Mehr denn je steht das Gießen im Wettbewerb zu anderen Verfahren. In Hannover wollen die Gießereien zeigen, wie sie ihr Verfahrens-Terrain erfolgreich verteidigen wollen.
Thomas Baumgärtner ist Journalist in Kusterdingen IA.redaktion@konradin.de
Sowohl der Fahrzeugbau als auch viele andere Branchen sind immer weniger auf das Gießen fixiert. Die Konstrukteure prüfen bei nahezu jedem Bauteil konkurrierende Technologien wie Schmiedeverfahren und die Blechumformung. Die Suche nach der jeweils wirtschaftlich und technisch überzeugenden Lösung zur Produktion eines neuen Bauteils bezieht alle Optionen ein – Geometrie, Werkstoff und eben auch das Fertigungsverfahren. Hieß die Frage früher „Wie optimieren wir dieses Gussteil?“, so wird heute gefragt: „Wie können wir die gewünschte Funktion kostengünstig und montagefreundlich in einem Bauteil abbilden?“.
Konstrukteure nutzen gerne die Messe, um dort – oft in direkter Nachbarschaft – unterschiedliche Weg zu einem Bauteil auszuloten. So kann ein Achsträger aus einem oder mehreren verschweißten oder verschraubten Stahl- oder Aluminium-Schmiedeteilen bestehen. Er kann als geschweißte Stahlblechkonstruktion ausgebildet oder aus einer Kombination mehrerer Bauteile in verschiedenen Werkstoffen ausgeführt sein. Jede Lösung weist Vorteile auf, die je nach Einsatzbereich sinnvoll sind.
Besonders innovativer Lösungen rühmen sich gerne die Gießer, auch wenn diese nur wenig bekannt sind. Von Konstrukteuren verschiedener Branchen oft unterschätzt haben Werkstofftechnik, Gießtechnologie und Nachbehandlungsverfahren den „spröden“ Charme des üblichen Graugusses längst hinter sich gelassen.
Rund 30 % der insgesamt 1800 Aussteller der Zuliefermesse, also etwa 500 Unternehmen, präsentieren Gießtechnologien.
Beispielhaft ist die Entwicklung eines duktilen Sphärogusses unter dem Kürzel ADI (Austempered Ductile Iron). In Verbindung mit der angepassten Wärme-Nachbehandlung erreichen die mit diesem Werkstoff gegossenen Bauteile mechanische Werte, die sonst nur in wesentlich aufwendigeren Verfahren zu erzielen sind, verspricht der Gießereiverband in einer Mitteilung.
Gussverfahren mit hoher Festigkeit
Damit tritt dieser Werkstoff nicht nur in Konkurrenz zu Stahlguss. Er kann auch geschmiedete Stahlteile substituieren. Zudem dringt er weiter in den von Alu-Legierungen dominierten Leichtbau ein: Hohe Festigkeiten bei vergleichsweise geringen Gewichten machen es möglich. Schlussendlich ergibt sich hier eine günstige Kostensituation. Solche Argumente machen ADI beispielsweise attraktiv für den Automobilbau, wo sich bereits interessante Anwendungen finden.
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