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Interview mit Michael Leipold von Siemens

Interview mit Michael Leipold von Siemens
Siemens baut Brücke zwischen IT und OT

Siemens baut Brücke zwischen IT und OT
Michael Leipold ist bei Siemens für den Industrial Asset Hub verantwortlich und hat dabei die Funktion eines CEOs. Bild: Siemens
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Mit dem Industrial Asset Hub verknüpft Siemens die Fertigungsanlagen mit den Managementsystemen. Im Interview erklärt Michael Leipold, wie die Lösung aus einem internen Startup entstanden ist und welche neuen Möglichkeiten sie den OT-Verantwortlichen eröffnet.

» Markus Strehlitz, freier Journalist, Mannheim

Herr Leipold, könnte man Ihre Rolle bei Siemens als die eines CEOs eines internen Startups beschreiben?

Wir haben in der Siemens-Division Digital Industries ein Projekt mit dem Namen „Future of Industrial Operations“ durchgeführt. In dessen Rahmen haben wir uns gemeinsam mit ausgewählten Kunden aus verschiedenen Branchen und Ländern in einem Co-Innovation-Ansatz mit folgenden Fragen beschäftigt: Was macht die Zukunft der Automatisierung aus? Welche Herausforderungen sind zu bewältigen und wie lassen sich diese adressieren? Daraus sind verschiedene Lösungsansätze entstanden. Einer davon ist der Industrial Asset Hub, für den ich verantwortlich bin. Das funktioniert tatsächlich wie ein kleines Startup mit einer sehr agilen Arbeitsweise. Und meine Funktion ist die des CEOs.

Was kann man sich unter diesem Industrial Asset Hub vorstellen?

Der Industrial Asset Hub ist ein offener, modularer Softwareservice, welcher „as a Service“ bereitgestellt wird. Er bietet APIs nach unten und nach oben. Und wir adressieren damit die Shopfloor-Betreiber, was für Siemens eine neue Kundengruppe ist. Denn bisher hatten wir es vor allem mit den Maschinenbauern und Systemintegratoren zu tun.

Welche Möglichkeiten eröffnet die Cloud-Lösung dieser Kundengruppe?

Zunächst mal geht es darum, den OT-Verantwortlichen die notwendige Transparenz zu geben. Denn diese müssen wissen: Welche Geräte und Maschinen laufen in meiner Fertigungslinie? Was sind die wichtigen Kennzahlen? Und sie müssen dem Wartungsdienstleister die Möglichkeit geben, auf diese Assets zuzugreifen. Doch heutzutage geschieht die Wartung meistens so, dass die entsprechenden Mitarbeitenden von Schaltschrank zu Schaltschrank laufen, sich mit einem PC an jedes Gerät stöpseln und dann die entsprechenden Informationen auslesen – also Seriennummer, Firmware-Stand und so weiter. Und diese Daten werden dann in irgendwelche Excel-Listen eingetragen.

Das klingt aufwändig.

Ein solcher manueller Prozess ist zeitaufwändig und fehleranfällig. Und er wird daher nicht regelmäßig, sondern vielleicht nur alle paar Jahre durchgeführt. Wir haben in Gesprächen erfahren, dass viele Kunden schon froh waren, wenn sie Inventarlisten hatten, die zwei Jahre alt waren. Dann kann es eben auch mal passieren, dass man nicht mehr weiß, wo sich gerade beispielsweise eine bestimmte Drehmaschine befindet. Darüber könnte man eigentlich lachen. Doch den Shopfloor-Betreibern, mit denen wir gesprochen haben, ist nicht zum Lachen zumute. Denn so etwas kann natürlich auch Auswirkungen auf die Sicherheit haben.

Inwiefern?

Die Daten aus den Geräten sind wichtig für viele verschiedene Anwendungen. Dazu zählt auch IT-Security. Beispielsweise bei der Schwachstellen-Erkennung müssen Schnittstellen gebaut werden, um die Daten aus den Excel-Listen in die entsprechenden Systeme zu bringen. Mit unserem Industrial Asset Hub verknüpfen wir uns dagegen direkt mit den Assets im Fertigungsbereich – und zwar herstellerübergreifend – sowie mit Managementsystem von verschiedenen Anbietern, wie zum Beispiel Servicenow.

Der Industrial Asset Hub sorgt also für Überblick auf der Produktionsebene?

Er bietet mehrere Möglichkeiten. Zunächst gibt er einen Überblick, wo sich welche Maschinen und Geräte befinden. Dann stellt er die spezifischen Daten bereit – wie zum Beispiel Hersteller, Mac-Adresse, IP-Adresse, Firmware-Stand. Darüber hinaus ist es möglich, mit Hilfe unserer Lösung sicher und ohne großen Aufwand aus der Ferne auf die Geräte auf dem Shopfloor zuzugreifen.

Wie funktioniert das bisher?

Wer einen solchen Remote Access heute umsetzen möchte, muss einen VPN-Tunnel aufbauen, was zeit- und pflegeaufwändig ist. Beim Industrial Asset Hub funktioniert es so, dass eine Verbindung zum Gerät aufgebaut wird. Unser Software-Service routet diese dann abgesichert zum Client, von dem aus der Zugriff erfolgen soll. Diese Verbindung ist nur in einem bestimmten Zeitraum und auch nur zu einem bestimmten Device möglich. Hinzu kommt: Die Tätigkeiten des Wartungsdienstleisters werden mitgeloggt. So erhält der OT-Verantwortliche auch eine Dokumentation im Sinne eines Audittrails.

Ist dies ebenfalls herstellerübergreifend möglich?

Die Verbindung zur Cloud, wo der Industrial Asset Hub sitzt, wird über ein Asset Gateway realisiert. Da für uns maximale Offenheit zum Shopfloor wichtig ist, stellen wir das Asset Gateway anderen Geräteherstellern kostenlos als Software Development Kit zur Verfügung. Und dieses Gateway hat eine API, an die dann andere Geräteklassentreiber andocken können. Das kann man sich wie bei einem Druckertreiber vorstellen. Wenn man zum Beispiel mit einem Windows-PC arbeitet, dann nutzt man einen generischen Windows-Druckertreiber, der mit den meisten Geräten einwandfrei kompatibel ist.

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