognose wird auf 1,2 % heruntergeschraubt. Eine Rezession sei aber nicht in Sicht.
Bei den Investitionsgüter-Herstellern ist der Boom vorbei, die Aufträge gehen zurück. Alles hofft auf das Soft Landing in den USA.
Die Branche hat es schon gemunkelt, jetzt wird es bestätigt: Müller-Weingarten verhandelt mit Umformtechnik Erfurt mit dem Ziel Übernahme.
IWKA meldet mäßige Auftragseingänge. Für das Sorgenkind Ex-Cell-O kündigen die Macher der Holding ein Restrukturierungsprogramm an. Mit der Tochter soll wieder richtig Geld verdient werden.
Das gab es noch nie: Der PC-Absatz weltweit ging im 2. Quartal gegenüber dem 1. Quartal zurück. So lauten die Zahlen der Marktforscher von IDC. Immerhin: Europa meldet einen steigenden Bedarf von plus 8 %.
Die Zukunft des Spritzgießmaschinen-Herstellers Netstal ist geklärt. Mannesmann Plastics Machinery alias Atecs verkauft den Schweizer Hersteller an den Schweizer Industriellen Dr. Christoph Blocher.
August
Gute Zeiten, schlechte Zeiten – verzeichnet der VDMA und senkt seine Wachstumsprognose auf 3 %. Grund sei die langsamere Gangart der Weltkonjunktur. Die Auftragsbestände der Branche sind noch hoch, die Auslastung gut.
Das Ifo-Institut kommt mit verblüffenden Umfrageergebnissen: Trotz Konjunkturflaute, will die deutsche Industrie mehr Geld in Produktionsgüter investieren: 5 % mehr als im Vorjahr und 1 % mehr als ursprünglich geplant.
Mit gutem Beispiel voran geht der Schleifmittelproduzent VSM aus Hannover. Für die nächsten drei Jahre plant er Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe am Stammsitz. Die Vereinigten Schmirgelwerke verzeichneten zuvor ein Superjahr 2000 mit zweistelligen Wachstumsraten.
Servicewüste Deutschland – eine Studie von Skobos wirbelt Staub auf. Nur die Hälfte der Unternehmen beantwortet telefonische oder E-Mail-Anfragen innerhalb von 48 Stunden. Nach 14 Tagen hat sich ein Drittel der Firmen noch nicht gemeldet. Die durchschnittliche Verweildauer von Kunden in der Telefon-Warteschleife beträgt über eine Minute.
September
Die Welt steht für einen Moment still: am 11. September, dem Tag des Terrors. Die Zwillingstürme des World Trade Centers in New York stehen nicht mehr.
Am Tag darauf beginnt die Emo in Hannover. Die weltweit wichtigste Messe der Werkzeugmaschinen-Branche startet verhalten. Besucher aus den USA und Japan kommen nicht.
Das Leben und die Emo gehen weiter, es ist aber kein business as usual. Die Leitmesse der Metallbearbeitung schließt dennoch mit positiven Zahlen, die Mehrzahl der 200 000 Besucher und 2250 Aussteller melden gute Geschäfte. Auch die Schweißen und Schneiden in Essen erfüllt die Erwartungen. Über 93 000 Fachleute waren da.
Die Leser des Industrieanzeiger wählen die Maschine des Jahres: Die M120 Millturn der Werkzeugmaschinenfabrik Linz (WFL) macht das Rennen. Den zweiten Platz teilen sich zwei Gildemeister Töchter mit der Lasertec DML 40 von Lasertec, Pfronten, und der DMF 220 von Deckel-Maho in Seebach.
Nachwuchsmangel ist ein heißes Thema: Im Jahr 2001 haben die deutschen Unternehmen 30 000 mehr Ausbildungsplätze angeboten, meldet das IW Köln.
Nachfolgermangel herrscht hingegen bei der Walter AG in Tübingen. Chef und Hauptaktionär Franco Mambretti verkauft mangels Nachfolger in der Familie seine Anteile an den Sandvik-Konzern.
Oktober
Der herstellerübergreifende Online-Marktplatz Vertacross geht offline. Grund: keine Nachfrage. Die Vertacross-Dienste werden nur noch für die Kunden und Distributoren des Eigentümers Siemens A&D da sein.
Die Messe für Montage- und Handhabungstechnik Motek in Sinsheim meldet – wieder einmal – Rekordergebnisse.
Dort präsentiert die Fachgemeinschaft Scara-Roboter im VDMA erstmals harte Zahlen. Im ersten Halbjahr haben die Hersteller demnach in Europa 1066 der Knickarm-Helferlein eingesetzt.
Die öffentliche Übernahmeschlacht der Wälzlager-Herteller ist beendet: Ina übernimmt FAG Kugelfischer. Das Geschäft rund um die Sicherheitstechnik brummt – auch als Folge der Weltlage. Sachsenring beispielsweise meldet reißenden Absatz von gepanzerten Sonderfahrzeugen.
November
Düstere Gesichter beim VDMA – der Verband rechnet im Jahr 2002 mit einem Rückgang der Produktion von 2 %. Lichtblick: Ein Krisenszenario wie 1991 bis 1993 sei nicht in Sicht.
Manche Branchen bleiben trotz der jetzt amtlichen Rezession auf Touren. Der Fachverband Automation im ZVEI rechnet beispielsweise bei elektrischen Antrieben für das laufende Jahr noch mit einem satten Plus von 6 %.
Kommt der mittelständische Kfz-Zulieferer bald auf die rote Liste? Von derzeit weltweit 30 000 Zulieferbetrieben werden in zehn Jahren noch 2500 als eigenständige Unternehmen übrig bleiben. Wer so etwas behauptet? Hans Schadt, Europa-Chef von Ford, auf dem Zuliefertag Baden-Württemberg.
Die zukünftige Finanzierung des Mittelstands wird durch Basel II gefährdet, befürchten Industrieverbände. Die Förderbanken KfW und IKB wollen Abhilfe schaffen. Sie gründen eine Kooperation für den Mittelstand.
Industrieanzeiger
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