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Schneller Zugriff auf Werkzeug und Zubehör

Beschaffung: Werkzeugautomaten optimieren die Produktion
Schneller Zugriff auf Werkzeug und Zubehör

Um die Werkzeugkosten zu senken und den zunehmenden Preisdruck der Abnehmer teilweise zu kompensieren, setzt der Automobilzulieferer Kolbenschmidt in Hamburg seit zwei Jahren auf Werkzeugautomaten. Ergebnis bis heute: Einsparungen von 25 %.

Jürgen Rönsch ist freier Journalist in Münster

Die Hamburger Niederlassung der Kolbenschmidt Pierburg AG zählt zu den führenden Produktionsstätten für Pkw-Kolben in Deutschland. Jährlich werden von 260 Mitarbeitern im Drei-Schicht-Betrieb rund 5,5 Millionen Kolben für Ford, Fiat, BMW oder PSA hergestellt. Um die Werkzeugkosten zu senken und den stetig zunehmenden Preisdruck der Abnehmer teilweise zu kompensieren, setzt Kolbenschmidt in Hamburg seit zwei Jahren auf den Einsatz von Werkzeugautomaten. Ergebnis bis heute: Einsparungen von 25 %, unter anderem aufgrund geringerer Abwicklungskosten und kontrollierter Werkzeugausgabe. Bereit gestellt wurde der Werkzeugautomat vom Hamburger Distributor Arthur Heinike.
Für Tjark Coners, Werkleiter bei Kolbenschmidt, zählte bei der Umstellung auf Werkzeugautomaten nicht nur die kurzfristige Reduktion von Kosten. „Die Entscheidung“, so der Diplom-Ingenieur, „war verbunden mit einer Umorientierung des Hamburger Standorts im Bereich der Zusammenarbeit mit Lieferanten.“ Zu dieser Umorientierung zählte, dass alle Nicht-Kernkompetenzen des Unternehmens, also auch das Werkzeugmanagement, an externe Dienstleister ausgelagert werden sollten und dabei ein neues Verhältnis von Lieferant und Besteller entsteht. Ersterer sollte nicht mehr nur reiner Zulieferer, sondern Partner sein, der bei der Entwicklung von Produkten mitarbeitet und direkt an den erreichten Einsparungen beteiligt wird. „Der Werkzeugautomat“, erklärt Coners, „war die ideale Basis, um diese Ansätze umzusetzen. Zum einen konnten wir mit Hilfe des Geräts das Beschaffen und Bereitstellen sowie die Inventur aller in der Produktion benötigten Artikel outsourcen. Zum anderen war es möglich, 24 Stunden lang Werkzeug – vor allem Wendeschneidplatten – zu verteilen, ohne dass dafür Personal bereit stehen musste.“
Vorteile versprach darüber hinaus die integrierte Software des Geräts. Da über sie detailliert die Entnahme, der Bedarf und der Verbrauch einer Ware über einen bestimmten Zeitraum gemessen wird, können auch Haltbarkeit und Qualität der Materialien bewertet werden. Coners: „Wir können so Schwachstellen erkennen und den Lieferanten auf notwendige Korrekturen hinweisen. Zudem gibt die Statistik Hilfestellung bei der Abrechnung in Abhängigkeit von der erreichten Produktion.“ Die Idee: Der Lieferant profitiert nicht mehr vornehmlich von der gelieferten Stückzahl, sondern vor allem von der Nutzbarkeit und Reichweite seiner Ware.
Ist die neue Form der Abrechnung auch noch Zukunftsmusik, die Verantwortung für das Werkzeugmanagement von Kolbenschmidt liegt bereits jetzt vollständig beim Hauptlieferanten. Dieser ist nicht nur für die gesamte Beschaffung der Waren, sondern auch für die Belieferung zuständig. Das Prinzip folgt dabei dem Consignationslager, bei dem eine mit dem Besteller fest vereinbarte Mindestmenge proaktiv vorgehalten und anschließend pro verbrauchtem Material abgerechnet wird. Vorteil für Kolbenschmidt: Nicht nur die kompletten kapitalbindenden Lagerkosten übernimmt der Lieferant, sondern auch die Kontrolle des Bestands im Werkzeugschrank ist auf externe Seite vergeben. Die Information, ob ein Bestand unter den vereinbarten Garantiewert rutscht, gibt das System dabei über die Online-Verbindung weitgehend selbstständig.
Für die Beschaffung und die Aufstellung des Werkzeugschranks war der Lieferant von Kolbenschmidt verantwortlich. Hilfestellung holte er sich bei der Hamburger Traditionsfirma Arthur Heinike, die bereits bei zahlreichen deutschen und internationalen Unternehmen Werkzeugschränke im Einsatz hat. Geschäftsführer Dirk Heinike: „Unsere Leistung erfolgt dabei direkt an den Endkunden oder als Subunternehmer des Lieferanten. Je nach Mengenbedarf und Anforderung des Kunden können wir speziell ausgerichtete Geräte, Turmschränke oder auch kastenförmig angeordnete Ausgaben bereitstellen.“
Allen Schränken gemeinsam ist eine PC-Steuerungseinheit, über die die Verwaltung der Waren und die Bestandskontrolle sowie die Auswertungen der Warenentnahme erfolgt. Auch das Einrichten der Datenverbindung gehört zur Dienstleistung. Bei Kolbenschmidt entschied man sich für eine Ausgabestation, die – aufgeteilt in zehn mit Hilfe von Spiralen abgegrenzten Fächern pro Ebene – Platz für bis zu 70 Werkzeugpositionen und bis zu 2100 Verpackungseinheiten bietet. Aufgestellt wurde das Gerät in unmittelbarer Nähe des Produktionsbereichs, um möglichst kurze Wege für die Mitarbeiter zu realisieren.
Wird bei Kolbenschmidt eine Wendeplatte oder ein anderes Werkzeug benötigt, so läuft dies nach einem einfachen Prinzip ab: Nachdem sich der Mitarbeiter mit Hilfe eines am Gerät angebrachten Handscanners über seine Chipkarte legitimiert hat, erhält er ein Verzeichnis, in dem die aktuell verfügbaren Materialien, die entsprechenden Lagerfächer sowie die jeweiligen Barcodes pro Produkt aufgelistet sind. Ist der Mitarbeiter zur Warenentnahme berechtigt, öffnet sich unmittelbar nach dem Kontakt des Scanners mit dem Barcode automatisch das gewählte Fach, und der Mitarbeiter kann die Ware entnehmen.
Jede Entnahme wird über die integrierte Software aufgezeichnet. Es lassen sich so die Zeit der Entnahme sowie die Art des benötigten Werkzeugs nachvollziehen. Das Controlling über den speziellen Werkzeug-Verbrauch pro Schicht oder pro Mitarbeiter sowie die Berechnung der Materialkosten ist ebenfalls möglich.
Der Lieferant bestückt den Automaten nach Bedarf mit seinen Werkzeugen
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