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Verschwendung wird nicht länger geduldet

Anteil der Sonderwerkzeuge wächst überproportional
Verschwendung wird nicht länger geduldet

Clevere Werkzeuglösungen steigern nicht nur die Produktivität, sondern die Wirtschaftlichkeit von Zerspanprozessen insgesamt. Wir stellen Trends und wichtige Neuheiten vor, die auf der Metallbearbeitungsmesse Emo zu sehen sein werden.

Von unserem Redaktionsmitglied Haider Willrett haider.willrett@konradin.de

Beim Streben nach mehr Produktivität und Wirtschaftlichkeit von Zerspanprozessen bieten die Nebenzeiten noch einiges Potenzial für Verbesserungen. Multifunktionale Werkzeuge, die mehrere Bearbeitungen in einem Aufwasch erledigen und damit so manchen Werkzeugwechsel überflüssig machen, liegen deshalb auf der Metallbearbeitungsmesse Emo im Trend. Auch Sonderwerkzeuge sowie kundenindividuell angepasste, sogenannte customized Tools, werden zunehmend verlangt. Das stellt Kurt Brenner, Leiter Technik und Produktion bei der Ettlinger Iscar Hartmetall GmbH (Halle 4, Stand E30) fest: „Die Nachfrage nach Sonderlösungen steigt überproportional.“ Dr. Dirk Kammermeier, Leiter Entwicklung Standardprodukte bei der Fürther Kennametal GmbH (Halle 3, Stand G09), ergänzt: „Um Produktivitätsreserven zu knacken, wollen wir nicht nur ein Werkzeug liefern, sondern an Fertigungskonzepten mitarbeiten und damit die Kosten pro Werkstück reduzieren.“ Weil dieser Service jedoch aufwändig und teuer sei, müssten Wege gefunden werden, ihn zu finanzieren. Was vor Jahren bereits diskutiert wurde – die Bezahlung der Werkzeuge pro Gutteil –, ist wieder aktuell. „Inzwischen werden einzelne Projekte und Bauteile so abgewickelt. Wir tasten uns heran, und ich gehe davon aus, dass dieses Modell erheblich an Bedeutung gewinnen wird“, gewährt Brenner Einblick.
Auch eine andere Sache, die bereits in aller Munde war, scheint wieder aufzuleben: das Toolmanagement. Laut Brenner wurden in den letzten Jahren im Ausland positive Erfahrungen gesammelt, und jetzt sei es auch in Deutschland wieder ein Thema. „Ein Werkzeughersteller, der weiterhin erfolgreich sein will, muss diese Dienstleistung anbieten.“
Toolmanagement ist auch ein wesentlicher Bestandteil der Kampagne „Action against waste“. Mit ihr will der Aalener Feinbohrspezialist Mapal Dr. Kress KG (Halle 4, Stand C14) seine Kunden dabei unterstützen, die Verschwendung von Zeit, Material, Geld und Know-how in der Fertigung weitestgehend zu eliminieren. Die Prozesse sollen optimiert werden, angelehnt an den von Toyota geprägten Begriff „muda“, der die Verschwendung durch
  • Fehler, die korrigiert werden müssen,
  • Überproduktion,
  • Lagerbestände zwischen den Bearbeitungsschritten,
  • unnötige Prozessschritte,
  • unnötige Bewegung von Personal,
  • unnötigen Transport von Gütern und
  • Wartezeit von Mitarbeitern zur Fehlerkorrektur in nachgelagerten Bereichen
umfasst. Dazu bietet Mapal bereits seit einiger Zeit das Dienstleistungspaket Complete Tooling Services (CTS) an. Dessen Bausteine reichen vom Planen des wirtschaftlichsten Bearbeitungskonzepts (Tool Expert Team) über das Sichern der Verfügbarkeit von Betriebsmitteln (Tool Logistic Services) und die Optimierung bestehender Prozesse (Tool Optimization Services) bis hin zum ganzheitlichen Planen, Beschaffen und Bereitstellen von Werkzeugen und Betriebsmitteln (Tool Management Services).
Den stark gestiegenen Rohstoffpreisen, insbesondere beim Hartmetall, begegnen die Hersteller unter anderem mit Wechselkopfsystemen und Wendeschneidplatten mit einer höheren Anzahl von Schneiden. „Die zum Teil drastisch gestiegenen Materialkosten konnten wir nicht mehr abfedern, und unsere Kunden zeigen wenig Bereitschaft, sich daran zu beteiligen“, erläutert Dr. Dieter Kress, Geschäftsführender Gesellschafter von Mapal. Als Vorsitzender des Fachverband Präzisionswerkzeuge im VDMA spricht er hier auch im Namen anderer Hersteller. Wie die Aalener bei der Wendeplatte 4Cut reagierten auch andere Hersteller wie Iscar bei der Wendeplatte Heliodo mit der Verdoppelung der Schneiden pro Platte. „Damit können wir unseren Kunden trotz des teuren Rohstoffs ein Produkt mit einem sehr günstigen Preis pro Schneide anbieten. Und das bei höherer Produktivität, Standzeit, Präzision und Oberflächengüte“, unterstreicht Kurt Brenner.
Eine weitere Lösung, die sparsam mit dem Rohstoff Hartmetall umgeht, sind Wechselkopfsysteme wie der neue Wechselkopfbohrer von Mapal, die Bohrer der Chamdrill- und Chamdrilljet-Familien von Iscar oder die Kentip-Reihe von Kennametal. Während die Köpfe der einen Hersteller mehrfach nachgeschliffen werden können, setzen andere wie Kennametal auf Wegwerftools. „Das ermöglicht uns bei Substrat, Geometrie und Beschichtung exotische Lösungen mit hoher Performance. Nachschleifen wäre hier zu aufwändig und kompliziert. Dem Kunden spart es den Logistikaufwand zum Nachschleifer“, begründet Kammermeier.
Die größten Fortschritte in Sachen Performance erwarten die Experten in den kommenden Jahren von den Beschichtungen. So ist es der Tübinger Walter AG (Halle 3, Stand G24) nach eigenen Angaben erstmals gelungen, eine PVD-Beschichtung unter Abscheidung von Aluminiumoxid zu erzeugen. Die PVD-Tiger genannten Schneidstoffe sollen selbst bei schwer zerspanbaren Werkstoffen wie Titan und Titanlegierungen ihre Krallen nicht einziehen. Wegen der hohen Zähigkeit brechen die Schneidkanten weniger schnell aus und die verbesserte Temperaturbeständigkeit verringert den Kolkverschleiß.
Aber auch die Wendeplatten entwickeln sich weiter. So stellt die Besigheimer Komet Group GmbH (Halle 4, Stand A06). die Technologie-21-Platten vor. Sie bestehen aus einem Ultrafeinkorn-Hartmetall, haben einen hochpositiven Spanwinkel, eine deutlich geringere Schneidkantenverrundung sowie eine neue Beschichtung. Bei gleichen Zerspanparametern und Materialien sollen die Vorschubkräfte nur noch halb so groß sein wie bei bisherigen Ausführungen. Die Geometrie 21 wurde für langspanende Werkstoffe und rostfreie Stähle entwickelt.
Neben den Multifunktions- und Universalwerkzeugen sorgen auch neue Technologien wie das Interpolationsdrehen dafür, dass die Tools seltener gewechselt werden müssen und weniger Zeit unproduktiv verstreicht. Deutliche Vorteile hinsichtlich Bearbeitungszeit, -aufwand und -qualität soll bei komplexen Fertigungsaufgaben auch das mechatronische U-Achswerkzeug Komtronik bieten. Jacek Kruszynski, Leiter Technologie und Entwicklung bei Komet ist überzeugt, „dass wir vor dem Durchbruch dieser Technologie stehen“. Waren bisher die Anfragen in der Überzahl, freuen sich die Besigheimer zunehmend über Aufträge. „Die Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass das System die Wirtschaftlichkeit bei komplizierten Bearbeitungen deutlich steigern kann.“ In Hannover stellt Komet die dritte Komtronic-Generation vor, die mit einem automatischen Wuchtausgleich ausgestattet ist.
Mehr Schneiden pro Wendeplatte gleichen hohe Rohstoffpreise aus
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