Gedruckte Listen sind Altpapier und Katalog-CDs bald pure Nostalgie, wenn sich die Auswahl und Bestellung von Normalien via E-Commerce durchsetzt. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht, denn immer mehr Hersteller bieten ihre Teile im Internet an. Hartnäckige Ausnahme sind die Spezial-lösungen.
Katalogisierte und schnell zu beschaffende Komponenten lassen Raum für die Kreativität und das Wesentliche. Im allgemeinen Maschinenbau zwar längst bekannt, wird der Griff in die Standardkiste trotzdem noch nicht konsequent eingesetzt. So ließen sich nach Einschätzung des Vereins Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA), Frankfurt/M., jährlich bis zu 10 Mrd. Euro einsparen, würden die Unternehmen über Handelsplattformen wie www.partserver.de und Bibliotheken wie www.cadenas.de ihre Teile recherchieren und bestellen. Beide Systeme arbeiten auf Internetbasis und herstellerneutral. Auch im Werkzeug-, Formen- und Vorrichtungsbau, wo Normalien einen Großteil vom Zukauf ausmachen, setzt sich die elektronische Bestellung erst langsam durch.
Hersteller-neutralen CAD-Bibliotheken gehört die Zukunft
Unabhängig davon verschiebt sich die Linie zwischen Standard und Sonderlösung. Was vor zehn Jahren noch als kaum normierungsfähig galt, kommt heute als Normalien-nah daher. Dadurch wird das ohnehin Tausende Teile umfassende Sortiment der Anbieter weiter aufgebläht. Standards wie Auswerferstifte, Formrahmen, Feder- oder Schneidelemente sind oft so weit individualisiert, dass der Special Tooler seinen Lieferanten von Auftragsbeginn an als verlängerte Werkbank einplanen kann. Nicht wenige Betriebe geben durch solches Outsourcing ihren Termindruck an den Normteile-Händler und -Hersteller weiter. Diese sind deutlich flexibler geworden, so dass die Fertigungstiefe der Werkzeugbauer nach und nach abnimmt. Wie im allgemeinen Maschinenbau geht der Trend in Richtung vernetztes Arbeiten.
Gleichwohl sind individualisierte Normalien immer noch Ausnahme der Regel. Branchengrößen wie D-M-E Belgien C.V.B.A. in Mechelen, die Nordheimer Gebr. Eberhard GmbH oder die Hasco GmbH in Lüdenscheid machen die Masse des Geschäfts über die zig-Tausende ihrer Sortimentsprodukte, die sie meist binnen Tagesfrist, bei komplexeren Teilen zumindest aber in knapp einer Woche liefern. Wer selbstkonstruierte – mithin Normalien-ferne – Teile in Auftrag gibt, muss sich auf längere Fristen einrichten.
Führende Hersteller und manche Handelshäuser stellen das Gros ihrer Normalien als CAD-Bibliothek zur Verfügung. Mit Blick auf das Teilespektrum und den Support der verschiedenen CAD-Systeme wären hersteller übergreifende Bibliotheken jedoch sinnvoller. Unternehmen wie Eberhard – größter Normalienhersteller in Europa – sind in beiden Bereichen vertreten. Allerdings dienen diese Bibliotheken nicht zum echtzeitigen Abruf der Komponenten. Vielmehr werden Stücklisten generiert, die zum Anstoßen des Bestellvorgangs gebraucht werden. Hierzu werden Standardkataloge zum Beispiel im BMECat-Format verwendet. Kosten und Termine lassen sich dadurch verbindlicher planen und – noch wichtiger – tatsächlich auch einhalten.
Trotzdem feilen die Anbieter weiter an ihren Standard-Programmen. So werden Lösungen entwickelt, deren Nutzwert oft das Potential zu weiteren, völlig neuen Normteilen hat. Durch Verbesserungen im Detail wie etwa Spreizkerne für das Formen hinterschnittener Außenprofile, fallen mitunter ganze Arbeitsgänge weg. Aber auch clever angelegte Hilfen wie die Führungsbuchse mit abschließendem Schrägbolzen dienen der Rationalisierung: Ersparen sie dem Special Tooler doch das Setzen schräger Löcher. Eine Senkrechtbohrung, die sich schnell einbringen lässt, reicht jetzt vollkommen aus. Nicht selten waren Sonderwünsche der Ausgangspunkt für Verbesserungen dieser Art. fi
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