Outsourcing ist für deutsche Werkzeug- und Formenbauer ein Thema mit nur beschränktem Unterhaltungswert. Obwohl die Branche mehr Auftragsteile denn je fremd vergibt, fertigt sie die entscheidenden Komponenten selbst. Das Ergebnis ist ein ungebrochener Zeit- und Kostenvorsprung.
Graf Zedtwitz, es gibt eine zunehmende Arbeitsteilung zwischen deutschen und osteuropäischen Formenbauern. Das Schlagwort dafür ist Outsourcing. Wo genau liegt die Trennlinie?
In der Tat werden manuell aufwendige und weniger komplizierte Arbeiten häufiger als früher von Dritten erledigt. Solange dadurch nicht die Qualität und Liefertreue beeinträchtigt wird, kann solches Outsourcing auch durchaus wirtschaftlich sinnvoll sein. Der Anteil der Unteraufträge – sowohl innerhalb Deutschlands als auch in Staaten wie Ungarn, Tschechien oder Polen vergeben – liegt derzeit zwischen 10 und 15 Prozent.
Ausländische Werkzeug- und Formenbauer arbeiten häufig preisgünstiger als deutsche. Wandern da mittelfristig nicht die Auftraggeber ab?
Da muss ich entschieden widersprechen. Insoweit der Stundensatz bei italienischen oder spanischen Betrieben tatsächlich niedriger liegt als bei uns, kann das Werkzeug unter dem Strich dennoch erheblich teurer sein. Man muss die gesamten Kosten betrachten. Und deshalb muss man im Umkehrschluss auch denjenigen Gewinn abziehen, den der Kunde durch das Know-how und die Engineering-Leistung seines Lieferanten erzielt. Nein, die deutsche Branche zählt bei Termintreue, Innovation und Qualität zur Weltspitze. Jeder Auftrag, der just in time, komplett und ohne Nachbesserung abgewickelt ist, spart bares Geld.
Der ausländische Wettbewerb wird auf Dauer aufholen. Wie sehen Sie die mittelfristigen Chancen der deutschen Branche?
Die sind ausgezeichnet. Die meisten Betriebe investieren gezielt in ihre technische Ausrüstung und in die Qualifikation ihrer Mitarbeiter. Die Zusammenarbeit mit den Kunden ist durchweg vertrauensvoll. Beides dürfte weiterhin für einen Vorsprung im internationalen Wettbewerb sorgen.
Wie viele deutsche Formenbauer denken Ihres Wissens dennoch an eine Verlegung des Standorts?
Ein aktueller Fall ist mir nicht bekannt. Standortverlegung würde aber auch nicht zum Profil der Branche passen. Unsere Unternehmen leben mit dem Know-how, mit der Flexibilität und der Identifikation ihrer Mitarbeiter.
Von Chefreporter Wolfgang Filì chefreporter@fili.net
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