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Üble Absichten des ausländischen Kapitals?

AuslandsmÄrkte
Üble Absichten des ausländischen Kapitals?

Üble Absichten des ausländischen Kapitals?
Dr. Jörg-M. Rudolph ist Dozent am Ostasieninstitut der FH für Wirtschaft in Ludwigshafen, Rudolph@OAI.de
Wie verkaufe ich mein erfolgreiches Produkt auch in China? So steht die entscheidende Frage für alle, die das Land auch als Markt nutzen möchten.

In den 90er-Jahren war die Antwort klar: Die Kooperation mit einem guten chinesischen Partner der gleichen Branche sollte den Weg zum Kunden öffnen. So dachte auch die französische Groupe Danone S.A. und investierte 43 Mio. US-$ für einen 51%- Anteil an fünf Gemeinschaftsunternehmen mit dem chinesischen Getränkehersteller Wahaha. Die Kooperation sollte 50 Jahre währen. „Wir arbeiten mit einer Strategie, die auf eine Partnerschaft mit lokalen Firmen und unsere Hausmarken setzt“, so eine zuständige Danone-Managerin noch im Jahre 2003.

Alles lief gut. Im Januar 2003 figurierte Danone in einer Analyse des Wall Street Journal als herausragendes Beispiel für erfolgreiches Wirtschaften auf chinesischen Märkten: Der Umsatz der mittlerweile 39 gemeinsamen Unternehmungen betrage 1,2 Mrd. US-$, die Geschäfte seien in allen Sparten gewinnbringend. Diesen März jedoch weigerte sich der Wahaha-Inhaber auf einer Pressekonferenz, eine Frage nach seiner Kooperation mit Danone zu beantworten, und nur wenige Wochen später erfuhr die Öffentlichkeit, dass Danone seinen chinesischen Partner vor Gericht verklagen wolle.
Was genau geschehen war, können Außenstehende nicht wissen. Vielleicht geht es um den Versuch Danones, den Partner zu übernehmen (wie dieser behauptet), vielleicht um unlauteren Wettbewerb seitens Wahaha (wie Danone sagt). Nur eines ist sicher: Die Franzosen müssen für längere Zeit erhebliche Ressourcen in einen Rechtsstreit stecken, der in China auszutragen ist.
Schlimmer als das ist freilich, dass es inzwischen keineswegs nur noch um juristische Klauseln geht. Dafür sorgt der Besitzer von Wahaha, ein in China sehr bekannter Self-made-Privatunternehmer, sehr reich und mit besten Verbindungen in die Nomenklatura.
Im April politisierte er den Streit öffentlich: Die Kooperation sei von Anfang an eine unglückliche Ehe gewesen. Danone habe bislang 170 Mio. US-$ investiert, aber schon 380 Mio. US-$ Gewinn herausgezogen. Auch seien die Klauseln der Kooperationsverträge unfair. Er appellierte an die chinesische Öffentlichkeit, ihm zur Seite zu stehen bei der Abwehr übler Absichten des ausländischen Kapitals, beim Schutz der Interes- sen unserer nationalen Produkte.
Das ist starker Tobak. Womöglich aber ist es sogar eine für Danone gefährliche Demagogie in einem Land, dessen Machthaber gern Ausländer für selbstgemachte Übel verantwortlich halten Der Danone-Wahaha-Konflikt ist der bislang spektakulärste Fall, in dem Chinesen die chauvinistische Karte spielen. Kleineren Firmen blieb bislang kaum anderes übrig, als den Kopf vor der unkontrollierbaren politischen Macht einzuziehen und Wohlverhalten zu zeigen. Mittlerweile ist die chinesische Wirtschaftspresse frei und professionell genug, auf solche Kampagnen nicht hereinzufallen. Einige Blätter jedenfalls haben auf die Absurdität der Wahaha-„Argumente“ hingewiesen. Jeder ausländische China-Investor sollte deshalb daraus die Lehre ziehen, stets gute Verbindungen zur Fachpresse zu pflegen.
Kontakte zur Presse in China als Schutz gegen Willkür
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