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Spritzgießmaschinen bleiben auf der Höhe der Zeit

Lange Innovationszyklen sprechen für gebrauchte Kunststoffmaschinen
Spritzgießmaschinen bleiben auf der Höhe der Zeit

Plama in Haan bietet ein breites Sortiment gebrauchter Kunststoffmaschinen. Zu den Kunden zählen viele Hersteller der Elektro- und Metallindustrie. Für sie ist die eigene Plastverarbeitung oft billiger als die Fremdvergabe.

Sven Hardt ist freier Journalist in Neuenhagen bei Berlin

Kunststoffe verdrängen Metall aus immer mehr Einsatzfeldern. Die meisten Spritzgießmaschinen laufen in der Elektro- und Automobilindustrie. Föngehäuse, Hutablagen, Konsolen – die Hersteller haben Bedarf an Plastikprodukten. Offenbar lohnt es, Kunststoffe selbst zu verarbeiten. Zumal das eigentliche Know-how weniger in den Maschinen als vielmehr in Formen und Werkzeugen steckt. Und dieses Wissen gibt man ungern außer Haus. Auch Mittelständler der Metall- und Elektrobranchen verarbeiten immer mehr Kunststoffe selbst. Outsourcing ist oft zu teuer oder zu unflexibel. Beispiel Transformatoren. Die Spannungswandler nur wegen der Kunststoffisolierung zu einem Lohn-Spritzgießer und wieder zurück zu transportieren, würde den finanziellen Rahmen sprengen. Gerade für solche punktuellen Bedarfe außerhalb der Kernkompetenz sind gebrauchte Kunststoffmaschinen besonders gut geeignet.
Ein unscheinbarer Komplex in Haan beherbergt einen der führenden Händler von Secondhand-Anlagen für die Kunststoffverarbeitung in Europa. Ob Spritzgieß-, Extrusions- oder Blasformmaschinen: Die Plama GmbH hat permanent rund 500 Maschinen im Lager. Die Veteranen finden überholt und mit Funktionsgarantie neue Besitzer – in aller Regel im Ausland. Deutsche Unternehmen wollen Maschinen, die höchstens fünf bis sechs Jahre alt sind. Die sind auf dem Gebrauchtmarkt schwer zu bekommen, denn Kunststoffmaschinen veralten nicht so schnell wie ihre Kollegen aus anderen Fertigungsbereichen. Die Maschinen sind robust, die Technik ist seit Jahrzehnten ausgereift, mechanisch einfach aufgebaut, problemlos zu überholen und für die meisten heutigen Anwendungen noch bestens geeignet.
Im Gegensatz zu anderen Branchen kommt es in der Kunststoffverarbeitung weniger auf eine hohe Geschwindigkeit der Maschinen an. Vielmehr wird das Tempo von der Abkühlzeit des Kunststoffprodukts und dem damit einhergehenden Materialfluss vorgegeben. Kaum eine Maschine kommt an die mechanische Leistungsgrenze. Laut Margit Gumbert, Marketing-Leiterin bei Plama, macht eine 15 Jahre alte Standardspritzgießmaschine den gleichen Job genau so gut wie eine neue. „80 Prozent unserer Maschinen werden auf Herz und Nieren geprüft, überholt und getestet“, berichtet Gumbert. „Den Rest kaufen Kunden, die das lieber selber machen.“ Die Preise liegen zwischen 10 % für eine nicht überarbeitete Anlage und 50 % des Preises für vergleichbare Neumaschinen.
Kunststoffmaschinen sind schon lange ausgereift
Die Schwierigkeit besteht darin, Maschinen für die gewünschten Produkte zu konfigurieren. Einzelausführungen und Ergänzungen sind extrem vielfältig, weil es unendlich viele Kunststoffprodukte und -arten gibt. Werkzeug, Entnahme- und Nachbearbeitungsgeräte, Maschinen zum Verbessern oder Automatisieren der Vormontage und des Zusammenbaus. All diese Parameter werden vom Produkt vorgegeben. Die Plama-Techniker beherrschen die Kniffe und schaffen so Fertigungslösungen.
Alte Steuerungen werden bei Bedarf überholt
Zu den Kunden zählt die chemische Fabrik Dr. Sigelin von Müllenheim in Willich, ein Zulieferer der Kunststoff- und Gummiindustrie. Zur Granulatherstellung benötigen die Rheinländer Extrusionsanlagen. „Wir haben bei Plama fünf Doppelschnecken- und Planetwalzenextruder gekauft, mit denen wir sehr zufrieden sind“, berichtet Inhaber Ekkard von Müllenheim, der das 1947 gegründete Familienunternehmen in zweiter Generation führt. Die Baujahre der Veteranen liegen zwischen 1980 und 1993. Müllenheim schätzt bei Plama neben den günstigen Preisen das breite Angebot verschiedener Hersteller aller gängigen Kunststoffmaschinen. „Ich kann mir in Haan im Gegensatz zum Neumaschinenkauf einfach den breitesten Überblick in kurzer Zeit verschaffen und die Maschinen sehr schnell einsetzen.“ Plama schaffe es immer wieder, aus dem großen Pool an Gebrauchten das Passende zusammenzustellen, lobt der Unternehmer. „Die Techniker in Haan kennen die meisten Maschinen des Marktes, ihre Vorzüge und Nachteile.“ Dieses Know-how half den Westfalen auch, die Extrusionsanlagen in nerhalb weniger Tage in die Produktionskette einzubinden.
Bis auf wenige Ausnahmen verkauft Plama deutsche Fabrikate, die auf dem Weltmarkt einen sehr guten Ruf haben. Krauss-Maffei, Battenfeld, Klöckner, Demag, Arburg und Boy dominieren den Spritzgießbereich in Haan. In der Extrusionsabteilung findet man Maschinen von Reifenhäuser, Cincinnati, Battenfeld, Weber, Krauss-Maffai oder Werner & Pfleiderer; Blasformmaschinen stehen von Fischer, Bekum, Krupp oder Tetra-Pak im Lager der Westfalen. Auf Grund der Vielfalt der angebotenen Fabrikate bevorraten die Haaner keine Ersatzteile, beschaffen diese aber auf Wunsch für den Kunden. „Wir können auch alte Steuerungen reparieren, die von den Herstellern nicht mehr gepflegt werden“, erklärt Marketing-Leiterin Gumbert.
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