Verglichen mit anderen Industrieländern sind die Lohnstückkosten in der deutschen Industrie außerordentlich hoch. Im Durchschnitt ist das Ausland bei den Arbeitskosten je Wertschöpfungseinheit um 17 % günstiger.
Die schwere Lohn- und Zusatzkostenlast am Standort Deutschland wird durch das nur durchschnittliche Produktivitätsniveau nicht aufgewogen. Westdeutsche Industrieunternehmen mussten 2004 im Schnitt Arbeitskosten von 27,60 Euro je Stunde schultern. Das meldet das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Noch teurer war die industrielle Produktion allein in Dänemark; alle anderen großen Wirtschaftsnationen kamen dagegen auf ein weit niedrigeres Kostenlevel.
Nun sei häufig zu hören, die hiesigen Betriebe seien dafür besonders produktiv, schreibt das IW – die Mitarbeiter würden einen so hohen Output erwirtschaften, dass die üppigen Löhne gerechtfertigt seien. Dieses Argument überzeuge jedoch aus zwei Gründen nicht:
Erstens könnten Firmen längst eine hohe Produktivität mit geringen Arbeitskosten kombinieren – wenn sie etwa in Niedriglohnländern auf der grünen Wiese investieren und dabei ihre Technik und ihr Herstellungs-Know-how mitbringen.
So erreichen osteuropäische Töchter deutscher Unternehmen laut IW im Mittel 60 % der Produktivität ihres Stammhauses, obwohl ansonsten die Wirtschaft in osteuropa durchschnittlich nur ein Viertel der deutschen Wertschöpfung je Beschäftigtenstunde erzielt.
Zweitens sei es mit dem angeblichen deutschen Produktivitätsvorsprung gar nicht allzu weit her: Im internationalen Produktivitäts-Ranking von 14 Industrienationen belegt die Bundesrepublik mit Rang sieben lediglich einen Platz im Mittelfeld. tv
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