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Tüv- und GS-Zeichen sind keine Garantie für Qualität

Handwerkzeug: Verband FWI warnt vor unsicheren Billigprodukten
Tüv- und GS-Zeichen sind keine Garantie für Qualität

Tüv- und GS-Zeichen sind keine Garantie für Qualität
Wer etwas für die Sicherheit seiner Mitarbeiter tun will, fährt mit Markenprodukten immer noch am besten. Denn ein Hersteller, der sich über lange Jahre hinweg einen guten Ruf aufgebaut hat, wird diesen nicht so schnell riskieren. Das GS-Zeichen sagt nämlich nach Untersuchungen des FWI oft nichts über die tatsächliche Qualität eines Produktes (Bild: Bahco)
Dass sich Kunden nicht immer auf Prüfzeichen verlassen können, ergeben fast regelmäßig Tests des Verbandes FWI. Besonders Billigprodukte weisen trotz Prüfsiegel oft gravierende Sicherheitsmängel auf. Fazit: Der Billighammer ist nicht immer der Hammer.

Handwerkzeug ist teuer. Nicht zuletzt, weil aufgrund des Schwundfaktors öfters nachgekauft werden muss. Wer hat da nicht schon überlegt, ob auch Produkte aus der Kategorie „Einfache Qualität“ ausreichen, wenn gewisse Mindeststandards erfüllt sind. Prüfsiegel wie das GS-Zeichen des Tüv Rheinland, Köln, oder die aufgedruckte DIN-Nummer vermitteln den Eindruck, dass die Produkte in Ordnung sind. Doch Vorsicht: Dass bei Billigprodukten oft doch Qualitätsmängel auftreten, ergeben Tests, die der Fachverband Werkzeugindustrie e. V. (FWI) in Remscheid regelmäßig durchführt.

Seit rund zwei Jahren geht der FWI beispielsweise gegen qualitativ minderwertige Hämmer vor, die noch nicht einmal die gesetzlichen Mindestanforderungen erfüllen und so eine Gefahr für den Verwender darstellen. Schließlich ist so ein Hammer zum Schlagen da. Bei dieser Belastung darf der Hammerkopf weder splittern noch sich plötzlich vom Stiel lösen.
Jüngstes Testobjekt: Billighämmer aus dem Baumarkt. Die für immerhin 7,85 DM angebotenen Produkte tragen ein GS-Zeichen des Tüv Rheinland und zudem die Angabe DIN 1041. Doch die Tests der auf Handwerkzeuge spezialisierten Versuchs- und Prüfanstalt Remscheid ergaben, dass fünf verschiedene mit Prüfsiegel versehene Fabrikate erhebliche Sicherheitsmängel aufwiesen.
Doch diesmal schafft es der Hammer nicht einmal bis zur Prüfstelle. Bereits auf dem Weg zum Parkplatz löst sich durch ein wenig Wackeln und Ziehen mit bloßen Händen der Stiel vom Hammerkopf. Kein Wunder bei der verwendeten Holzqualität und dem winzigen Keil. Da hilft auch der viel zu spröde Klebstoff nicht, mit dem der Stiel wohl zusätzlich befestigt werden sollte.
Kein Problem, dachten die Auftraggeber beim FWI. Der Tüv wird, sobald er von solchen Fällen Kenntnis erhält, schon im eigenen Interesse den Hersteller zu einer besseren Qualität anhalten oder ihm sein Prüfzeichen entziehen. Doch lediglich der RW Tüv in Essen handelte, indem er ein GS-Zeichen sofort zurückzog. Der Tüv Rheinland gab nach FWI-Angaben sinngemäß zu verstehen, dass bei einigen zigtausend von ihm vergebenen GS-Zeichen eben immer ein paar Ausreißer dabei seien. Zudem sei es für ihn schwierig, gegen unseriöse Hersteller vorzugehen. Denn die könnten sich jederzeit damit herausreden, dass die beanstandeten Hämmer nicht von ihnen stammten.
Der Tüv Rheinland verwies darauf, dass die laut GS-Vorschrift geprüften Muster alle in Ordnung gewesen seien. Doch ein Prüfmuster und die später gelieferte Serienqualität können durchaus zwei verschiedene Dinge sein, besonders wenn die Hämmer aus Ländern stammen, die erst an der Schwelle zum Industrieland stehen. Der FWI geht davon aus, dass dies auch den Fachleuten vom Tüv bekannt ist, zumal dieser in Ländern wie China eigene Zweigstellen unterhält, um die zur Vergabe des GS-Zeichens gesetzlich vorgeschriebenen Fertigungskontrollen durchzuführen.
Probleme macht meistens die nicht normgerechte Ausführung des Hammerauges in Verbindung mit qualitativ minderwertigen Holzstielen. Die so erreichten Stielbefestigungen mögen kurz nach der Herstellung noch ausreichend sein. Durch das vorhersehbare Austrocknen des Stiels bis zum Zeitpunkt des Verkaufs wird die Verbindung jedoch fast zwangsläufig unsicher. Ein Umstand, der nach Ansicht des FWI auch den Prüfern des Tüv bei der Fertigungskontrolle auffallen sollte.
Dazu besteht die Möglichkeit, dass manch unseriöser Hersteller gar kein Interesse an einer konstanten Qualität seiner Erzeugnisse hat, sobald ihnen einmal das Tüv-Zeichen verliehen wurde. Auch einige Importeure benutzen nach FWI-Erfahrungen das GS-Zeichen auf den Hämmern als Feigenblatt, um auf eigene Prüfungen verzichten zu können.
Auch wenn der Tüv nicht ausdrücklich gesetzlich zur Marktüberwachung verpflichtet ist, solle er die Verwendung der Prüfzeichen überprüfen, fordert der FWI. Der Tüv vertraue noch zu sehr auf das Verantwortungsbewusstsein der Hersteller. Das sei in Ländern, in denen traditionell Handwerkzeug produziert wird, immer noch verbreitet, habe sich jedoch in anderen Teilen der Welt noch nicht flächendeckend durchgesetzt. Daher betrachtet der FWI auch den Plan des Tüv Rheinland und anderer Tüv-Niederlassungen mit Skepsis, ein Qualitätszeichen für Handwerkzeuge zu etablieren. Dieses Zeichen soll über das GS-Zeichen hinaus nicht nur Sicherheitsaspekte, sondern auch eine hervorragende Produktqualität bestätigen und ebenfalls weltweit an Hersteller vergeben werden. Bleibt zu hoffen, dass die Vergabe und Kontrolle dieses Zeichens sorgfältiger gehandhabt wird als die des GS-Zeichens, denn die Gefahr einer Verbrauchertäuschung wächst mit dem nach außen vertretenen Anspruch des Zeichens.
Dem Verbraucher empfiehlt der FWI, zu Werkzeugen einer bekannten Herstellermarke anstelle von No-Name-Produkten zu greifen. Kein renommierter Hersteller werde den in vielen Jahrzehnten mühevoll aufgebauten Ruf seiner Marke aufs Spiel setzen. Ein solcher Hammer halte viele Jahre lang und gleiche so den vermeintlichen Preisvorteil der Billighämmer bei weitem wieder aus, ganz zu schweigen vom Erhalt der eigentlich unbezahlbaren Gesundheit des Anwenders. mc
Wirtschaftliche Lage der Werkzeugindustrie: Nach schwachem Jahr 1999 zieht die Konjunktur erheblich an
Die deutsche Werkzeugindustrie setzte 1999 insgesamt 4,5 Mrd. DM um, ein leichtes Plus gegenüber dem Vorjahr, teilt der Fachverband Werkzeugindustrie e. V. (FWI) in Remscheid mit. Unbefriedigend sei allerdings die Auftragslage auf dem Inlandsmarkt gewesen: Die Bestelleingänge gingen um 0,4 % zurück. Damit lagen die Umsätze um 0,6 % unter dem Vorjahresniveau. Die Auftragseingänge aus dem Ausland stiegen dagegen um 4,1 %, so dass das Auslandsgeschäft ein Umsatzplus von nominal 3,9 % aufwies und einen Wert von 3,52 Mrd. DM erreichte.
Größte Abnehmer sind nach wie vor die Länder der Europäischen Union. Einen bemerkenswerten Zuwachs erfuhren die Lieferungen in die asiatischen Länder, etwa in die Volksrepublik China (+98,3 %) und nach Singapur (+31,5 %).
Für das laufende Jahr sehen die Zahlen allerdings deutlich positiver aus. Im 1. Quartal 2000 stiegen nach einer Repräsentativ-Umfrage des FWI die Auftragseingänge um 10,4 %, die Umsätze erreichten ein Plus von 11,5 %. Zu dieser Entwicklung tragen sowohl Auslands- als auch Inlandsgeschäft bei. Die zum Jahresende 1999 geäußerte Wachstumsprognose des Verbandes von +3,2 % für das Jahr 2000 hat also eine gute Chance, erreicht zu werden.
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