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Teure Jagd auf einzelne Moleküle

Die Zukunft der klassischen Umwelttechnik
Teure Jagd auf einzelne Moleküle

Teure Jagd auf einzelne Moleküle
Die aktuelle Umweltschutzdiskussion hat hohe Ziele. Hierzu zählen das nachhaltige, ressourcenschonende Wirtschaften, eine produktions- und produktintegrierte Umwelttechnologie und ergänzende Managementmaßnahmen (Bild: Victoria Schweitzer)
Das Interesse an der klassischen Umwelttechnik schrumpft national wie international. Die Verfahren sind zwar gut, aber zu kostspielig – so die einhellige Meinung.

Lutz Mertins ist Geschäftsführer der Abag-Itm Gesellschaft für innovative Technologie- und Managementberatung mbH in Fellbach

Bund und Länder bieten seit Jahren Unterstützung, um Deutschlands führende Position als Anbieter qualitativ hochwertiger Umwelttechnik auszubauen. Die Aktivitäten sind allerdings im Wesentlichen auf die Vermarktung ausgerichtet und nutzen zu wenig die Potenziale, die sich in den Bereichen Herstellerstruktur und Produkte bieten. Zusätzliche Maßnahmen sind daher erforderlich, um Innovationen stärker zu unterstützen sowie marktgerechter und kosteneffizienter zu produzieren. Nur so kann weiterhin die Technologie- und Marktführerschaft erhalten werden. Zum Glück gibt es eine ganze Reihe von Ansatzpunkten.
Deutsche Hersteller bieten individuelle und qualitativ hochwertige, umwelttechnische Lösungen. Die Vielfalt ist allerdings mit vergleichsweise hohen Kosten verbunden. Hier bieten sich Standardlösungen an, wie sie beispielsweise im Automobilbau schon praktiziert werden. Dort kommen gängige Plattformkonzepte mit darauf aufbauenden modularen Aggregaten zum Einsatz. Auf diese Weise könnten Anlagen bedarfsgerecht und zugleich kostengünstig konzipiert, entwickelt und in hohen Stückzahlen produziert werden.
Die additiven Techniken deutscher Hersteller zur Reinigung von Abwasser und Abluft sind auf Höchstleistung getrimmt. Sie halten sozusagen auch das letzte Schadstoff-Molekül effektiv zurück. Daraus erwachsen hohe Kosten in den Bereichen Forschung, Entwicklung und Produktion, welche die Vermarktung behindern. Ausländische Konkurrenz bietet in vielen Fällen vereinfachte Lösungen, die selbst strengen Emissionsvorgaben gerecht werden, aber bedeutend kostengünstiger sind.
Die mittelständisch geprägte Umweltschutzindustrie hat bereits einen schmerzhaften Umstrukturierungs- und Konzentrationsprozess hinter sich. Dennoch besteht weiterhin ein zu hoher Grad der Arbeitsteilung bei Entwicklung und Produktion von Verfahren. Das gleiche gilt für die Planung, den Bau und den Betrieb von Anlagen. Der Nachteil ist, dass der Umwelttechnikmarkt alles andere als transparent ist. Zudem fordert der Kunde Gesamtlösungen, die vom einzelnen Hersteller nicht erbracht werden können oder einen unverhältnismäßig hohen Abstimmungsaufwand bedingen. Durch Kooperationen können stärker als bisher Kompetenzen gebündelt und wettbewerbsfähige Systemlösungen angeboten werden.
Die klassische Umwelttechnik war und ist primär am Emissionsziel ausgerichtet. Material-, Energie- und Kosteneffizienz hingegen waren lange Jahre sekundär, wodurch die additiven Verfahren zu zusätzlichen Kosten führten. Auch die mediale Problemverlagerung wurde vielfach zu wenig beachtet. Viele Anwender stöhnten, dass sie sich mit der Lösung eines Abwasserproblems ein Abfallproblem einhandelten. Beide Bereiche – Effizienz und Problemverlagerung – lassen sich hinsichtlich Technologie und ergänzender beratender Dienstleistung noch verbessern.
Weder der integrierte noch der additive Umweltschutz können für sich allein erfolgreich bestehen. Sie müssen sich statt dessen stärker ergänzen. Die Abgrenzung gegeneinander und das Zusammenwirken additiver und integrierter Technik ist in vielen Anwendungsbereichen noch zu optimieren. Zudem müssen sich die Anbieter additiver Umwelttechnik stärker an industriellen Produktionsprozessen und deren technologischer Weiterentwicklung orientieren.
Trotz der Konzentration in den letzten Jahren zeigt sich der Herstellerbereich noch sehr zersplittert. Ökonomische und ökologische Netzwerke und Kompetenzstellen könnten die Zusammenarbeit mit Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen oder anderen Unternehmen unterstützen. Dies betrifft insbesondere die beschleunigte Innovation, den optimierten Know-how-Transfer, eine flexiblere Bedarfsabdeckung, sowie Trendsetting und Outsourcing. Ansätze für solche Öko-Effizienzzentren sind bereits vorhanden und erfahren Zustimmung.
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 7
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