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Scharfe Schneiden und gute Formen sichern den Absatz

Vorrichtungen, Tools und Formen aus Baden-Württemberg sind Selbstläufer
Scharfe Schneiden und gute Formen sichern den Absatz

Wer Werkzeuge als durchlaufende Posten klassifiziert, hat nur bei Wendeplatten und Verschleißteilen Recht. Bei Vorrichtungen, Systemtools und Formen sieht alles anders aus: Hier geht es um High-Tech und einen Milliardenmarkt. Die Betriebe aus Baden-Württemberg sind in beiden Sparten erfolgreich.

Von Chefreporter Wolfgang Filì – chefreporter@fili.net

Über Arbeitsmangel wird sich kaum jemand beklagen. Denn obschon der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. den Herstellern von Präzisionswerkzeugen, dimensionaler Messtechnik, Spannwerkzeugen und Formen für das laufende Jahr ein Abflauen der Nachfrage vorausgesagt hat, wird die gesamtdeutsche Faktura auch 2002 bei 7,5 Mrd. liegen, Dies entspricht in etwa dem Vorjahreswert. Und rund ein Drittel davon wird erneut auf Unternehmenskonten in Baden-Württemberg fließen. Die Faustformel ist simpel, trifft aber zu: 2001 wurden in Deutschlands Südwesten Präzisionstools im Wert von 2,5 Mrd. Euro hergestellt. Von diesem Umsatz wiederum schlägt die VDMA-Statistik 30 % pauschal den Unternehmen im Stuttgarter Großraum zu, wobei deren Wertschöpfung wiederum leicht über dem Bundesdurchschnitt liegen soll. In den mehr als 100 baden-württembergischen Werkzeugfabriken brummt es derzeit ein bisschen leiser als bisher. Unter dem Strich bedeutet das aber dennoch Vollbeschäftigung.
Selbst für die erfolgsverwöhnte Branche waren die Steigerungsraten der jüngsten Vergangenheit ungeheuer. Um 80 % hatte der Absatz zwischen 1994 und 2001 insgesamt zugenommen und damit zwangsläufig auch in den Strukturen der mittelständischen Hersteller Spuren hinterlassen. Lag die Auftragsreichweite Ende der 90er Jahre noch bei mehreren Monaten, ist sie heute auf wenige Wochen abgerutscht. Die Fertigung ist schneller geworden, die Konstruktion kompakter und auch effizienter. Dennoch beschäftigen diese Unternehmen im Schnitt lediglich sechzig, dafür aber oft mehrfach-qualifizierte Werker, Techniker und Ingenieure. Mit dieser Größe liegt die Branche in Baden-Württemberg klar unter dem Bundesdurchschnitt. Um so mehr erstaunt daher, dass diese Betriebe knapp die Hälfte ihres Geschäfts mit dem Ausland machen.
Solche Exportquoten sind nicht problemfrei: Einerseits sind die Präzisionswerkzeuge mit ihrem Qualitätsniveau weltweit akzeptiert und gefragt, andererseits können die Unternehmen bei einem Personalkostenanteil von rund 50 % – im allgemeinen Maschinenbau liegt er bei 31 % – kaum noch über den Preis konkurrieren. Also sucht die Branche ihr Alleinstellungsmerkmal in cleveren Lösungen sowie – deutlich mehr als in der Vergangenheit – auch im Service und der Nähe zum Kunden.
Dies gilt auch für die Stuttgarter Joh. + Ernst Link GmbH + Co. KG, im Markt besser bekannt unter dem Firmenkürzel JEL: Das Unternehmen beschäftigt 90 Mitarbeiter und ist nach ISO DIN 9001 zertifiziert. JEL stellt Präzisionstools und -systeme rund um Bohrung und Gewinde aller Art her, projektiert Werkzeugaufnahmen und Spannmittel, legt Verfahrensdaten aus und führt Zeitberechnungen für den Werkzeugeinsatz durch. Außerdem werden Schulungen angeboten. Zielgruppe ist die metallverarbeitende Industrie. JEL gehört seit 1999 zur Unternehmensgruppe des Besigheimer Bohrspezialisten Komet GmbH.
Beratungsleistung gehört heute zum Kerngeschäft
Die Präzisionswerkzeugfabrik Göltenbodt GmbH + Co. in Leonberg hat sich auf Schnellwechselhalter für Werkzeugmaschinen spezialisiert. Das Unternehmen beschäftigt 50 Mitarbeiter und exportiert etwa 30 % seiner Produktion. Mit seinen Wechselhaltern für Automaten wie die der Drehmaschinen- und Zentrenbauer Emag, Index und Ex-Cell-O ist Göltenbodt in der Branche ein Begriff.
Hinter dem Produktnamen Arno stehen gleich zwei Unternehmen. Die Adresse der Ostfilder Betriebe ist gleich. Die Emil Arnold GmbH produziert das Programm an Wendeschneidplatten und Tools zum Drehen und Stechen, Bohren und Fräsen. Die Gesellschaft Karl-Heinz Arnold mbH, die durch ihren Kundenkontakt maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung nimmt, vertreibt sie. 35 % gehen in den Export. Arno-Werkzeuge bietet dem Kunden Standard- wie auch Sonderwerkzeuge und unterhält ein nach ISO DIN 9001 zertifiziertes Qualitätsmanagement.
Das Logo der Schorndorfer Kelch GmbH + Co. gilt als Gütesiegel für Werkzeuge und NC-Peripherie. Das Unternehmen besteht seit sechs Jahrzehnten. 1942 als Werkzeugbau in Leonberg gegründet, begann Kelch zunächst mit der Fertigung von Spannzeugen, nahm 1960 Sonderwerkzeuge und Baugruppen für Werkzeugmaschinen hinzu begann Mitte der 70er Jahre mit der Planung und Produktion von Werkzeugwechslern. Seit 1997 werden Geräte für die Werkzeugvoreinstellung gebaut. Zum aktuellen Programm gehören Mess- und Prüfmittel sowie Transport- und Lagersysteme für die Fertigung. Kelch beschäftigt 300 Mitarbeiter und gehört damit auch personell zu den Größeren der Branche.
Durch bestmögliche Beratung zum Erfolg des Kunden beizutragen ist das Credo der Reichenbacher Kempf GmbH. Das 20-Mitarbeiter-Unternehmen vertreibt Werkzeuge für die meisten spanabhebenden Fertigungsverfahren wie Fräsen, Drehen, Bohren und Reiben sowie Glattwalzen, Entgraten und Einstechen. Kempf hat sich beizeiten mit den Möglichkeiten moderner Schneidstoffe auseinandergesetzt und steht auch bei Fragen zur Bearbeitung schwer- oder hartzerspanbarer Werkstoffe zur Seite. Zum Sortiment gehören Feinstkorn-Hartmetalle, Cermets, CBN und hartbeschichtete Schneidstoffe.
Die Hermann Bilz GmbH in Esslingen fertigt Werkzeuge zum Bohren, Senken, Aufbohren und Fertigbearbeiten von Löchern. Anfang der 80er Jahre hatte das Unternehmen den ersten universell einstellbaren Hartmetallbohrer mit dem Namen Preci-Speed auf den Markt gebracht. Hauptanwender sind die Automobilindustrie und deren Zulieferer. Bilz bietet seinen Kunden sowohl Standardwerkzeuge als auch maßgeschneiderte Lösungen an und entwickelt seinen Service ständig weiter. Ohne ein partnerschaftliches Verhältnis zum Kunden, so lautet das Motto, ließen sich die Kompetenz seiner 130 Mitarbeiter kaum unter Beweis stellen.
Mit „schnell, trocken und hart“ skizziert der Geschäftsbereich SPK der Ceramtec AG, Ebersbach/Fils, sein Produktionsprogramm – gemeint sind Parameter der spanenden Metallbearbeitung. In der Tat gehört das Unternehmen auf dem Gebiet der Schneidkeramik-Tools zu den technologischen Trendsettern. Die unter dem Produktnamen SPK vertriebenen Schneidstoffe gehörten bis 1991 zur Gruppe Technische Produkte der Feldmühle AG. Aus diesen Aktivitäten heraus bildete sich in der Folge die Cerasiv GmbH, eine Tochter von Dynamit Nobel, die ihrerseits zur Metallgesellschaft gehört. Mit der Übernahme der Hoechst Ceramtec AG durch Nobel und der darauf folgenden Fusion der beiden Keramikhersteller entstand Ende 1996 die heutige Ceramtec AG.
Weit über die Grenzen der Region hinaus gilt der Präzisionswerkzeugbau Baden-Württembergs als Scharnier in der Wertschöpfungskette. Zu seinen Kunden gehören die Automobil- und die Zulieferindustrie, der Maschinenbau, die Eisen, Blech und Metallhalbzeuge verarbeitende Industrie, die Luft- und Raumfahrt- sowie die Wehrtechnik. Die Beratungsleistung der Präzisionswerkzeugbauer nimmt quer durch diese Branchen zu. Durch den Wettbewerbsdruck wurden dort in den letzten Jahren eigene Know-how-Träger abgebaut. Jetzt sollen die Betriebsmittellieferanten diesen Wissensabfluss vermehrt ersetzen – dies vor allem auch mit Blick auf die Forderung, künftig solche Fertigungsprozesse, die zuvor auf Spezialanlagen erledigt wurden, nun auf Standardmaschinen zu verlagern.
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