Jobverlagerungen ins billigere Ausland sind out, Rückkehren in. Das jedenfalls lässt sich schlussfolgern, verfolgt man die einschlägigen Meldungen der letzten Zeit. Zeiten ändern sich, manchmal sehr schnell. Wurde doch vor kurzem ein Unternehmer als Außenseiter belächelt, wenn er am Standort Deutschland festhielt.
Was hat sich seitdem geändert, dass das Produzieren in Deutschland wieder gefragt ist? Okay. Die Lohnstückkosten sind gesunken, teils durch Lohnzurückhaltung bei Beschäftigten und Produktivitätssteigerungen bei Unternehmen. Auch wirtschaftspolitisch hat sich manches gebessert. Doch reicht das? Wohl kaum.
Vielleicht liegen die Gründe für die Trendumkehr – so es denn eine ist – auch woanders. Schlicht blauäugig war und ist es, allein wegen niedriger Lohnkosten zu verlagern. Unterschätzt wurde etwa der Logistik- und Zeitfaktor. Gute Manager können sich zudem nicht zweiteilen. Werden ihre Kapazitäten am neuen Standort benötigt, fehlen sie hierzulande, mit bekannten Folgen. Rückkehrer, die aus Angst vor Häme nur ungern über ihre Erfahrung reden, beklagen zudem ein nicht ausreichendes Qualitätsniveau am ausländischen Standort, schlechte Flexibilität und Lieferfähigkeit oder sich schnell ändernde Kostensituationen. Manch einer neigte wohl dazu, den ins Auge gefassten Standort schön und billig zu rechnen.
Gewiss. Rückverlagerungen haben viele Gründe: seien es die Konzentration von Kapazitäten oder die Hinwendung zum wichtigsten Absatzmarkt. Pauschalieren ist immer ungerecht. Das gilt für Produktionsverlagerungen ins Ausland ebenso. Auch die können Sinn machen, wenn es zum Beispiel um die Eroberung neuer Märkte geht oder um einfache Tätigkeiten, die hier nicht mehr wettbewerbsfähig zu erbringen sind. Nur, das muss vorher sehr gut überlegt sein. Wie gestand ein Gesprächspartner des Industrieanzeiger in der Titelgeschichte (S. 16) selbstkritisch ein: Früher habe man nicht groß geprüft, ob sich eine Verlagerung wirklich rechnet. Das werde heute differenzierter betrachtet. Auch davon profitiert der Standort D.
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