Automobilindustrie und Mikroelektronik sind die Wachstumstreiber in Sachsen und Thüringen. Die traditionsbewussten Industriestandorte nutzen ihr Know-how.
Der Wachstumsmotor Automobilbranche in Ostdeutschland brummt. Innerhalb weniger Jahre haben sich in den neuen Bundesländern mehr als 1000 Hersteller und Zulieferer mit 150 000 Beschäftigten angesiedelt. Allein die deutsche Automobilindustrie investierte seit der Wiedervereinigung nach Angaben des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) rund 12 Mrd. Euro in Ostdeutschland. Unternehmen wie Opel, VW und BMW profitieren nach Ansicht von VDA-Präsident Prof. Dr. Bernd Gottschalk von den im Vergleich zu Westdeutschland niedrigeren Arbeitskosten und den qualifizierten, motivierten Mitarbeitern. Die Stuttgarter Porsche AG weiß die Vorteile des Standorts Ostdeutschland zu schätzen: Wie das Unternehmen mitteilt, soll das Sport-Coupé Panamera im Werk Leipzig gebaut werden. Für das Fahrzeug, das 2009 auf den Markt kommen soll, will Porsche sein Werk in Sachsen erheblich erweitern und 2000 neue Arbeitsplätze schaffen. Rund 120 Mio. Euro wird sich Porsche die Erweiterung kosten lassen. Für Porsche-Chef Dr. Wendelin Wiedeking ist das Gütesiegel „Made in Germany“ von besonderer Bedeutung: Ein Bekenntnis zum Standort Deutschland und ein Beitrag zum wirtschaftlichen Aufbau der Neuen Bundesländer, insbesondere des Freistaates Sachsen.
In Thüringen zählt die Automobilbranche zu den umsatzstärksten Industriezweigen – und hat sich damit, zur Freude von Wirtschaftsminister Jürgen Reinholz, zum „Turbolader für die wirtschaftliche Entwicklung Thüringens“ entwickelt. Die aktuellen Zahlen des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) belegen dies: 330 Unternehmen der Automobilindustrie, darunter viele Zulieferer, erzielen mit 36 000 Mitarbeitern einen Umsatz von 5,4 Mrd. Euro. Für Minister Reinholz ein deutlicher Beleg nicht nur dafür, welchen Stellenwert die Branche für Thüringen hat, sondern auch, dass der traditionelle Automobilstandort gute Bedingungen für Fahrzeugbauer und ihre Zulieferer bietet. Unternehmen wie Bosch, Conti und die Schaeffler Gruppe haben diese Vorteile erkannt. Bereits vor sechs Jahren übernahm beispielsweise die weltweit tätige INA Schaeffler KG die Mehrheit an der Rege Motorenteile GmbH & Co. KG in Hörselberg/Eisenach. Der Erwerb aller Anteile erfolgte 2002. Heute fertigt der Zulieferer für Audi, BMW, DaimlerChrysler, Porsche und VW Zylinderköpfe, Pleuel, Common Rails, Zylinderkurbelgehäuse, Getriebe und Pumpengehäuse.
Zum Wachstumstreiber der Freistaaten hat sich auch die Informationstechnologie entwickelt. Sachsen lockt Investoren ins Land, mit dem Ruf, die neue Mikroelektronik-Zentrale Europas zu sein. Über 200 Firmen mit mehr als 20 000 Arbeitnehmern erwirtschaften einen Jahresumsatz von 2,5 Mrd. Euro, teilt die sächsiche Staatsregierung mit. Allein die sieben Weltkonzerne Infineon, Qimonda, AMD, ZMD, AMTC, Toppan und Photronics haben in den letzten Jahren Arbeitsplätze für über 9000 Mitarbeiter geschaffen.
Susanne Schwab susanne.schwab@konradin.de
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