Es muss einfach gesagt werden – gerade in einer Krise, in der negative Meldungen Hochkonjunktur haben, die uns täglich zermürben:
Auf der Kunststoffverarbeitungsmesse Fakuma am Bodensee dominierten die positiven Meldungen! Volle Messegänge. Schwierigkeiten, zu den Gesprächspartnern durchzudringen. Glückliche Gesichter. Nach fünf noch Fachgespräche, obwohl im Hintergrund schon Jazz-Musik zum Chill-out erklingt. Kurz gesagt: Wüsste ich nichts von der Weltwirtschaftskrise, hätte ich in Friedrichshafen auch nichts von ihr bemerkt. Und diese „gefühlte“ Stimmung deckt sich mit Fakten: Spritzgießmaschinenhersteller berichten uns von Abschlüssen in Millionenhöhe, mit denen sie nicht gerechnet hatten. Einer spricht sogar von der besten Fakuma der Unternehmensgeschichte. Ins gleiche Horn bläst Messeveranstalter Schall. Nach Befragen seiner Aussteller spricht er von „der erfolgreichsten internationalen Fakuma“ überhaupt – nur ein Jahr bevor die Leitmesse K in Düsseldorf stattfindet.
Diese guten Nachrichten sollte man sich auf der Zunge zergehen lassen. Schwieriger ist ihre Interpretation. Nur soviel ist klar: Das passt nicht zu einer typischen Weltwirtschaftskrise. Diese Krise hat etwas kurioses. Das ist auch daran abzulesen, dass die Innovationstätigkeit nie nachgelassen hat. Unser vorliegender ProduktReport und auch die unzähligen Fakuma-Neuheiten zeigen es. Etwa der metallfreie Sitz, den Kunststoff-Gigant BASF mit Recaro entwickelte und auf der Fakuma voller Stolz präsentierte – und der ausgerechnet im Opel Insigna landet. Also bei einem Hersteller, der in den letzten Monaten trotz Technologie-Erfolgen nur noch in den Negativschlagzeilen war. So manches stimmt derzeit strukturell nicht mehr. Die Krisenverursacher freuen sich schon wieder über steigende Boni. Die Weltwirtschaftskrise ist eigentlich eine Weltstrukturkrise. Und die wird nicht so schnell überwunden sein, auch dann nicht, wenn die wirtschaftlichen Auswirkungen überstanden sind.
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