Startseite » Allgemein »

Schutz und Schick schließen sich nicht aus

Textildienstleister profilieren sich durch umfassenden Service
Schutz und Schick schließen sich nicht aus

Arbeitskleidung und vor allem Arbeitsschutzkleidung sind bei denjenigen, die sie tragen müssen, nicht immer beliebt. Die Gründe liegen meist in mangelndem Tragekomfort oder fehlendem Chic. Anbieter von Mietberufskleidung wollen es den Beteiligten leichter machen.

Gabriele Müller ist Journalistin in Wuppertal

Wenn sich ein Unternehmen dazu entschließt, für die Belegschaft Arbeitskleidung anzuschaffen, geschieht das zumeist, weil das Management es für richtig hält. Bei der Behr GmbH & Co. war das anders. Das Traditionsunternehmen mit Stammsitz in Stuttgart, Teil der weltweit agierenden Behr Group, die sich mit Fahrzeugklimatisierung und Motorkühlung beschäftigt, hat sich mit dem Thema auseinandergesetzt, weil die Mitarbeiter in die Offensive gegangen sind. Peter Hirschel, Leiter des Werkes Vaihingen, hat dabei innerhalb des Unternehmens so etwas wie eine Pionierrolle eingenommen. „Ich habe viele Anfragen von gewerblichen Mitarbeitern bekommen, die sich für eine einheitliche Arbeitskleidung interessierten“, erinnert er sich.
Eine systematische Befragung der Belegschaft brachte schließlich den Stein ins Rollen: Über 90 Prozent der Mitarbeiter sprachen sich dafür aus, in einem Modellversuch eine einheitliche Arbeitskleidung im Corporate Design zu testen. „Eine eigene Logistik wollen wir allerdings nicht aufbauen“, erinnert sich Hirschel, der deshalb den Ettlinger Mietbekleidungsspezialisten Bardusch GmbH & Co. ins Boot holte.
„Ausschlaggebend war die Erfahrung mit anderen Automobilunternehmen, die Bardusch aufweisen konnte und der wirklich umfassende Service“, begründet Hirschel seine Entscheidung. Bei den Mitarbeitern ist die neue Kleidung nicht nur gut angenommen worden, sondern auch schon voll in den Arbeitsalltag integriert. „Wir haben ja niemanden gezwungen, sich dafür zu entscheiden, sondern jedem die freie Wahl gelassen“, erklärt Hirschel.
Mitarbeiter sollen Arbeitsschutzkleider gerne trage
Dennoch haben sich jetzt, ein paar Monate nach der Einführung, fast alle 200 gewerblichen Mitarbeiter für die neue Kleidung entschieden. Das liegt, glaubt der Werksleiter, nicht nur am dem reibungslosen Mietservice, der dafür sorgt, dass stets frisch gewaschene und gebügelte Teile in den speziellen Schrankfächern hinterlegt sind und turnusmäßig gewechselt werden. „Es hat auch mit der Qualität der Textilien zu tun“, ist Hirschel sicher. Polohemden, Sweat-shirts oder Hosen in den typischen Behr-Farben, blau, grau und orange, werden von namhaften Herstellern produziert.
„Außer, dass sich unsere Werker jetzt sichtlich wohl in ihrer Haut fühlen, zählt sicher auch der Preisvorteil“, weiß Hirschel. Je nach Umfang der Ausstattung müssen für die Arbeitskleidung zwischen 1,30 Euro und 2,50 Euro pro Woche ausgegeben werden – eine normale Waschmaschinenfüllung kostet aber schon rund 1,50 Euro.
Bei soviel Akzeptanz durch die Mitarbeiter erwägt das Unternehmen jetzt, auch andere Werke in Deutschland mit der Mietberufskleidung in Firmenfarben auszustatten. Und Peter Hirschel geht schon einen Schritt weiter – er überlegt, ob sich nicht auch das Thema Persönliche Schutzausrüstung (PSA) im Mietverfahren angehen lässt.
Die unterliegt strengen Regelungen. Das beginnt bei der Frage, wer die Schutzausrüstung bezahlen muss, und endet bei Sicherheitsnormen, die nicht immer leicht einzuhalten sind. „Ein externer Dienstleister“, wirbt Ulrich Gehlhaar, Spezialist für PSA beim Trossinger Mietbekleidungs-Unternehmen Profitex GmbH, „kann da einen wirtschaftlich attraktiven und technisch sinnvollen Ausweg bieten.“
Denn längst nicht alle, vor allem nicht kleine und mittelständische Firmen, haben Zeit und Kapazitäten, sich über das komplizierte Normenwerk ständig auf dem Laufenden zu halten, was das Tragen von Schutzkleidung und -ausrüstung regelt. Dabei lautet die erste Regel: PSA muss vom Unternehmen angeschafft und bezahlt werden. Es ist auch Sache des Arbeitgebers, für die Einhaltung der Arbeitsschutzverordnungen zu sorgen, die zum Beispiel das Tragen von bestimmter Schutzkleidung an exponierten Arbeitsplätzen oder bei gefährlichen Tätigkeiten reglementieren.
„Genau hier beginnt das Problem“, sagt Ulrich Gelhaar. „Beim Kauf kann man sich noch auf die Eigenschaften von Schweißerschutzkleidung, reflektierender Warnschutzkleidung oder säurefester Ausrüstung verlassen. Schließlich garantiert der Hersteller für diese Eigenschaften.“ Aber was geschieht, wenn die Kleidung getragen wird? Wenn sie ganz normal altert, verschleißt oder beschädigt wird? Der Anwender hat praktisch keine Möglichkeit, den Zustand der persönlichen Schutzausrüstung wirklich gut zu beurteilen, von fachgerechten Reparaturen ganz zu schweigen. „Wer PSA nicht kauft, sondern mietet, ist im wahrsten Sinne des Wortes auf der sicheren Seite“, gibt Ulrich Gehlhaar zu bedenken. „Ein Spezialist hat ganz andere Möglichkeiten, Schutzkleidung in perfektem Zustand zu halten. Das Unternehmen bleibt damit aus der Haftung, und der Arbeitnehmer ist immer so gut geschützt, wie es nach dem Stand der Technik möglich ist.“
Kein Wunder ist es also, dass immer mehr Unternehmen, wenn sie Service aus einer Hand haben wollen, auf einen externen Profi setzen. „Das wird zum Trendthema vor allem im Industriebereich“, bestätigt die Dress-Line GmbH aus Ettlingen. „Von unseren Kunden, vor allem mittelständische Unternehmen in Handwerk und Industrie, wird nicht nur die Berufskleidung, sondern auch für die PSAangefragt und das immer just in time.“ Bis hin zum Schrankfach für den Mitarbeiter sorgt Dress-Line deshalb für einen Komplett-Service. Von Ohrstöpseln, Helmen, Brillen, Atemschutzausrüstung bis hin zu Handschuhen und Arbeitsschuhen wird alles im Mietverfahren geliefert.
Dass der Electronic Commerce längst auch bei den Anbietern von Arbeitskleidung und PSA Einzug gehalten hat, beweist der Webshop der Firma Bardusch. Wer sich als Arbeitnehmer für den „Kapselgehörschutz Bilsom Blau“ interessiert, kann den mit ein paar Klicks bestellen – schneller und einfacher geht es kaum mehr. Vorausgesetzt allerdings, sein Betrieb ermöglicht ihm den Zugang zu diesem elektronischen Bestellverfahren. „Dazu kann, je nach Absprache, für jeden Nutzer ein persönliches Profil angelegt werden“, erklärt Uwe Börsig, Projektleiter E-Commerce bei Bardusch, das Verfahren. Anhand des Passwortes wird der Nutzer identifiziert und kann nur das bestellen, was er für seinen Arbeitsbereich an Schutzausrüstung auch braucht. Ob er dabei, wie bei manchen Unternehmen üblich, ein bestimmtes Budget für seine PSA selbst verwaltet, oder die Bestellung über zentrale Kostenstellen abgerechnet wird, kann mit dem Kunden vorher abgesprochen werden.
„Ich bin davon überzeugt, dass der E-Commerce auch hier weiter Einzug halten wird“, sagt Uwe Börsig, „auch wenn viele mittelständische Unternehmen dem noch eher zurückhaltend gegenüber stehen.“
Nachgefragt: „Arbeitsschutz ist Chefsache!“
Wie stehen Firmen in Zeiten der wirtschaftlichen Krise dem Thema Arbeitsschutz und Arbeitskleidung gegenüber? Wird hier nicht zuerst gespart?
Das ist recht unterschiedlich. Da, wo durch gesetzliche Regelungen Arbeitsschutz zwingend vorgeschrieben ist, wird er von den Firmen auch gewährleistet. Wir haben trotz guter Jahresumsätze bei Lasrose aber den Eindruck, dass viele Unternehmen Anschaffungen in diesem Bereich verschieben.
Der Markt der Textilmietdienstleister ist groß. Wo positioniert sich denn Larose?
Wir sind und wollen kein Massenanbieter sein. Deshalb stecken wird auch viel Zeit und Aufwand in die Entwicklung unserer Produkte, arbeiten mit Sicherheitsexperten zusammen und lassen Kleidung und Ausrüstung immer wieder testen. Außerdem sind unsere Dienstleistungen sehr beratungsintensiv.
Müssen Sie denn beim Thema Arbeitskleidung und Arbeitsschutz heute wirklich noch Aufklärungsarbeiten leisten?
Aber ja. Da liegt noch manches im Argen. Vor allem wollen wir klar machen, dass Arbeitsschutz Chefsche ist. Wenn das Unternehmen nicht signalisiert, wie wichtig dieses Thema ist, dann interessieren sich auch die Mitarbeiter nicht dafür. Das trifft für die Persönliche Schutzausrüstung besonders zu.
Ein leidiges Thema, das gerne ein wenig beiseite geschoben wird?
Unsere Whitepaper-Empfehlung
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 6
Ausgabe
6.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Aktuelle Whitepaper aus der Industrie

Unsere Partner

Starke Zeitschrift – starke Partner


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de