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Ruf nach Vereinfachung

Spagat zwischen Maschinenkomplexität und einfacher Bedienung
Ruf nach Vereinfachung

Ruf nach Vereinfachung
Ein Beispiel für Prozessintegration ist das Cylinder- Bore-Coating-Verfahren von Heller, ein thermisches Spritzverfahren zur Beschichtung von Zylinderbohrungen in Pkw-Motoren. Bild: Heller
Trendumfrage | Immer mehr Prozesse wandern in und neben die Werkzeugmaschine: Damit steigt die Komplexität – und gleichzeitig wird der Ruf nach einfacherer Bedienung laut. §

Autor: Sabine Koll

Jens Thing, Managing Director von Haas Automation, nimmt kein Blatt vor den Mund. Für ihn ist bei der Komplettbearbeitung das Ende der Fahnenstange erreicht: „Ich sehe so gut wie kein Potenzial mehr, zusätzliche Prozesse zu integrieren.“ Stattdessen verordnet er der Branche drei andere Aufgaben: „Die Zuverlässigkeit der Komplettbearbeitungsmaschinen muss verbessert, Anschaffungs- und operative Kosten gesenkt und die Bedienung und Wartung der Maschinen vereinfacht werden.“

Die Kritik sitzt – geht es also nach Jahren des Hochrüstens zurück zu den Basics? Die Werkzeugmaschinenbauer sind da geteilter Meinung. „Die Bearbeitung erfolgt heute in allen sechs Freiheitsgraden, da kann man sich keine große Steigerung mehr vorstellen. Die Integration weiterer Verfahren neben dem Drehen und Fräsen/Bohren macht für die Universalmaschine wenig Sinn“, sagt auch Axel Spinner, Prokurist und Gesellschafter bei Spinner Werkzeugmaschinen.
Dennoch rechnet er damit, dass weitere Prozesse wie Laserbearbeitung, Wärmebehandlung, Honen oder Präzisionsverzahnung in den Werkzeugmaschinen Einzug halten werden – allerdings nur „hier und dort für Spezialanwendungen“. Größeres Potenzial sieht er in der Integration von Automationsprozessen neben der Werkzeugmaschine – durch intelligente und flexible Roboteranbindung. Er fragt sich: „Warum einen Beschriftungs- oder Entgratprozess mit hohen Kosten und Hauptzeitverlängerung in eine Werkzeugmaschine integrieren, wenn ich ihn einfach und flexibel gleich daneben und zeitparallel integrieren kann durch einen in die Werkzeugmaschine als Handling-Tool installierten 6-Achsen Roboter als schnelle Anbindung?“ Diese Lösungen könne man auch für universelle Anwendungen mit mittleren Stückzahlen in den Alltag etablieren, ohne gleich eine Sondermaschine bauen zu müssen.
Den Trend zur Verkettung der Werkzeugmaschine mit Peripheriegeräten sehen auch andere Maschinenbauer: „Die Frage, wie viele Werkstücke im Zugriff der Maschine stehen, wird zu einer wichtigen Automatisierungsgröße“, betont Manfred Maier, Geschäftsführer der Gebr. Heller Maschinenfabrik. Die Möglichkeiten reichen hier für ihn vom einfachen Palettenwechsler beziehungsweise den Paletten-Linear oder -Rundspeichern über flexible Bestückungsroboter bis hin zur Kombination mit einem Regalsystem auch für Werkzeuge. Maier: „Richtig inter-essant wird die Frage der Automatisierung bei den Fertigungsanlagen, in denen mehrere Werkzeugmaschinen innerhalb einer Prozesskette zum Einsatz kommen.“
„Die intelligente automatisierte Vernetzung von Werkzeugmaschinen und dem dazugehörigen zentralen Datenmanagement eröffnet immer mehr Chancen, auch andere Nebenprozesse in eine Komplettlösung zu integrieren“, bestätigt Jörg Meyer, Vertriebsleiter bei GF Machining Solutions. So sei es heute bereits möglich, beispielsweise „Formfabriken“ – bestehend aus Fräsmaschinen, Erodiermaschinen, aber auch Messmaschinen, Kippstationen, Waschmaschinen und Trockenstationen –bereitzustellen und so dem Anwender eine vollautomatisierte Lösung zu bieten.
Das klingt eher nach weiter steigender Komplexität. Dabei fordert Spinner: „Werkzeugmaschinen müssen durch den Bediener beherrschbar bleiben, denn die Qualifikation des Bedienpersonals hält nicht in allen Unternehmen mit der der Entwicklung der Maschinen- und Steuerungstechnik mit, so ungern man das in der Branche ausspricht.“ Doch wie kann der Spagat zwischen komplexen Maschinen und einfacher Bedienung gelingen? Gisbert Krause, Geschäftsführer von Hommel, bringt es auf den Punkt: „Es wird immer wichtiger, hochkomplizierte Abläufe vor, während und nach dem Bearbeitungsprozess nicht alleine dem Bediener zu überlassen, sondern durch intelligente Softwaretechnologien die erforderliche Qualität zu günstigsten Stückkosten mit einem hohen Automationsgrad und niedrigen Energiekosten zu produzieren. In Zeiten des Fachkräftemangels werden mehr intelligente Maschinen gefragt sein, die diese Anforderungen erfüllen.“ •
Industrieanzeiger
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