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Schluss mit der Konzentration aufs Wesentliche

Drehzentren: Mehr Bohren und Fräsen statt Drehtechnik pur
Schluss mit der Konzentration aufs Wesentliche

Wurde vor kurzem noch von ergänzenden Verfahren gesprochen, ist jetzt die Rede von Multifunktion. Immer weiter bauen die Hersteller ihre Drehzentren zu serientauglichen Allround-Maschinen aus.

Von Chefreporter Wolfgang Filì

Das Spiel ähnelt dem vor rund zehn Jahren: Die Nachfrage summt, die Fabriken brummen, und die Schlüsselbranche Werkzeugmaschinenbau liefert Technik vom Feinsten, die am Ende kaum jemand braucht und bezahlen mag. So vielleicht auch bei dem 13achsigen Drehzentrum Quatro Twin? Die Maschine gilt als weltweit erste mit vier 12fach Revolvern für angetriebene Werkzeuge, mit zwei Y-Achsen nebst Gegenspindel, und sie bearbeitet auch die vertracktesten Teile zwischen 30 und 65 mm Durchmesser fix und einbaufertig – ein für den konjunktur-besonnten Anbietermarkt typischer Fall von Over-Engineering?
„Das Gegenteil ist der Fall“, winkt Burkhard Schauf ab. Für die Entwicklung der Maschine, so versichert der Vertriebschef des UVA Unverzagt Produktbereichs Nakamura-Tome in Ingelheim, seien die Forderungen der Praxis entscheidend gewesen. „Mit 08/15-Teilen lässt sich in Hochlohnländern doch kaum noch Geld verdienen“, berichtet Schauf. Deshalb konzentrierten sich immer mehr Lohnfertiger auf extrem komplexe Werkstücke mit enger Toleranz. Wenn diese dann auch noch in mittleren bis großen Serien produziert werden, ist die Quatro Twin eine echte Alternative zu Langdrehautomaten und Rundtaktsystemen. UVA zeigt die Maschine mit ihren maximal 48, von 3,7 kW angetriebenen Werkzeugen in Halle 12.0 auf Stand 008. Im ersten Jahr nach dieser Weltpremiere, so schätzt Schauf, dürften um die 50 Einheiten der Maschine im Markt unterzubringen sein.
Maßstäbe ganz anderer Art will die Boehringer GmbH mit ihrer NG200 setzen: Hauptargument der Göppinger ist dabei die Anpassbarkeit des Drehzentrums. Als Baukastensystem lässt es sich für die jeweilige Bearbeitungsaufgabe frei zusammenstellen und später beim Anwender rekonfigurieren. Dies sichere langfristig die Investition des Kunden, betont der Hersteller, denn der bezahle lediglich das, was er tatsächlich benötige. Die Maschine komplettbearbeitet weiche wie harte Teile bis 850 mm Länge und 434 mm Umlaufdurchmesser trocken und unter Kühlschmierstoff.
Mehr vielleicht noch könnte die NG200 auffallen durch ihre Servicefreundlichkeit. So sollen sich die Instandhaltungs- und Reparaturkosten auf knapp die Hälfte kappen lassen. Durch das Zusammenspiel des Installations-Standards Desina und des Boehringer-eigenen Teleservices steige zudem die organisatorische Verfügbarkeit der Maschine. Boehringer stellt die NG200 vor in Halle 4.0 auf Stand 033.
Neue Akzente in der Komplettbearbeitung will auch die Weiler GmbH setzen. Das Drehzentum DZ67 der Emskirchener – das Kürzel entspricht dem Stangendurchlass – wird wahlweise mit einem 200 oder 250 mm Futter oder mit Spannzangen geliefert und steht in drei Varianten zur Verfügung. Über die höchste Ausbaustufe mit hydraulischer Pinole, zweiter Arbeitsspindel, C-Achse, Späneförderer und Abholeinrichtung richtet sich der Hersteller vor allem an Produktionsbetriebe. Die leichte Bedienung und Ergonomie der DZ67 sowie ihre kurzen Rüstzeiten sollen die Maschine aber auch für Einzelfertiger interessant machen. Speziell für diese Zielgruppe liefert Weiler die Maschine mit dem Steuerungsbaustein Auto-Turn-Plus. Sie wird gezeigt in Halle 4.0 auf den Ständen 013 und 018.
Drei unabhängig operierende Kreuzschlitten nebst einem dritten, um die Gegenspindel angeordneten 16fach Revolver hat die Benzinger GmbH ihrer TNI gegönnt. Die Unterreichenbacher zeigen das Zentrum in der bislang höchsten Ausbaustufe B12 auf Stand 027 in Halle 5.0. In dieser Variante soll sie kürzeste Durchlaufzeiten ermöglichen. Die TNI hat 32, respektive 42 mm Durchlass in der Hauptspindel sowie 26 oder 32 mm in der Gegenspindel. Mit ihrer X-, Z-, C- sowie einer Y-Achse dreht, fräst und bohrt Präzisionsteile komplett auf Vorder- und Rückseite.
In Halle 5.0 auf Stand 002 zeigt die Göppinger Mazak GmbH die 100Y. Mit ihren Bearbeitungsmöglichkeiten in der B-Achse, den Achsen X, Y, Z und C sowie optional einer zweiten Arbeitsspindel hat die Maschine die pure Drehtechnik längst hinter sich gelassen. Arbeitsbereich ist ein Würfel mit 470 mm Kantenmaß. Korrekterweise müsse man bei der 100Y von einem multifunktionalen Bearbeitungszentrum sprechen, reklamiert Geschäftsführer Ömer Ganiyusufoglu. Der maximale Bearbeitungsdurchmesser betrage 470 mm, die Spindelbohrung 61 mm und die größte Länge bei der einspindligen Version 503 mm.
Die 6000 min-1 schnelle Spindel wird mit 7,5 kW angetrieben. Der Motor für rotierende Tools leistet 5,5 kW und bringt diese auf 10 000 min-1. Das Magazin fasst 20 Werkzeuge und kann für 40 oder 80 Tools ausgebaut werden.
Die Werkzeug-zu-Werkzeug-Zeit liegt jeweils um 1,1 s. Aber beim Bearbeiten kleiner Serien belässt Mazak es nicht: Durch Zusatz-Ausstattungen wie einem internen Werkzeug-Voreinstellgerät oder Systemen zum Wechsel der Spannbacken kann das Zentrum auch in unbeaufsichtigter Schicht eingesetzt werden.
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