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Rohr-Installation war noch nie so einfach

Druckluft-Netz: Chip im Fitting steuert den Schweißprozess
Rohr-Installation war noch nie so einfach

Die heutigen Rohrsysteme für die Werksdruckluft lassen sich wesentlich schneller und komfortabler installieren als früher. Dies ist eine gute Nachricht für alle Betreiber, die ihre Netze wegen hoher Leckagen und Druckverluste erneuern wollen.

Von unserem Redaktionsmitglied Olaf Stauß

Pneumatiker richten ihr Augenmerk wieder verstärkt auf Rohrleitungen, seit bekannt wurde, dass durchschnittlich 16 % der erzeugten Druckluftenergie durch Lecks verloren gehen. Der Grund liegt in meist veralteten oder falsch ausgelegten Werksnetzen. Ein Blick auf den Markt für Druckluftleitungen zeigt dabei, dass die Anbieter in den letzten Jahren nicht geschlafen haben. Sie entwickelten Rohrsysteme, die einerseits eine hohe Stabilität bieten und sich andererseits leicht montieren und wieder umbauen lassen. Die Legris GmbH, Mörfelden-Walldorf, hat sich beispielsweise mit dem Alu-Druckluftsystem Transair einen Namen gemacht.
Transair wird als Komplettlösung vom Kompressor bis zum Arbeitsplatz angeboten und eignet sich für Drücke bis 16 bar. Der Monteur kann Rohrsegmente bis 40 mm Durchmesser dank speziell konstruierter Fittings durch einfaches Stecken installieren. Der kürzlich eingeführte Durchmesser 63 mm wird geschraubt, ein noch größerer Durchmesser soll in absehbarer Zeit folgen. Die Besonderheit des Systems liegt darin, dass sich die Rohre mit wenig Aufwand seitlich demontieren lassen. Um eine neue Stichleitung zu einer Maschine zu legen, braucht der Monteur die Installation kaum anzutasten. Er löst nur die Überwurfmutter und entnimmt dann seitlich das Rohrsegment, in das die neue Bohrung gesetzt wird. „Das schätzen besonders die Planungs-Ingenieure“, erklärt Michael Smentec von Legris. „Sie können das Druckluftnetz planen und installieren und brauchen dennoch nicht festzulegen, wo später die Maschinen stehen sollen.“
Noch einen Schritt weiter geht die Ingersoll-Rand GmbH, Mülheim/Ruhr, bei ihrem Alu-Profilrohrsystem Simplex. Die zur Hannover Messe eingeführte Montagehilfe Hot-Tap soll es dem Werker ermöglichen, einen Druckluftausgang zu legen, ohne das Profilrohrsegment absperren oder gar ausbauen zu müssen. Auf dem noch geschlossenen Profilrohr montiert er einen Kugelhahn mitsamt Hot-Tap, in dem eine Führung für das Bohrwerkzeug enthalten ist. Sobald die Bohrung gesetzt ist, bläst die durchströmende Luft mit ihrem Netzdruck von bis zu 16 bar alle Späne aus dem Rohr. Der Monteur kann den Kugelhahn schließen und die Vorrichtung mitsamt den gesammelten Spänen abnehmen. Die Simplex-Profile gibt es in fünf Nenngrößen mit Durchmessern von 25 bis 80 mm. Ergänzt werden sie durch die biegsamen Alu-Rundrohre Speedline mit 14, 22 und 28 mm, die sich für kleinere Kompressoren oder Stichleitungen verwenden lassen.
Die italienische Aircom srl (Genua) spiegelt mit ihren Produkten die Entwicklung der letzten Jahre sehr gut wider: Die Kunststoff-Rohre der sogenannten Classicline werden durch Verkleben montiert, in der Branche auch „Kaltschweißen“ genannt. Immerhin soll der heute empfohlene Spezialklebstoff innerhalb von 10 min so gut abbinden, dass sich das System bei 10 bar Druck testen lässt. Früher musste 24 h gewartet werden. Das modernere System Quickline hingegen ist wahlweise in Kunststoff oder Aluminium zu haben und wird verschraubt, wobei O-Ringe die Fügestellen abdichten. Sowohl die Alu- als auch die Kunststoff-Rohre sind mit Rohrdurchmessern zwischen 16 und 90 mm erhältlich, die Classicline gibt es zusätzlich mit Durchmesser 116 mm.
Metall oder Kunststoff wählen? Diese Frage stellt sich bei jeder Netz-Installation aufs Neue und löst bei Experten gerne Grundsatzdiskussionen aus. Legris-Vertriebstechniker Andreas Stahnke wirbt für das System Transair mit der hohen Beständigkeit des Aluminium-Werkstoffes: „Wir haben Langzeitversuche mit kritischen Medien hochgerechnet und sind momentan bei einer theoretischen Lebensdauer von 50 Jahren angelangt.“ Dem hält die Thyssen-Schulte GmbH, Dortmund, ihren neuen Polymer-Werkstoff Polybuten (PB) entgegen, aus dem das Druckluft-Rohrsystem Insta-Air gefertigt wird: PB soll bis -10 °C duktil bleiben, so dass auch bei mechanischer Beschädigung keine gefährlichen Splitter entstehen. Die leichten Kunststoffrohre halten außerdem Temperaturen bis +80 °C aus und können direkt bis zum Kompressor verlegt werden. Insta-Air, ein gemeinsam mit der deutschen Georg Fischer GmbH entwickeltes Produkt, wird exklusiv über die Verkaufsstelle Multiplast bei Thyssen-Schulte vertrieben. Insbesondere die Montage des Systems beruht auf einer beachtenswerten Innovation:
Der Monteur steckt die Rohrsegmente und Fittings nacheinander zusammen, schließt dann ein zugehöriges Schweißgerät an und löst per Knopfdruck den Schweißprozess für die jeweilige Fügestelle aus. Dabei entsteht eine stoffschlüssige Verbindung. Zu diesem Zweck enthalten die Kontaktzonen nicht nur eine Heizwendel mit Steckeranschluss, sondern auch einen Chip, der die Schweißzeit vorgibt. „Solche Chips sind Pfennig-Artikel“, argumentiert Produktmanager Heinz-Günther Weisenahl, „und vereinfachen die Installation beträchtlich.“ Um bis zu 30 % verkürze diese Methode die Montagezeiten. Wahlweise kann sich der Anwender für das Muffenschweißen entscheiden, bei dem die Fügestellen erwärmt werden und nach dem Zusammenstecken auf Grund der hohen Temperatur verschweißen. Für die hohe mechanische Stabilität des Systems spreche das gegenüber Stahlrohren um 80 % geringere Gewicht und die stoffschlüssige Verbindung, so Weisenahl. Es ist für Durchmesser von 16 bis 110 mm und Drücke bis 16 bar erhältlich. Außerdem plane Multiplast eine Rohrvariante mit integrierter Edelstahlfolie, die zu einer Steifigkeit wie bei ABS-Rohren führen soll.
Nur beim Demontieren oder Umbauen von Insta-Air bleibt alles beim Alten. Der Werker kommt nicht umhin, die betreffenden Rohre aus dem Netz heraus zu schneiden. Für Weisenahl jedoch kein Nachteil: „Das ist ruckzuck erledigt. Und mit dem Heizwendelschweißen sind die neuen Komponenten genauso schnell installiert wie bei der Erstmontage.“
Industrieanzeiger
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