Als Pilotprojekt der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und der Westdeutschen Landesbank Girozentrale (West LB) öffnete 1995 in Singapur das erste German Centre seine Türen. Heute sind es sieben an der Zahl, die erfolgreich mittelständische Firmen auf ihrem Weg in die zukunftsträchtigen Märkte der Welt begleiten.
Susanne Schwab ist Journalistin in Reutlingen
Eine eigene Repräsentanz in Asien. Eine Tochterfirma in Südamerika: Für viele mittelständische Unternehmen war dieser Schritt um die halbe Weltkugel lange Zeit fern jeder Realität. Wenn es auch nicht immer an den finanziellen Mitteln scheiterte, so fehlte den meisten Unternehmern doch der Bezug zu den Menschen und den wirtschaftlichen Gegebenheiten beispielsweise in China oder Mexiko.
Doch die Globalisierungswelle hat auch den deutschen Mittelstand längst erreicht. „Die häufig hochspezialisierten kleinen und mittleren Firmen aus Baden-Württemberg müssen sich verstärkt auf den internationalen Wachstumsmärkten behaupten“, weiß Dr. Siegfried Jaschinski, Mitglied des Vorstands der Landesbank Baden-Württemberg mit Sitz in Stuttgart. „Mit dem Konzept unserer German Centres wollen wir genau diese Unternehmen bei ihren Aktivitäten in den Wachstumsregionen der Welt unterstützen.“
Das Konzept besteht aus drei Säulen:
– In den Häusern werden flexibel nutzbare Räumlichkeiten als Büroräume, Ausstellungsflächen, Labors, Werkstätten sowie Flächen für Produktion und Lagerhaltung zu günstigen Konditionen angeboten.
– Die integrierten Business Centres bieten Mietern und Nichtmietern umfassende Sekretariats- und Übersetzungsdienste, Veranstaltungsservices sowie Kurzzeitbüros an.
– Die German Centres beherbergen die deutschen Delegiertenbüros oder Auslandshandelskammern sowie Dienstleister wie Rechtsanwälte, Steuerberater, Logistikunternehmen und Vertretungen der Bundesländer.
Zusätzlich haben die angesiedelten Unternehmen die Möglichkeit, Erfahrungen und Informationen auf den regelmäßigen Veranstaltungen und Mietertreffen auszutauschen. „Dort werden auch Kontakte zu den lokalen Firmen und Institutionen geknüpft“, erklärt Dr. Jaschinski. Seiner Ansicht nach haben sich die sogenannten Deutschen Häuser als zentrales Instrument der Mittelstands-förderung bewährt: Inzwischen besteht das Netzwerk aus sieben Zentren. Drei davon gehören der Landesbank, die durch dieses Auslandsgeschäft ihre weltweit tätigen Industriekunden global begleiten will.
Seit fast sieben Jahren arbeitet beispielsweise das German Centre Singapore erfolgreich als Sprungbrett nach Südostasien für die deutsche Wirtschaft. Die inzwischen 100%ige Tochtergesellschaft der LBBW gilt als Pilotprojekt und ist heute für 144 Firmen Stützpunkt ihrer Geschäfte in Südostasien. Wie Stephan Weiss, Geschäftsführer des Hauses, mitteilt, konnte bereits über 270 Unternehmen zum Schritt nach Singapur verholfen werden. Zu den Mietern gehören der Tübinger Maschinenbauer Walter AG, der Präzisionswerkzeughersteller Oskar Frech GmbH & Co., Schorndorf, die Trumpf GmbH & Co. aus Ditzingen sowie der Stuttgarter Gebäudetechnik-Spezialist M+W Zander Holding GmbH.
German Centres unterstützen Firmen beim Markteintritt
Ermutigt durch die positiven Erfahrungen in Singapur, gründete die LBBW 1999 in China das German Centre Beijing und schließlich, im vergangenen Jahr, das erste Deutsche Haus auf dem amerikanischen Kontinent, das German Centre Mexico in Mexiko-Stadt. Dort investierte die Bank 35 Mio. US-$ und bietet auf 18 000 m2 Platz für mehr als 200 Firmen.
Auch die L-Bank, Staatsbank für Baden-Württemberg, die Bayerische Landesbank, die Deutsche Grundbesitz Management GmbH und die Bankgesellschaft Berlin unterhalten jeweils ein German Centre und unterstützen interessierte Firmen in Jakarta (L-Bank), Shanghai (Bayerische Landesbank), Yokohama (Deutsche Grundbesitz) und Moskau (Bankgesell- schaft Berlin) – damit die eigene Niederlassung am anderen Ende der Welt kein Traum bleibt.
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