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Unter dem Büffelgras liegen die Glasfaser-Kabel für High-Tech-Firmen

Standort: South Dakota profiliert sich als Unternehmerparadies in der Provinz
Unter dem Büffelgras liegen die Glasfaser-Kabel für High-Tech-Firmen

In der US-Provinz gibt es sie noch, die Horte des freien Unternehmertums: so zum Beispiel South Dakota im strukturschwachen Mittleren Westen. Der Staat nimmt mit einer Null-Prozent-Steuer-Politik und unternehmerfreundlichen Gesetzen eine Sonderstellung ein.

Von unserem Redaktionsmitglied Tilman Vögele-Ebering tilman.voegele@konradin.de

Draußen vor dem Werkseingang hat der „Mitarbeiter des Jahres“ einen reservierten Extra-Parkplatz, gleich neben den privilegierten Stellplätzen des Managements. Und drinnen fliegen die Funken: Werksmanager Tony Rado ist in Hemdsärmeln und immer auf dem Sprung. Er deutet auf das Chart mit den Fertigungszahlen. „Die Produktionsbedingungen hier am Standort sind wirklich sehr gut“, sagt er und hat schon wieder das Telefon in der Hand. 200 Mitarbeiter produzieren in der Niederlassung des Stuttgarter Behr-Konzerns in zwei Schichten Fahrzeugkühler. Das Werk liegt vor der Kleinstadt Canton, eine halbe Autostunde entfernt von Sioux Falls, dem wirtschaftlichen Zentrum des US-Staates South Dakota. Seit 1994 gehört die Fabrik den Deutschen, vorher war sie in amerikanischem Besitz.
Der Standort South Dakota beansprucht für sich eine Sonderrolle. Der Bundesstaat erhebt keine Körperschaftssteuer, keine Steuer auf das Anlagevermögen, keine persönliche Einkommenssteuer, keine persönliche Vermögenssteuer. Lediglich Bundessteuern werden fällig. Zum Vergleich: Kalifornien zum Beispiel erhebt 8,8 % Körperschaftssteuer, Colorado 4,8 %.
„Bei den Rankings der unternehmensfreundlichsten Standorte sind wir immer ganz vorne mit dabei“, sagt Joop Bollen. Der gebürtige Holländer mit dem amerikanischen Pass ist in der staatlichen Behörde Governor’s Office of Economic Development, kurz GOED zuständig für Industrieansiedlung. Er will nicht nur von den Steuervorteilen reden. Ein niedriges Lohnniveau gebe es hier, qualifizierte Arbeitskräfte, ein gutes Ausbildungssystem, und fleißige Menschen, zählt er auf. Hinzu wurde ein flächendeckendes Glasfaserkabel-Netz unter der Prärie verlegt, das den Staat zum High-Tech-Standort macht.
South Dakota profiliert sich als Hort des freien Unternehmertums: Es ist ein so genannter Right-to-Work-Staat. Das heißt, die Gesetzgebung beschränkt den Einfluss der Gewerkschaften. Jeder soll das Recht haben zu arbeiten – auch bei Streik.
Viele Großunternehmen haben den Bundesstaat für sich entdeckt. Im neuen Industriegebiet wickelt die Citibank in einem 3000-Mitarbeiter-Komplex ihr komplettes Kreditkartengeschäft ab; die US-Post hat gerade ein modernes Verteilzentrum gebaut. Der Boom ist unverkennbar: Die 130 000-Einwohnerstadt erschließt drei Industrie- und Gewerbegebiete zur gleichen Zeit. Dan Hindbjorgen von der lokalen Wirtschaftsförderung verspricht Investoren einen Komplett-Service. Ein erschlossenes Gewerbegrundstück kostet selbst in der teuersten Lage unter 30 DM pro m². Wer neue Jobs schafft, kriegt das Land deutlich billiger. South Dakota ist mit 750 000 Einwohnern ein bevölkerungsarmer und strukturschwacher Bundesstaat und wird entsprechend gefördert.
Boom ist in den Gewerbegebieten unübersehbar
Der Staat bemüht sich sowohl um amerikanische Firmen als auch um ausländische Investments. Der Trend, in den USA zu investieren, ist ungebrochen. 1999, im jüngsten vorliegenden Jahr der Statistik, flossen 270 Mrd. US-$ ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten. 228 Mrd. US-$ kamen aus Euroland, davon etwa ein Zehntel aus der Bundesrepublik.
Nicht nur große Konzerne finden den Weg nach South Dakota. Auch Mittelständler sind dabei. Die deutsche Gruppe um die Ahrens Schornsteintechnik beispielsweise hat ihre US-Zentrale in Sioux Falls. Manager Monte Lutz steuert seit 20 Jahren über 130 Vertragshändler.
Amerikaner selbst zieht es ebenfalls ins so genannnte amerikanische Heartland. James G. Lampy startete vor zwei Jahren in Rapid City eine zweite berufliche Karriere. Er restauriert mit 20 Mitarbeitern in der zweitgrößten Stadt des Staates Betonverarbeitungsmaschinen. Aus der Mitte der USA verschickt er seine über zehn Tonnen schweren Stücke per Lkw auf die Reise an die Ostküste. Von dort werden sie nach Übersee verschifft. „Die Arbeitskräfte hier sind einfallsreiche, zupackende Menschen mit Siedler-Mentalität“, sagt er ehrlich, „genau solche Mitarbeiter brauche ich in meinem Geschäft.“ Außerdem sei die Welt am Fuße der berühmten Black Hills und dem Mount Rushmore mit den in Fels gemeißelten Präsidentenköpfen noch in Ordnung. „Ein guter Platz, um mit seiner Familie zu leben“, betont der Unternehmer.
Das hat sich auch James Brunsch gedacht. Der IT-Ingenieur stammt selbst aus der Gegend, arbeitete viele Jahre in San Diego und ist jetzt als Entwicklungschef der Tochterfirma der norwegischen Comuniq ASA in die Heimat zurückgekommen. „Die noch junge Zusammenarbeit mit den Hochschulen bei Forschungsprojekten klappt hervorragend“, freut sich der Entwickler, dass das professionelle Umfeld für High-Tech stimmt.
Robert P. DeMerssemann, Präsident des Rapid City Area Economic Development Partnership, prophezeit der Stadt einen Boom wie der Software- und IT-Stadt Boulder in den Rocky Mountains. Er sieht die geringen Lebenshaltungskosten und die intakte Umwelt als Trumpf, um junge Fachkräfte anzulocken. Familienvater James Brunsch jedenfalls hat keine Sekunde gezögert, als er die Stellenanzeige sah: „In San Diego stand ich doch jeden Tag zwei Stunden im Stau.“
Mehr Infos:
South Dakota:
www.sdgreatprofits.com (Investoren-Informationen und Ansprechpartner)
USA allgemein:
www.usembassy.de (Basisinformationen für Investoren)
www.case-europe.com (US-Bundesstaaten mit Vertretungen in Europa)
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