Vollgas in der Lieferkette

Tino Böhler ist Journalist in Freiburg/Breisgau

Das Werk von Arvin Meritor A&ET GmbH in Finnentrop in Nordrhein-Westfalen wird von insgesamt 54 Unternehmen mit Produktionsmaterial beliefert. Um die Beschaffungs- und Logistikabläufe zu optimieren, hatten die Verantwortlichen das Ziel, den gesamten Datenaustausch dieser Prozesse elektronisch abzuwickeln. Ein Teil der Lieferanten verfügte bereits über eine EDI-Lösung (Electronic Data Interchange), die in ihr bestehendes EDV-System implementiert war. 14 Lieferanten, meist kleinere Unternehmen, haben kein EDI-fähiges ERP-System. Die aktuellen Lieferabrufe bekamen diese 14 Partner in der Vergangenheit täglich per Fax übermittelt. Dieses Verfahren war für die Verantwortlichen bei Arvin Meritor wie für ihre Lieferanten sehr zeitaufwendig und fehlerhaft: Es verlangte doppelte Dateneingaben und produzierte große Mengen Papier. Zudem führte es zu falschen Lieferungen, die nur durch zusätzliche Transporte zu kompensieren waren. Auch zeit- und kostenintensive telefonische Rückfragen zur Klärung von Fragen und Einzelheiten standen auf der Tagesordnung.

Mike Jopke, Gruppenleiter Beschaffungslogistik Arvin Meritor, erinnert sich: „Die Software sollte alle Lieferanten in den Informationsfluss einbinden und Materialanforderungen bedarfs- und verbrauchsgesteuert elektronisch übermitteln. Weiter musste die Lösung einfach zu bedienen sein und gleichzeitig einen schnellen Austausch der lieferspezifischen Informationen erlauben.“

Bei Arvin Meritor war man an die Vorzüge der elektronischen Kommunikation über klassisches EDI mit der Mehrzahl der Lieferanten gewöhnt und wollte dies ausbauen und bei der Kommunikation mit allen Lieferanten nutzen. Insbesondere im Wareneingang machte die Standardisierung der Lieferpapiere und Warenanhänger mit Barcode Labels sowie der elektronische Empfang der Lieferscheindaten eine schnelle Abwicklung möglich. Angestrebt war die Zusammenarbeit auch mit den Lieferanten, die nicht über eine umfassende IT-Infrastruktur verfügen, auf diese Art zu optimieren. Ein weiteres Ziel war neben der Vermeidung von Arbeitsaufwand innerhalb des gesamten Beschaffungsprozesses, auch Sonderfrachtkosten aufgrund von Materialengpässen auszuschließen.

„Was uns auf Anhieb überzeugte, war die Tatsache, dass unsere Lieferanten nur einen PC mit Internetanschluss benötigen, um mit uns elektronisch Daten austauschen zu können. Die Bedienung des Systems ist dabei denkbar einfach. Unsere Lieferanten können problemlos die Daten in der Form aus den Internetseiten holen, in der sie diese am besten weiterverarbeiten können, von Excel-Listen bis zu XML-Dateien“, kommentiert Martin Wurm, IT-Leiter bei Arvin Meritor, die Entscheidung. Für den Einsatz von Supplyweb bei Arvin Meritor sprachen noch andere Argumente: Eine Schnittstelle zum ERP-System XPPS von Agilisys war vorhanden. Außerdem lässt sich Supplyweb auch an unterschiedliche Systeme der Lieferanten anbinden, da die Applikation ERP-unabhängig ist. Martin Wurm weiter: „Wir waren uns einig, dass Supplyweb genau auf unsere Anforderungen zugeschnitten war und ohne zusätzliche Anpassungen die Arbeitsabläufe unterstützen würde. Auch die Tatsache, dass die Lösung erweiterbar ist und daher auch in der Zukunft unsere wachsenden Anforderungen erfüllen würde, war ein wichtiges Argument.“

Mike Jopke fasst die reibungslose Einführung wie folgt zusammen: „Wir haben Supplyweb innerhalb kürzester Zeit einführen können, da wir die Software schon vorher bei einem Anwender im Echtbetrieb gesehen hatten und über alle bei uns benötigten Funktionen schon bestens informiert waren. Außerdem war es für uns enorm wichtig, dass die Supply Chain Management-Lösung auch an andere ERP-Systeme wie die der Zulieferer angebunden werden kann.“ So lässt sich die Software problemlos innerhalb von nur 2 h bei einem Lieferanten einführen, schulen und bedienen.

Der Austausch aller beschaffungsrelevanter Informationen mit den Lieferanten ist seit der Einführung von Supplyweb ereignisgesteuert und automatisiert. Elektronische Nachrichten aus dem ERP-System wie Lieferabrufe werden mit Supplyweb über das Internet den Lieferanten zur Verfügung gestellt. Diese können dann die Informationen in der Internetapplikation einsehen, bearbeiten und gegebenenfalls in ihre eigenen Systeme übernehmen. Durch die elektronische Bereitstellung der Daten sind die Verfahren beschleunigt worden und Fehler durch manuelle Eingaben ausgeschlossen. Das gesamte Netzwerk ist damit besser steuerbar und messbar optimiert worden.

Außer den Informationen über bestellte Lieferungen können die Lieferanten auch alle dazu gehörigen Daten in Supplyweb einsehen: Liefertermine und -mengen, Kontraktinformationen; in Transit befindliche Lieferungen sowie Gutschriften und Rechnungen stehen den Lieferanten in Supplyweb ebenfalls zur Verfügung. Mit Hilfe einer XML-Schnittstelle können die gewünschten Daten in die eigenen Systeme übernommen werden. Die vereinfachte schnelle Abwicklung bringt sowohl dem Kunden als auch dem Lieferanten Zeit- und Kostenvorteile. Martin Wurm abschließend: „Die Einführung von Supplyweb führt zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil.“

Rasche Implementierung und Integration der Zulieferfirmen

Agilisys Automotive, die frühere Brain Ag, Breisach, und heute ein Unternehmen der Agilisys Inc., hat sich auf automotive-spezifische Softwarelösungen spezialisiert und bietet Support in über 30 Ländern. Agilisys Inc. ist Anbieter für Business-Softwarelösungen in ausgewählten Fertigungsindustrien. Über 1600 Kunden weltweit attestieren der Agilisys Automotive-Software täglich den hohen Abdeckungsgrad ihrer branchen-spezifischen Anforderungen.

www.brainag.de

Arvin Meritor A&AT GmbH, Finnentrop, eine Tochter von Arvin Meritor aus Troy (Michigan/USA), ist Systemlieferant und Erstausrüster für die Automobilindustrie. In Deutschland liefert das Unternehmen komplette Abgasanlagen, Abgaskrümmer, Katalysatoren, Überrollbügel sowie Ladeluftrohre an führende Autohersteller, unter ihnen Audi, BMW, Ford, Opel, Porsche, Skoda und VW. Weltweit beschäftigt Arvin Meritor 35 000 Mitarbeiter an 150 Standorten in 26 Ländern, 380 davon im Werk in Finnentrop. Der weltweite Umsatz des Unternehmens belief sich im Geschäftsjahr 2002 auf 7 Mrd. US-$.