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Schweißmaschine, die das Kreuz schont

Sonder-Schweißanlagen schützen höchstfeste Stähle und den Rücken
Schweißmaschine, die das Kreuz schont

Ergonomisches Schweißen | Rückenleiden sind weit verbreitet und kosten beachtliche Summen. Conntronic hat nun eine CD-Schweißmaschine entwickelt, bei der sich die Arbeitshöhe sekundenschnell verstellen und so der Rücken schonen lässt. Und der CD-Prozess eignet sich auch für höchstfeste Stähle.

Dr. Barbara Stumpp Fachjournalistin in Freiburg

Das „Kreuz mit dem Kreuz“ trifft nicht nur die steigende Zahl älterer Mitarbeiter, sondern vielfach auch die jungen Kollegen. Ganz zu schweigen von Mitarbeitern mit Handicap – die Unternehmen ebenfalls gehalten sind, einzustellen. Für die Beweglichen gilt generell: Beim Arbeiten zwischen Sitzen und Stehen spontan zu wechseln, beugt gesundheitlichen Problemen vor, denn das entlastet Kreislauf, Muskulatur und Wirbelsäule. In Büros haben deshalb schon lange höhenverstellbare Schreibtische Einzug gehalten, forciert durch gesetzliche Regelungen. Solche Regelungen werden mit Sicherheit auch für die Produktion kommen.
Eine zunehmend wichtiger werdende Schweiß-Variante ist das CD-Schweißen, das sich auch für höchstfeste Stahlsorten eignet. Beim CD-Schweißen (Capacitor Discharge, auch Kondensator-Impulsschweißen) werden Kondensatorbänke aufgeladen und beim Schweißen in wenigen Millisekunden über spezielle Transformatoren entladen. So entstehen sehr hohe Ströme, die über die Kontaktgeometrie die Bauteile unter mechanischem Druck verschweißen. Besonders im Automobilbereich bietet sich dieses Schweißverfahren an, da immer häufiger hoch- und höchstfeste Stahlsorten eingesetzt werden, die Fügeverfahren mit geringer Wärmeeinleitung verlangen. Dank schnellem Stromanstieg, kurzer Schweißzeit und sehr geringer thermischer Belastung der Fügepartner eignet sich das CD-Schweißen, wie Conntronic in Augsburg es anbietet, hierzu bestens.
Werker arbeiten heute noch meistens stehend, mit entsprechender Belastung ihres Rückens. Um hier Abhilfe zu schaffen, hat Conntronic die erste höhenverstellbare CD-Schweißmaschine entwickelt. Das innovative Maschinenkonzept ct-ergo wurde zum Patent angemeldet und mit dem Euroblech-Award 2014 ausgezeichnet.
Laut einer Studie der Burda-Stiftung fehlt jeder Arbeitnehmer im Jahresdurchschnitt 12,8 Tage krankheitsbedingt, was die heimischen Unternehmen jährlich 129 Mrd. Euro kostet und zu gut 25 % von Rückenproblemen verursacht wird.
Aber auch offiziell Gesunde leiden unter Rückenbeschwerden und diese Schmerzen reduzieren die Konzentration. In der Folge geschehen mehr Fehler, der Mitarbeiter braucht zusätzliche Arbeitspausen und die Motivation wird dadurch auch nicht besser. Bei der neuen Schweißanlage, lieferbar als MF- oder als CD(KE)-Maschine, kann der Mitarbeiter dank der individuellen Höheneinstellung zwischen stehender und sitzender Tätigkeit spontan wählen.
Da die neue Anlage keine Insellösung ist, kann angebaut werden. Arbeitstisch und Schweißvorrichtung lassen sich um eine Vielzahl weiterer, gesteuert bewegbarer Komponenten erweitern, die auch an die jeweils gewählte Arbeitshöhe angepasst werden können, wie Bedieninstrument, Schutzeinrichtung, Materialzufuhr und Transportunterstützung/Hebehilfe.
Das Integrieren solcher ergonomischer Vorteile in die Anlagen war natürlich keine kleine Aufgabe. Günther Reverchon, geschäftsführender Gesellschafter von Conntronic: „Eine Herausforderung war die Auslegung der Steifigkeit des Systems bei einem Hub von 550 Millimetern. Mit Stahlrahmen, Transformator, Schweißzylinder und Sekundärsystemen kommen da schließlich rund zwei Tonnen zusammen, die schnell bewegt, geführt und gesichert werden müssen.“ Conntronic entwickelte dazu einen speziell abgestimmten Spindeltrieb mit einer passenden Führung mit Klemmung. „Das Ganze musste individuell auf kundespezifische Vorgaben angepasst werden, aber es ist noch Luft drin“, bestätigt Reverchon.
Anders als konventionelle MF-Schweißmaschinen gehört zur Anlage eine SPS-Steuerung, mit der sich zusätzliche Komponenten flexibel ansteuern lassen, zum Beispiel die Zu- und Abführeinheit. Größere Blechteile in Gitterboxen benötigen allerdings eine separate Hubeinheit, die aber auch über die Maschine gesteuert werden kann. Außerdem lässt sich das System mit einem höheneinstellbaren Drehtisch erweitern. „Die Anlage gibt’s als Konzept schon. Gebaut wird wegen der zu berücksichtigenden spezifischen Besonderheiten aber erst im Kundenauftrag“, so Günther Reverchon. •

Fördermittel
Dass ergonomische Hilfen die Maschine verteuern, ist naheliegend. Dank Fördermitteln zum Einrichten behinderten- und leidensgerechter Arbeitsplätze muss der Unternehmer die Mehrkosten aber nicht alleine tragen. Weitere Unterstützung kommt von Berufsgenossenschaften, Integrationsamt, Deutscher Rentenversicherung und der Bundesagentur für Arbeit. Außerdem spart ein Unternehmen auch durch das zu erwartende Sinken der Krankenquote. Damit dürften sich die Mehrkosten in wenigen Jahren rechnen, auch ohne Förderung.
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